Du bist so schön

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"Nichts?", fragte sie und zog dabei ihre linke Augenbraue hoch. "Möchtest du noch mit zu mir?", wollte ich wissen. Sie schaute auf ihre Armbanduhr und dann wieder zu mir. "Gerne."

Also verließen wir Melinas Wohnung und gingen die Treppen rauf zu meiner Wohnung. Vor der Tür hielt Luisa mich am Handgelenk fest und zog mich zu sich, nur um mich leidenschaftlich zu küssen. "Das wollte ich schon seit unserer Verabredung tun, als wir kurz getanzt haben", flüsterte sie. Ich löste mich von ihr, schloss die Tür auf und zog sie hinter mir her in mein Schlafzimmer. Dort knöpfte ich ihr die Bluse auf, während sie sich an dem Reißverschluss meines Kleids versuchte. Sie öffnete ihn und zog es mir aus, woraufhin ich ihre Bluse von den Schultern strich.

Es war dunkel und nur der Mond spendete dem Raum ein wenig Licht. Wir spürten längst keine Spur mehr vom Alkohol. "Du bist so schön", hörte ich Luisa flüstern. Zum Glück konnte sie nicht sehen, wie rot ich wurde. Ich schloss die Lücke zwischen uns, in dem ich sie diesmal küsste. Sie zögerte nicht und taxierte uns ins Bett. Sie schubste mich auf mein Bett und beugte sich dann über mich, nur um mit ihren Lippen meinen Körper zu erkunden. Also gab ich mich ihr hin und genoß das, was sie in mir auslöste.

"Emma!", hörte ich sie von unten rauf rufen. "Beeil dich, wir wollten schon vor einer halben Stunde losgefahren sein!" Ich betrachtete mich gerade im großen Spiegel, der im Bad über dem Waschbecken hing. Ich trug an dem Tag kein Make Up oder sonst irgendwelche Kosmetik und hatte meine Haare nur notdürftig zu einem Dutt zusammen gebunden. "Ja bin sofort fertig", rief ich Judith zu und schmiss mir einen grauen Pullover über. Für den Flug müssten eine lockere Jeans und der Pullover doch reichen. Unten angekommen, stand Judith schon in der Tür und schaute mich tadelnd an. "Wir können."

Die Fahrt zum Flughafen ging zügig, weshalb ich sehr aufgeregt war.

Im Hotel in London angekommen, schmiss ich mich aufs Bett und schloss die Augen. Ich spürte wie meine Begleitung sich neben mich legte und die intensive Stelle an meinem Hals küsste. Ich musste lächeln, ich war glücklich. Auf die kommenden Wochen freute ich mich total, was zum Teil daran lag, dass ich ungestört Zeit mit Judith verbringen konnte. "Ich bin froh mit dir hier zu sein, Judith." Ich schaute sie an, und küsste sie, ließ sie spüren wie glücklich ich in diesem Moment war. Doch als ich die Augen öffnete, war es nicht Judith, die ich sah. Ich schaute in die grünen Augen von Luisa, welche mich verwirrend ansah. "Wer ist Judith?"

Erschrocken wachte ich auf. Für einen kurzen Moment wusste ich nicht wo ich war, in der dunkelheit war kaum etwas zu erkennen. Im linken Augenwinkel nahm ich eine Gestalt war und nach einer Weile wurde mir klar, dass diese Gestalt Luisa war. "Was zum Teufel war das?", fragte ich mich selbst. Luisa lag nur in eine Decke gehüllt neben mir und schlief, mit dem Gesicht in Richtung des Fensters.

Ich setzte mich an die Bettkante und suchte nach meinem Handy, um nach der Uhrzeit zu sehen. Es war 04:57 Uhr, weshalb ich mich dafür entschloss aufzustehen und ins Wohnzimmer zu gehen. Ich schnappte mir eine Jogginghose und einen Pullover, welche beide dank meiner Unordnung auf dem Boden meines Schlafzimmers lagen, und zog sie schnell an. Im Wohnzimmer trank ich einen Schluck aus der Wasserflasche, die noch auf dem Tisch stand und schaute aus dem Fenster.

Ich dachte darüber nach, was passiert war. Noch immer nicht ganz im klaren, setzte ich mich auf den Balkon, mit der Hoffnung, die Kälte könnte für Klarheit sorgen. Dann schoss es mir in den Kopf. Melina und ich waren ausgegangen, hatten Alkohol getrunken und ich traf auf Luisa, welche ebenfalls Alkohol getrunken hatte und mit der ich dann auf den Toiletten verschwand und Sex hatte. Wir hatten Melina Heim gebracht, sind hoch zu mir und hatten nochmal Sex. Verdammt. Ich kniff die Augen zusammen und vergrub mein Gesicht in den Händen.  "Welch eine Ereignisreiche Nacht," meinte ich dann.

Als es mir zu kalt wurde, ging ich wieder rein und sah nach Luisa, welche noch schlafend in meinem Bett lag. Sie war noch immer in meiner Decke eingehüllt, entblößte jedoch ihren linken Arm und ihre Schulter. Lächelnd schüttelte ich den Kopf und ging in die Küche, um dort die Kaffeemaschine anzustellen. Es war bereits 05:30 Uhr, dabei fühlte es sich garnicht so früh an. Ich hatte weder Kopfschmerzen, noch war mir übel oder so und das wunderte mich, weil mein Körper am Tag danach eigentlich anders auf Alkohl reagierte.

Nach einer Weile kam Luisa aus dem Schlafzimmer, in der Decke eingewickelt und mit ihrer Kleidung unterm Arm.

"Wo ist hier das Bad?", wollte sie wissen. Ich zeigte es ihr und ließ ihr Zeit, sich frisch zu machen.

Nach etwa 10 Minuten kam sie in die Küche und nahm dankend die Tasse Kaffee an, die ich ihr anbot.

"Wie geht es dir?", wollte ich nun wissen. "Gut, etwas Müde und ein kleines bisschen Kopfweh, aber das wird schon vergehen." Wir schwiegen. Wieder schaute Luisa auf ihre Armbanduhr und schaute dann mich an. "Ich muss gleich los, hab noch einen Termin", ich nickte. "Schau mal", sagte sie, stellte ihre Tasse ab und sah mir zum ersten mal an diesem Morgen in die Augen. Es schien, als würden ihre glitzern, was mich faszinierte. Sie sagte irgendwas, ich hörte ihr nicht zu, sondern schaute ihr nur in die Augen, blendete den Rest aus. Nach einem kurzen Moment hielt sie inne und winkte mit ihrer Hand vor meinen Augen. Perplex holte sie mich damit zurück ins jetzt. "Hörst du mir zu?", fragte sie. "Entschuldige, ich war gedanklich abgeschweift. Was hast du gesagt?" "Es ist mir ein wenig peinlich und ich weiß nicht mehr alles von dem, was letzte Nacht passiert ist, aber darüber werden wir nochmal sprechen müssen." Es überraschte mich ein wenig, dass sie nicht wusste, was passiert war, aber das würde ich ihr dann wohl noch sagen müssen. "Das find ich auch", gab ich also zurück. "Ist es okay für dich, wenn ich dir am Nachmittag eine Nachricht schreibe?" "Natürlich." "Gut. Ich muss jetzt los, okay?" "Okay. Lass mich dich noch zur Tür bringen."

An der Tür wusste ich nicht recht, wie ich mich von ihr verabschieden sollte, weshalb ich sie einfach in den Arm nahm. Sie erwiederte die Geste. "Auf wiedersehen, Emma Storm.", sagte sie, nachdem sie auf mein Klingelschild nach meinem Nachnamen sah. Ich musste schmunzeln. "Auf wiedersehen, Luisa Maeson."

Und damit ging sie die Treppen runter und verließ das Haus. Ich ging zurück in die Küche, nahm meinen Kaffee und setzte mich ins Wohnzimmer, um dort Radio zu hören und mich nochmal hinzulegen.

Ein Klingeln riss mich aus dem Schlaf. Der Blick auf die Uhr verriet mir, dass es schon 12:14 Uhr war. Ein wenig überrascht und müde ging ich also zur Tür und öffnete sie, nur um in das Gesicht von Melina zu sehen, welche genauso Aussah, wie ich mich fühlte. "Hast du Aspirin oder sowas da?" Ich ließ sie rein und sie folgte mir ins Wohnzimmer, wo ich ihr die Tabletten gab und sie sich zu mir aufs Sofa setzte.

"Erzählst du mir wer die heiße blondine war?", fragte sie. Ich verschluckte mich an meinem Kaffee und musste husten. Melina jedoch verzog nicht einen Muskel und schaute mich interessiert an.

Nordsee WindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt