"Sieht doch super aus", sagte ich stolz und betrachtete dabei die eben angebrachte Dekoration. Florian musterte das ganze und war noch ein bisschen unzufrieden. "Da fehlen Kastanien", bemerkte er. "Wo sollen wir jetzt welche herbekommen?" "Ich kann morgen welche mitbringen. Auf meinem Weg hierher stehen tausende Kastanienbäume."
Wir hatten ein paar künstliche Blätter in rot, gelb, braun und grün gefunden, genauso wie ein paar Lichterketten, die mit Batterien betrieben wurden und ein paar kleine zier Kürbisse. Diese erinnerten mich an die Kürbisse, die Lu und ich ausschnitzen wollten. Ich beschloss einfach morgen oder so nach der Arbeit zum Markt zu gehen und dort zwei zu kaufen. Das würde zwar eine riesige Sauerei werden, aber ich war davon überzeugt, dass das Ergebnis gut sein würde. Insgeheim freute ich mich wie ein kleines Kind genau darauf. Wir konnten sie zwar nicht vor die Haustür stellen, weil mein Vermieter echt streng war was den Hausflur anging, aber immerhin würden wir schon in der Wohnung einen Platz finden.
Gegen Mittag bekam ich eine Nachricht von Luisa, in der sie fragte, ob wir in meiner Pause vielleicht zusammen hier im Café etwas trinken wollten. Ohne nachzudenken sagte ich ja und legte mein Handy zurück. Etwas später trat sie auch schon ins Café und sah sich um. Ich hatte ihr am Morgen erzählt, dass Florian und ich das Lokal ein wenig aufhübschen wollten. "Sieht ja ganz gemütlich aus", kommentierte sie. Florian grinste zufrieden und zog Luisa in eine flüchtige Umarmung, die sie natürlich erwiderte. Er musterte die Brünette für einen Moment und sah dann mich an, woraufhin er einen fragenden Blick erntete. "Du siehst wundervoll aus, Luisa", meinte er dann zu ihr. "Hast du aufgehört deine Haare zu färben?", lachte er. "Danke. Tatsächlich ja." Aber Flo hatte recht. Lu trug einen beigefarbenen Mantel, darunter einen schlichten schwarzen Pullover und eine schwarze Jeans, dessen Enden in den grauen Uggs versteckt waren. Ihre Haare hatte sie heute Morgen ein wenig gelockt, sodass sie wellenartig über ihrer Schulter hingen. "Ich muss ihm recht geben", sagte ich ehrlich und zuckte mit den Schultern. Sie sah mich daraufhin einfach nur an und schmunzelte. "Was möchtest du trinken, Liebes?" "Ich könnte einen Cappuccino gebrauchen", überlegte sie. "Keinen Kaffee?" Sie schüttelte den Kopf. "Heute nicht, nur einen Cappuccino." "In Ordnung, ich mache den fertig und bringe ihn dann gleich mit zum Tisch, okay?", fragte ich dann. Luisa nickte und setzte sich an einen Tisch an der Fensterfront, wo sie derweil ihr Handy aus der Tasche holte und darauf rum tippte. "Sie sieht viel besser aus", flüsterte Florian und spielte dabei auf die vergangenen Wochen. "Das finde ich auch." Ich hatte mir einen Kaffee gemacht und brachte diesen und Lu's Cappuccino zum Tisch, nachdem ich meine Schürze zur Seite gelegt hatte. "Danke dir." Sie legte nun ihr Handy zur Seite und trank von ihrer Tasse. "Hast du schon frei?", fragte ich sie. "Ja. Ich habe gleich den Termin beim Psychologen und dann wollte ich zu mir fahren und die Sachen zusammen packen, weil später noch jemand kommt, der die Wohnung anschauen möchte." "Das ging aber fix", bemerkte ich. "Ich hatte gestern eine Anzeige aufgesetzt und vorhin hat sich jemand gemeldet, der wohl Interesse hat. Wenn alles klappt und er die Wohnung nimmt, dann kann ich später aussortieren und den Rest dann rüber bringen", erzählte sie. "Das freut mich. Ich kann dir nach der Arbeit dabei helfen, wenn du möchtest." "Das ist lieb, aber ich habe echt nicht viel. Die meisten Möbel würde der neue Besitzer dann übernehmen, also außer das Sofa natürlich. Ich muss also nur meine Kleidung, den Inhalt der Wohnzimmerschränke und Zeugs aus dem Bad mitnehmen." "Ist das wirklich alles okay für dich? Also dass du die Wohnung einfach aufgibst und zu mir ziehst?", wollte ich wissen, weil ich ein schlechtes Gewissen bekam. Ich meine, sie wohnt seit Jahren in dieser Wohnung und hängt vielleicht an ihren Sachen. "Natürlich", sie legte ihre Hand auf meine. "Mir ist die Wohnung egal. Und außerdem verbinde ich kaum gute Erinnerungen damit." "Okay. Bist du denn sicher, das du keine Hilfe brauchst?" "Vielleicht kannst du doch kommen und mir helfen die Sachen ins Auto zu tragen." "In Ordnung." Sie erzählte mir noch von den Dingen, die sie auf jeden Fall mitnehmen wollte und welche sie in den Müll schmeißen würde. Vieles ihrer Sachen verschenkte sie an Leute, die es gebrauchen konnten. Dinge, wie zum Beispiel das Geschirr oder Gläser. Meine Küchenschränke waren gut ausgestattet, weshalb wir dort kein Platz haben würden. Ihre Unterlagen würden wir vermutlich entweder im Wohnzimmer im Regal oder im Keller unterbringen müssen, weil der eine mehr oder weniger freie Raum nur für eine kurze Zeit als Abstellzimmer dienen würde. Darüber redeten wir nicht, zumindest nicht hier im Café.
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Nordsee Wind
Teen Fictioncover by @bleibendestille Emma hatte gerade ihre Lehre abgeschlossen und sich dafür entschieden, ihre Heimat zu verlassen. Sie war nun erwachsen genug, um auf eigenen Beinen zu stehen. Also zog sie von der Großstadt in einen kleinen Ort an der Nords...