Montag Morgen, der Blick auf meine Uhr verriet mir, dass es viel zu früh war; 7:30 Uhr um ehrlich zu sein. Ich streckte mich und gähnte gleichzeitig, bevor ich letztendlich die Decke auf schlug und mich allmählich aufraffte. Emma's Wecker ging im nächsten Moment los, welcher jedoch kurz darauf genervt von ihr ausgestellt wurde. Sie drehte sich auf den Rücken und sah mich mit müden Augen an. Es war noch dunkel draußen, sodass nur die kleine Lampe auf Emmas Nachttisch ein wenig Licht abgab. "Ich will weiter schlafen", beschwerte sie sich. "Nicht nur du." Mein Bauch grummelte und Übelkeit stieg in mir auf. In ein paar Stunden musste ich bereits völlig vorbereitet im Studio sein, deshalb trank ich rasch einen Schluck Wasser, in der Hoffnung, das die Übelkeit verschwand, und stieg in die Dusche. Mit noch nassen Haaren ließ ich mich seufzend aufs Bett fallen und schloss für einen Moment meine Augen. Emma lag noch immer unter der Decke, zwar nicht schlafend, aber noch im Bett. "Zieh dir etwas warmes an, Liebes. Heute wird es noch mal kalt und stürmisch", riet mir meine Freundin. "Ich habe fast gar nichts warmes hier von mir", gab ich zu. "Ich glaube ich hole nachher paar Sachen rüber." "Du weißt, dass du immer etwas von mir nehmen darfst." "Ich weiß, aber irgendwann muss ich mir so oder so andere Kleidung holen", meinte ich und legte meine Hand vorsichtig auf den Bauch. Ich hörte wie Emma sich aufsetzte und öffnete jetzt wieder meine Augen. "Man sieht ja jetzt noch nicht wirklich viel, also kannst du dir damit noch Zeit lassen." Ich stand auf und musterte mich im Spiegel. Ich sah aus wie immer, meine mittlerweile braunen Haare hingen feucht über meine Schultern. Meine Haut war ein wenig brauner geworden und mein Bauch formte sich in eine kleine Wölbung, als hätte ich zu viel gegessen. "Du siehst wunderschön aus, Luisa. Auch wenn du irgendwann eine kleine Babykugel vor dir her schiebst." Meine Freundin stand auf und stand plötzlich neben mir. Aus ihrem Schrank zog sie einen grauen Hoodie, der ihr zu groß war - mir dann vermutlich auch, weil wir beide fast gleich groß waren und eine ähnliche Figur hatten. Dankend nahm ich ihr den Pullover ab und zog mir ein Shirt an, bevor sich der Hoodie locker um meinen Körper schmiegen konnte. Nachdem ich es dann auch noch in eine bequeme Hose und in die Küche geschafft hatte, wo ich mir einen Tee gekocht hatte, saß ich nun um viertel nach Acht im Wohnzimmer. Bis Neun hatte ich noch Zeit und bis dahin setzte ich mich mit Emma aufs Sofa und sah ein wenig fern. Als die Nachrichten kamen, schaltete ich ein wenig lauter und hörte aufmerksam zu.
"Die Verhandlung zum Fall von Luisa Maeson hat bereits begonnen. Zunächst konnte man nur den Täter sehen, dessen Gesicht er mit der Hand zu verstecken versuchte. Katharina Maeson äußerte sich nur kurz." Ein Video wurde eingeblendet, in dem meine Mutter ein Interview und somit ihr Statement abgab. "Ich habe von nichts gewusst. Die ganze Zeit über war ich in Sorge um meine Tochter und bin jetzt umso glücklicher, dass es ihr gut geht. Wir hoffen, dass die Verhandlung gut ausgeht." "So ein verlogenes Missstück", flüsterte ich. "Offenbar werden wir Luisa Maeson nicht zu Gesicht bekommen, dafür konnten wir ein kurzes Gespräch mit ihrem Vertreter halten." Ich runzelte die Stirn und fragte mich, wieso das ganze Land an diesem Fall teilhaben musste. "Frau Maeson wird von zwei Anwälten vertreten, das heißt, dass die Chancen sehr hoch sind, dass der Täter seine gerechte Strafe bekommt." Den Mann, der mich dort im Gericht vertrat, hatte ich noch nie gesehen. Ich habe nie mit ihm gesprochen, was bedeutete, dass er alle Informationen von der Polizei bekam. Die Nachrichtensprecher widmeten sich einem anderen Thema, weshalb Emma nun die Fernbedienung nahm und den Fernseher ausschaltete. "Wusstest du, dass es angefangen hatte?", fragte sie. "Nein, ich hatte keine Ahnung." Die Worte meiner Mutter hallten durch mein Gedächtnis und brachten mich zur Weißglut. "Wie kann meine Mutter nur in der Öffentlichkeit lügen? Das ganze ging doch 100%ig auch von ihr aus." Emma konnte meine Wut schon fast spüren. "Ich kann verstehen, dass es dich wütend macht. Aber ich glaube, dass wir nichts anderes dagegen tun können, als sie in Ruhe zu lassen. Das ist das Beste für dich und das Baby." "Ach sie wird doch früher oder später eh davon erfahren. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Schwangerschaft ein weiteres Thema in den Medien ist." Ich leerte meine Tasse und brachte sie direkt in die Küche. "Wie auch immer", meinte ich, als ich dann zurück ins Wohnzimmer kam. "Ich habe da jetzt auch nicht wirklich den Kopf für. Sollen die alle machen was die wollen und mich in Ruhe mein Leben leben lassen." "Gute Einstellung. Der Fokus liegt auf das hier", sagte Emma, stand auf und legte ihre Arme um meine Hüfte. "Ich bin so stolz auf dich Luisa." Ein Lächeln huschte auf meine Lippen und wenig später verband meine Freundin unsere Lippen miteinander zu einem Kuss. Langsam umklammerten ihre Lippen meine untere und kurz darauf spürte ich ihre Zunge auf meiner Lippe. Ich konnte nicht anders, als zwischen den Küssen zu lächeln. Ich verschränkte meine Arme in Emmas Nacken und ließ sie mit ihren Händen unter mein Shirt fahren, sodass ihre Haut auf meine traf, was für Gänsehaut sorgte. Meine Haut glühte beinahe unter ihren Fingern und mir wurde bewusst, wie sehr mir das gefehlt hatte. Sie bewegte uns zurück in Richtung Sofa und schubste uns vorsichtig aufs Polster, wo sie über mich lehnte und ihre Hände überall waren. Ich musste lachen als ihre Finger meine Hüften streiften, einfach weil es kitzelte. Meine Freundin löste sich von mir und grinste. "Seit wann bist du kitzelig?", wollte sie wissen. Ich zuckte mit den Schultern und zog sie am Nacken wieder runter zu mir. In diesem Moment hatte ich zum ersten mal wieder kein Problem damit, wenn wir diese Aktion vertiefen würden; wäre es nicht gleich schon neun Uhr gewesen. "Mist", nuschelte ich zwischendurch. "Was ist?" "Ich muss gleich los." Emma löste sich von mir, stand aber noch nicht auf. "Ist doch nicht so schlimm wenn du etwas später zur Arbeit und stattdessen erst hier kommst." Geschockt und überrascht zugleich sah ich meine Freundin an, während diese sich auf die Unterlippe biss und ihr Grinsen nicht verbergen konnte. "Ah ja? Erzähl mir mehr." "Ich bin eher so eine, die lieber Taten sprechen lässt."
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Nordsee Wind
Roman pour Adolescentscover by @bleibendestille Emma hatte gerade ihre Lehre abgeschlossen und sich dafür entschieden, ihre Heimat zu verlassen. Sie war nun erwachsen genug, um auf eigenen Beinen zu stehen. Also zog sie von der Großstadt in einen kleinen Ort an der Nords...