Olivia Cate Storm

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Emma


Es war viel Zeit vergangen, in der wir die Zweisamkeit genossen und sorgenlos in unserem Alltag lebten. Der Frühling ließ die schönsten Blumen erblühen und gleichzeitig kehrte Ruhe und Frieden ein. Alles war gut so, wie es war. Eines Nachts weckte Luisa mich völlig panisch. "Was ist los?", fragte ich verwirrt und schlaftrunken. "Ich glaube es geht los." Sie klang ängstlich und atmete stark ein und aus. Urplötzlich war ich wach und sprang aus dem Bett um Lu irgendwie behilflich sein zu können. In dieser Nacht würde es soweit sein; in ein paar Stunden würden wir unser Mädchen im Arm halten. Ich fuhr uns ins nächste Krankenhaus, wo man Lu über die Notaufnahme aufnahm und sie direkt in den Kreissaal gebracht wurde. Ich wich meiner Frau nicht von der Seite, versuchte irgendwie eine Unterstützung zu sein und litt fast schon mit ihr. "Ich habe Angst, Emma", sagte sie und verzog daraufhin schmerzvoll das Gesicht. "Ich weiß, Liebes. Aber ich bin da und es wird alles gut." "So, Frau Storm, richtig?", fragte die Hebamme Luisa, die nickte. "Gut, dann sehen wir mal nach." Die Herztöne waren gut und die Wehen regelmäßig, Lu bekam etwas für die Schmerzen gespritzt und ließ meine Hand nicht los. "So wie es aussieht, dauert es keine drei Stunden mehr. Wenn wir also Glück haben, dann sind Sie um fünf Uhr schon Eltern." Wir sahen uns an und wussten, dass wir es schaffen würden. Die Hebamme verschwand wieder und ließ uns zurück. "Hast du Schmerzen?", wollte ich wissen. "Nein. Die PDA hilft, zum Glück." "Da bin ich ja beruhigt. Hast du geglaubt, dass es schon losgeht?" "Keine Ahnung. Als wir schlafen gegangen sind, habe ich sie nur treten gespürt, aber nichts weiter. Wahrscheinlich waren es die Wehen die mich dann weckten und jetzt sind wir hier." "Sie will raus." Nicht lange darauf war es soweit und die Geburt stand bevor. Tatsächlich dauerte das ganze nicht lange und im nächsten Augenblick hörten wir den Schrei des Neugeborenen. Sie war so klein, zog sich zusammen und schrie sich die Seele aus dem Leib. So ein kleines Wesen, dachte ich. Die Hebamme brachte das Baby zur allerersten Untersuchung, schrieb die Maßen auf, säuberte es und wickelte es anschließend in eine Decke. Erst als es zurück zu Lu gebracht wurde, hörte es auf zu schreien. Luisa war erschöpft und lächelte zufrieden. Ich war stolz auf sie und wie sie das durchgehalten hatte. Eine gute halbe Stunde später konnte ich die ersten Minuten mit meiner kleinen Familie verbringen.


"Sie ist so winzig", flüsterte Luisa. "So klein und süß." "Und sie braucht einen Namen", ergänzte ich. "Mein Kopf ist völlig leer." "Sie sieht aus wie eine Olivia." "Wie kann jemand denn wie ein Name aussehen?", fragte sie. "Keine Ahnung." "Der Name gefällt mir aber. Aber irgendwas fehlt da noch." "Ein Zweitnamen?" Sie nickte langsam. Wir beide überlegten, während das kleine Mädchen auf ihrer Brust schlief und sich vermutlich gar nicht für ihren Namen interessierte. "Kate?", fragte Lu irgendwann. "Dann aber mit C." "Deal." So entsprang der Name unserer Tochter Olivia Cate Storm. Ich strich dem Baby vorsichtig über die Wange und konnte glücklicher nicht sein. Zwischendurch kam eine Schwester zu uns und erkundigte sich nach dem Wohlergehen der beiden und dem Namen. Sie notierte sich den Namen und schrieb ihn auf ein kleines Bändchen, welches sie nachher um das kleine Handgelenk des Babys knöpfte. Luisa wirkte müde, weshalb die Schwester mich fragte, ob ich es halten möchte. Ich wollte so gerne, hatte gleichzeitig aber so Angst davor sie fallen zu lassen. "Am besten setzen Sie sich auf einen Stuhl,", sagte sie und zog währenddessen den Stuhl vom Tisch neben das Bett meiner Frau. "und dann gebe ich es ihnen in den Arm." Damit war ich einverstanden, deshalb setzte ich mich und durfte wenig später schon unser Glück in den Armen halten. Olivia war so süß und klein und schlief friedlich weiter. Ich hielt sie und verliebte mich in unsere Tochter. Luisa beobachtete uns und lächelte stolz. All die Bedenken die wir hatten waren in diesem Augenblick wie weg gepustet. Sie war einfach wunderschön, anders konnte ich es nicht beschreiben. Luisa schlief irgendwann ein und ich blieb ruhig auf dem Stuhl sitzen, mit Olivia auf dem Arm. "Endlich bist du da", flüsterte ich leise. "Du kannst echt stolz auf deine Mama sein. Sie hat das gut gemacht." Vorsichtig gab ich ihr einen Kuss auf die Stirn. Ich stand auf, legte es behutsam in das Bettchen, das eine Schwester vorhin hier rein geschoben hatte. Sie schlief weiter, als wäre nichts passiert. Ich setzte mich wieder und musterte Luisa, die ruhig atmete und ihre Augen geschlossen hatte. "Sie sieht aus wie du", sagte ich später leise zu meiner Frau, welche leicht ihre Augen öffnete. "Sehr sogar." "Sie ist unglaublich hübsch." Lu griff nach meiner Hand. "Ich bin stolz auf dich", sagte ich. "Wirklich?" "Oh ja." "Ich liebe dich", nuschelte sie woraufhin ich ihren Handrücken küsste. "So sehr." Wir verweilten zunächst für eine Weile so, ich schlief sogar irgendwann sitzend ein. Erst als eine Schwester herein kam und Olivia weinte, wurde ich wach. Die Krankenschwester brachte sie zu Luisa, wo sie versuchte sie zu stillen. "Wenn Sie Beschwerden haben oder es Probleme gibt, dann klingeln Sie durch und ich komme sofort und sehe was ich tun kann." "Vielen Dank." Ich streckte mich und stand auf, nur um mich dann auf die Bettkante zu setzen. "Sie trinkt", stellte Luisa fest und lächelt. "Wie fühlt sich das an?", fragte ich. "Komisch", lachte sie und für einen Moment beobachtete ich die beiden. "Du siehst glücklich aus", bemerkte ich. "Das bin ich. Meine ganzen Sorgen und Ängste sind plötzlich weg. Wir werden das mit ihr schaffen und ich werde eine bessere Mutter sein, als meine es je für mich war." "Davon bin ich überzeugt." "Meine Mutter fragt, ob ich ihr ein Foto senden kann", erklärte ich, als ich von meinem Handy wieder aufsah. Luisa hatte Olivia gerade den Strampler angezogen, den meine Mutter ihr geschenkt hatte. "Trifft sich gut, sieh mal was sie an hat." Sie nahm das Baby auf den Arm und präsentierte den Strampler so gut es ging. "Warte, davon mache ich ein Foto." Ich hielt diesen Moment mit meiner Smartphone Kamera fest und sendete meiner Mutter wenig später dann das Bild. Eine Antwort ließ nicht lange auf sich warten.

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