"Der Psychologe meint, ich mache Fortschritte", erzählte Luisa stolz. "Das ist so super", freute ich mich für sie. "Ja finde ich auch. Ich merke selbst, wie alles in letzter Zeit langsam besser wird. Ich schlafe zum Beispiel viel besser und denke nicht so oft daran." Ich freute mich wirklich für ihre Fortschritte und war echt stolz auf sie. "Ich bin stolz auf dich." Ich sah auf die Straße vor uns, aber vernahm im Augenwinkel das sie mich ansah und lächelte. "Wirklich?" "Mhm." Sie sagte nichts weiter, schaltete stattdessen das Radio ein. Musik tönte aus den kleinen Boxen und begleitete uns auf den Weg nach Hause. Ich hatte sie vom Psychologen abgeholt und fuhr uns gerade nach Hause, damit sie noch an ihren Fotos arbeiten konnte, bevor es spät wurde.
"Wann kommen deine Eltern morgen?", fragte sie als sie sich aufs Sofa setzte. "Ich meine gegen 14 Uhr, wieso?" "Nur so, ich hatte es vergessen. Brauchen wir noch irgendwas und weißt du schon wie lange die bleiben?" "Wieso? Möchtest du nicht, dass die kommen?" "Doch doch, ich wollte nur wissen, ob sie zum Essen bleiben, weil falls ja, dann müssten wir noch was einkaufen gehen." "Ich glaube nicht, dass die so lange bleiben. Die wollten ja erst noch woandershin und danach hier her." Lu sah wieder auf ihren Laptop. Sie hatte neulich ihre alte Brille wiedergefunden, die sie jetzt auf hatte, weil sie offensichtlich damit besser sehen konnte. Der Bildschirm spiegelte auf den Gläsern, weshalb ich nicht mitbekam, dass Luisa jetzt mich ansah. Sie hob eine Augenbraue und sah mich schief an. "Alles gut?", fragte sie. "Die Brille steht dir." Sie schmunzelte wissend und arbeitete weiter. "Ist das so?" Ich setzte mich neben sie und küsste ihre nackte Schulter. Sie trug nur ein Top und eine Jogginghose, die Haare waren zu einem Zopf zusammengebunden. "Du weißt selber das du gut aussiehst."
Ohne mir weiter Aufmerksamkeit zu schenken, sah sie weiter auf ihren Laptop und bearbeitete die Fotos vom letzten Shooting. "Du darfst eigentlich gar nicht dabei sein, wenn ich die bearbeite; wegen Datenschutz und sowas", meinte sie dann. "Ich kenne die Namen doch gar nicht und außerdem ist es ja nicht so, dass ich irgendwem davon erzähle. Niemand erfährt davon." "Ich kann dich eh nicht wegschicken." "Nope." Sie lachte und schob sich die Brille zurecht. Mein Handy vibrierte auf dem Tisch, sodass ich nach sah und eine Nachricht von Melina las.
Bist du ausgezogen oder warum sehe ich dich hier nicht mehr? :(
Ich musste lachen. "Wer schreibt?", wollte Lu wissen. "Melina. Sie fragt, ob ich ausgezogen bin, weil sie mich nicht mehr so oft sieht." "Schreib ihr doch, dass du bei mir bist." "Kann sie sich doch denken."
E: Ich bin bei Luisa. Wieso? Vermisst du mich?
M: Ein wenig. Wollte gestern rauf kommen, aber du bist ja nicht da.
E: Du weißt doch wo Luisa wohnt, komm doch einfach rum.
"Ich habe geschrieben, dass sie ruhig herkommen kann, ist das in Ordnung?" "Heute noch?" "Nein. Allgemein." "Ach so, klar das ist völlig ok."
M: Mache ich die Tage mal, dann bringe ich Wein mit und dann können wir bisschen quatschen.
E: können wir so machen.
"Du, Emma?" Luisa sah mich an und setzte ihre Brille ab. "Wir sollten vielleicht echt mal über unsere Wohnsituation reden." Ich wusste, dass wir dieses Thema bald besprechen müssten. "Zieh' zu mir", sagte ich trocken, aber meinte dies völlig ernst. "Im ernst?" "Jap. Das hier ist doch deine eigene Wohnung, oder? Du kannst sie ja verkaufen und dann kannst du bei mir einziehen." Ich sah mich hier um und musterte die Einrichtung. "Meine Einrichtung ist auch viel schöner", lachte ich. Lu zuckte mit den Schultern. "Das meiste habe ich seit dem ich von Zuhause ausgezogen bin, also bis auf das Sofa natürlich." "Würdest du es in erwägung ziehen die Wohnung zu verkaufen?", wollte ich wissen. "Ich denke schon. Mir wird zwar die Dachterrasse fehlen, aber dein kleiner Balkon wirkt ja auch recht süß." "Recht süß? Erinner dich mal an die Momente, in denen wir dort saßen und aufs Meer geschaut haben." Letztendlich stimmte sie mir zu, dass der Balkon nicht nur süß, sondern auch ein toller Aussichtspunkt war.
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Nordsee Wind
Teen Fictioncover by @bleibendestille Emma hatte gerade ihre Lehre abgeschlossen und sich dafür entschieden, ihre Heimat zu verlassen. Sie war nun erwachsen genug, um auf eigenen Beinen zu stehen. Also zog sie von der Großstadt in einen kleinen Ort an der Nords...