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~Flight Osaka to São Paulo~
11.660 miles

Wie von einer Dampfwalze überrollt, traf meinen Gefühlszustand ziemlich genau, als ich mich am nächsten Morgen auf meinen Platz im Flugzeug fallen ließ.

Ich hatte verschlafen. Das aller erste Mal seit Tour Beginn hatte ich verschlafen. Weder mein Wecker, die fünf Anrufe von Collin, noch die drei von Louis,  hatten es geschafft mich zu wecken.

Das war anscheinend Anlass genug für die beiden Trottel gewesen, um mich auf andere Art und Weise wach zu kriegen. Das Mittel ihrer Wahl: Ein eiskalter, nasser Waschlappen gepaart mit einer großen Portion Gegröle. Warum hatte Collin noch mal ein Schlüssel für mein Zimmer und nicht Adam?

Im Gegensatz zu meiner durch den Zeitstress entstanden Panik, noch rechtzeitig das gesamte Team pünktlich in den Flieger zu kriegen, schien Louis tiefen entspannt.

Bestens gelaunt und höchst amüsiert traf es wohl noch besser. Zu dem Zeitpunkt, an dem wir den Flughafen erreichten, hatte bereits das halbe Team den Videobeweis von meinem erfreulichen Weckritual gesehen.

Und als wir wenige Minuten später vom Boden abhoben und mein Blick auf Louis traf, der mich über den Gang hinweg nur belustigt angrinste und mir sein offenes Instagram Profil präsentierte, war es offiziell: Die halbe Welt hatte es gesehen. Oder würde es zumindest noch.

Besagter verdankte es allein meinem komatösen Zustand, dass ich ihn kommentarlos gewähren ließ. Auf keinen Fall war es die Erleichterung darüber, dass es das erste Mal seit dem Interview war, dass ich sein verschmitztes Grinsen wieder sah. Zumindest redete ich mir das ein.

26 Stunden in einem Flugzeug zogen sich länger als jedes Kaugummi der Welt.

Nach dem ich die ersten Stunden noch recht gut mit Hilfe von Kaffee und einem Haufen von unbeantworteten E-Mails rum bekommen hatte. Schienen die Sekunden danach nur noch im Minutentakt zu verstreichen.

Ich hatte die fünfte Runde Maumau in Folge gegen Logan und George verloren, als ich einsehen musste, dass schlafen wohl die effektivste Methode war um die Zeit totzuschlagen.

Als ich Stunden später wieder aufwachte, war das Licht in der Flugzeugkabine gedimmt. Lediglich kleine LEDs am Boden leuchteten den Weg in Richtung Toiletten und zu den Notausgängen.

Ich schien mittlerweile nicht mehr die Einzige zu sein, die den Flug zum Ausschlafen ausnutzte. Langsam ließ ich meinen Blick über die schlafenden Gesichter der anderen wandern. Es war selten, dass wir als gesamtes Tour Team zusammen reisten. Der Aufwand und die Kosten waren zu hoch, geschweige denn das Sicherheitsrisiko, was es mit sich brachte, mit Louis zu reisen. Wo war er eigentlich? Sein Platz schräg gegenüber von mir war der einzige der leer war.

Irritiert erhob ich mich nur, um belustigt innezuhalten, sobald ich ihn regungslos auf dem Boden mitten im Gang liegen sah. Mit Kopfhörern in den Ohren schien er es sich auf dem Teppich gemütlich gemacht zu haben, starrte stumm an die Decke.

"Should I ask what you're doing or just pretend lying on the floor of an airplane is considered as normal social etiquette?" Mich neben seinen Kopf gegen einen der Sitze gelehnt niederlassend, betrachtete ich den jungen Sänger amüsiert.

"Harry was right, you do snore." Mir ein verschmitztes Grinsen zu werfend, nahm er sich die Kopfhörer aus den Ohren. Der Bildschirm seines Handys leuchtete auf, informierte ihn darüber das die Musik automatisch stoppte.

"Going down the memory lane?" Kommentierte ich das Bild von fünf hyperaktiven Jungs am Strand.

"Hey! We had some bangers!" Verteidigte er sich prompt.

Care for you. |H.S.|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt