Da bist du ja endlich

640 35 0
                                    

Ich war nicht wirklich erfreut darüber, dass ich während meines Urlaubs arbeiten musste, aber mir wurde versichert, dies würde nicht noch mal vorkommen.

Daher war ich froh, als ich Abends entspannt auf meinem Sofa lag und eine meiner Lieblingsserien schauen konnte.

Als es jedoch an der Tür klingelte, war ich ein wenig genervt. Besuch wollte ich in dem Moment nicht da haben, aber als ich Melina sah, konnte ich auch nicht einfach die Tür wieder zu schlagen. Ich ließ sie also rein und fragte sie, warum sie hier war.

"Ich muss doch nicht immer einen Grund haben, um dich zu besuchen?"

"Eigentlich nicht, aber es wäre toll gewesen, wenn du vorher vielleicht geschrieben hättest.", meinte ich wahrscheinlich mehr genervt, als es eigentlich rüber kommen sollte.

"Soll ich gehen?" Sie klang traurig. Dies allerdings verging schnell, als ich ihre Frage mit 'nein' beantwortete.

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, weil ich eigentlich ein wenig müde war und nur meine Serie sehen wollte. Also fing Melina an zu sprechen.

"Wie war die Hochzeit?"

Sofort schossen mir die Momente mit Luisa in den Kopf. Es war wunderbar, fantastisch, perfekt; wollte ich sagen, aber dann erinnerte ich mich an Judith und wie sehr mich das aufeinandertreffen durcheinander gebracht hatte. Schnell versuchte ich diese Erinnerung zu verdrängen, stoppte die Serie und lächelte. Melina lächelte auch, als hatte sie geahnt, dass es toll war.

"Es war sehr schön. Ich war mit Luisa dort."

"Das freut mich. Mit Luisa? Dann hat sie ja sicher deine Freunde kennengelernt, oder?" Ich nickte. "Und meine Eltern."

"Also ist das etwas ernstes zwischen euch?" Wieder nickte ich. "Wir sind zusammen", meinte ich mit stolz, denn das war ich.

"Sie ist meine Freundin."

"Wow. Das ging schnell." "Naja, was heißt schnell? Wir sind uns ein paar Male näher gekommen und das zwischen uns fühlt sich ganz gut an." "Das freut mich ehrlich für dich, Emma." Wieder lächelte sie. Ich wusste, dass Melina es ernst meinte als sie das sagte.

"Und wie geht es dir?", fragte ich sie und dachte dabei an die Trennung, die sie gerade hinter sich hatte.

Sie schien für einen Moment zu überlegen. "Ich glaube, es wird besser. Das Allein-Leben ist in Ordnung. Ich habe meine Freiheiten, weißt du?" "Oh ja. Das freut mich ja. Hast du noch was von ihm gehört?" Sie wusste wen ich meinte und schüttelte den Kopf. "Nein. Er hat mich vielleicht noch ein, zwei mal angerufen, worauf ich nicht reagiert habe, aber seit dem habe ich nichts mehr von ihm gehört." "Möchtest du alleine bleiben?"

"Für's erste, ja. Ich war ja eine ganze Zeit mit Paul zusammen und ich denke, dass ich mich erst mal auf meine Arbeit konzentriere, bevor ich mich auf jemanden einlasse, weißt du?" Ich verstand was sie meinte. Sie war Schriftstellerin und hatte bereits einige ihrer Texte auf sozialen Netzwerken veröffentlicht. Sie war gerade dabei ein Buch zu schreiben, daher verstand ich was sie meinte nur zu gut.

"Wie läufts mit dem schreiben?", wollte ich wissen. Wir redeten viel zu oft über mich und außerdem interessierte ich mich für ihre Arbeit.

"Soweit ganz gut. Ich dachte vor einer Weile, ich würde nicht mehr weiter kommen. Aber in letzter Zeit fließen die Ideen einfach." "Verrätst du mir jetzt worum es geht?" Melina hatte aus ihrem Buch ein Geheimnis gemacht. Sie wollte, dass niemand wusste, worum es ging. Warum? Das fragte ich mich auch. "Nein, nein.", meinte sie nur und lächelte stolz. Ich beschloss nicht weiter darauf einzugehen, sondern akzeptierte ihren Wunsch einfach.

Nordsee WindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt