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Ich war am nächsten Tag  gerade aus der Praxis meines Hausarztes gekommen, als mein Handy klingelte. Ein Blick auf mein Display verriet mir das es John war.

„Diesmal werde ich aber nicht einspringen." Warnte ich ihn leicht lachend.

„Deswegen rufe ich auch nicht an." Antwortete er mir zögernd. Besorgt hielt ich inne, John war keiner der mit irgendetwas hinter dem Berg hielt. Seine direkte Art war das, was ihn eigentlich ausmachte.

„Alles in Ordnung, John?"

„Der Chef will dich sprechen, ich soll dir sagen du sollst deinen Hintern zur Halle bewegen. Hör mal, er war ziemlich sauer." Ich schluckte das hieß nichts Gutes.

„Ich bin gerade beim Arzt raus, kannst du ihm sagen dass ich  auf dem Weg bin?" Fragte ich ihn.

„Klar mach ich. Bis gleich." Zögernd ließ ich mein Handy wieder sinken. Dass unser Chef mich sprechen wollte konnte nichts Gutes bedeuten, nicht nach gestern.

Es dauerte genau 26 Minuten, bis ich das Arena Gelände betrat. Mit jedem Schritt in Richtung der Büros, wurde das unwohle Gefühl  in meiner Magengegend schlimmer. Ich hatte, in den eineinhalb Jahren in denen ich hier arbeitete, genau zwei Mal mit meinem Chef gesprochen.

Bei meinem Bewerbungsgespräch und an meinem ersten Tag, als er mir meine Zugangskarten überreicht hatte.

Zögernd klopfte ich an seine Bürotür.

„Herein?" Ertönte es von innen. Bemüht um ein selbstbewusstes Auftreten  betrat ich das Büro.

„Frau Parker, Sie habe ich bereits erwartet." Begrüßte er mich und deutet auf den Sessel vor seinem Schreibtisch. Er hatte sich in den letzten zwei Jahren nicht verändert. Glatze, eine zu große Hornbrille auf der Nase und ein vielleicht etwas größer gewordener Bierbauch.

„Ich war noch beim Arzt, deswegen hat es etwas länger gedauert." Entschuldigte ich mich. Sofort richtete sich sein Blick auf meinen noch immer in der Schlinge liegender Arm.

„Genau darum geht es auch, können Sie mir erklären wie zur Hölle sie das gestern zulassen konnten?" Fauchte er mich an.

Erschrocken zuckte ich in dem Sessel zusammen, mit dem Tonfall hatte ich nicht gerechnet.

„Es hätte nicht passieren dürfen, die Bühne war noch nicht freigegeben und als ich wiederkam musste ich feststellen, dass meinen Anweisungen keine Folge geleistet wurde." Mein Herzschlag beschleunigte sich ohne dass ich es verhindern konnte. 

„Und genau hier liegt das Problem Frau Parker. Wie zur Hölle kamen Sie auf die Idee das Gelände zu verlassen? Ich muss Sie doch nicht daran erinnern, das es zu ihrem Job gehört zu keinem Zeitpunkt, auch nur eine  einzelne der hier arbeitenden Personen aus den Augen zu verlieren." Fast schon höhnisch zog er fragend eine Augenbraue nach oben.

„Und dabei ist es mir egal ob einem Künstler irgendein Teil fehlt oder nicht! Es ist nicht ihr Job sich darum zu kümmern. Wissen Sie eigentlich wie viel Stress ich jetzt mit den Versicherungen habe? Mal ganz zu schweigen von den Kosten die auf uns zukommen können?"

Es widerstrebte mir seine Anschuldigungen anzunehmen. Aber wenn ich ehrlich zu mir selbst war, hatte er recht. Ich hätte das Gelände nicht verlassen dürfen, egal welche Motive mich dazu verleitet haben. Eine Person wurde verletzt, dass ich es war spielte dabei keine Rolle.

Care for you. |H.S.|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt