Nachdem Luisa sich bei ihr Zuhause hingelegt und ich mich um den kleinen Arlo gekümmert hatte, nahm ich Platz auf der großen Dachterrasse. Es war nicht mehr so kalt wie in der Weihnachtszeit, die Sonne ließ sich immer öfter blicken. Ich würde nicht behaupten, dass es gar nicht kalt war, denn das war es. Noch immer konnte ich die kleinen Atemwolken sehen, die sich vor mir in Luft auflösten.
Ich hatte gerade mein Handy in der Hand und antwortete meinen Freunden, die sich nach Luisas Wohlergehen erkundigt hatten. Mel und Florian wünschten ihr gute Besserung und meinten, dass sie wohl die Tage gerne mal vorbei kommen würden; das würde ich aber erst noch mal mit Luisa besprechen, zumal dies ja ihre Wohnung ist. Noch immer wurde ich den Gedanken nicht los, dass wir näher an dem Verantwortlichen dran waren, als wir dachten.
Ich erschrak als es an der Tür klingelte. Auf dem Weg dorthin sah ich schnell im Schlafzimmer, ob Luisa am schlafen oder wach war; das erste war der Fall. Kurz zögerte ich, öffnete aber dann die Haustür.
Die schwarzhaarige Frau auf dem Café, bei der sich herausstellte, dass es Luisas Mutter war, stand plötzlich vor mir.
"Und wer sind Sie?", fragte sie, weil sie offensichtlich ihre Tochter erwartet hatte.
Ich räusperte mich und antwortete dann. "Ich bin Emma," meinte ich und war nicht sicher, als wen ich mich vorstellen sollte. "eine Freundin von Luisa", antwortete ich deshalb. "Verstehe. Wo ist sie?" "Sie hatte einen Unfall und schläft gerade, ich denke es wäre besser, wenn Sie später noch einmal vorbei kommen." Ihr entfuhr ein ironisches Lachen. "Ich bin später schon auf der Heimreise." Ich nickte und ließ sie rein, daraufhin ging ich nochmal ins Schlafzimmer und weckte Luisa vorsichtig.
Verwirrt sah sie mich. "Was ist los?", fragte sie verschlafen. "Deine Mutter ist hier." "Was?" Sie schrak auf und ich half ihr aufzustehen. "Was will sie hier?", wollte sie wissen. "Hat sie nicht gesagt."
Mit Krücken lief Luisa ins Wohnzimmer, wo ihre Mutter bereits auf dem Sofa saß, den Mantel neben sich gelegt. "Mutter, was kann ich für dich tun?" "Ich habe gehört du hattest einen Unfall? Was ist denn passiert?"
Sie klang nicht so, als würde es sie wirklich kümmern, was Luisa passiert war, sondern als würde sie aus reiner Höflichkeit fragen. "Hatte einen Autounfall und mein Bein ist gebrochen." "Das tut mir leid. Ich wollte mich ursprünglich von dir verabschieden, weil ich wieder Heim fahren werde." Erleichterung machte sich in mir breit. "Na dann, mach's gut, Mutter", sagte Lu trocken. Ihre Mutter sah mich an, musterte mich förmlich. Böse sah sie mich an, als würde sie mich nicht leiden können; als hätte ich ihr etwas getan, sie beklaut. "Wer ist sie noch gleich?", wandte sie sich an Luisa und tat wieder so, als wäre ich nicht Anwesend. "Das ist Emma." "Und was will sie hier?" Luisa rollte die Augen und seufzte genervt auf. "Sie ist meine Freundin. Und jetzt möchte ich, das du gehst. Auf wiedersehen." Sie stand auf, nahm ihren Mantel und sah uns spöttisch an. Ohne ein Wort zu sagen, verließ sie die Wohnung.
"Wow", meinte ich. "war sie schon immer so?" "Nein. Ich habe keine Ahnung was mit der los ist." Lu zuckte mit den Schultern und lief dann in die Küche, wo sie sich an den Esstisch setzte und mich ansah. "Hast du hunger?" Ich nickte. "Würde es dir was ausmachen, wenn du für uns kochst? Ich kann dir ja sagen, was du wie machen musst." Ich musste lachen, als ich mich an meine Kochkünste erinnerte und sie mich flehend ansah. "Ich kann es versuchen."
Unter den Anweisungen meiner Freundin, kochte ich Reis mit Curry und ich war überrascht darüber, das es gut schmeckte.
Später auf dem Sofa, hatte Luisa sich wieder hingelegt und ihren Kopf auf meinem Schoß platziert. Wir sahen uns einen Film an, aber Luisa schien eher von etwas anderem abgelenkt zu sein. "Was ist los?", fragte ich sie deshalb. "Ich mache mir Gedanken über die nächsten Wochen. Ich muss mir ein anderes Auto besorgen, sollte meins kaputt sein. Irgendwie muss ich ja noch zu meinen Klienten kommen." "Musst du nicht bis dahin sowieso erst von hier aus arbeiten? Es ist zwar klar, dass du von hier nicht fotografieren kannst, aber du hast bestimmt noch Dinge, die du bearbeiten musst, nicht war?" Sie seufzte auf. "Ja das stimmt. Ich muss mich aber trotzdem um ein neues Auto kümmern." "Dabei kann ich dir ja helfen." Sie sah mich jetzt an. "Hast du denn ein bisschen Ahnung von Autos?" "Schon. Ich habe meinem Vater früher dabei geholfen, wenn an unserem Auto etwas gemacht werden musste, außerdem hatte ich ja auch mal eins."
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Nordsee Wind
Fiksi Remajacover by @bleibendestille Emma hatte gerade ihre Lehre abgeschlossen und sich dafür entschieden, ihre Heimat zu verlassen. Sie war nun erwachsen genug, um auf eigenen Beinen zu stehen. Also zog sie von der Großstadt in einen kleinen Ort an der Nords...