Aber ich könnte dich glücklicher machen als sie

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Luisa

Wie bereits angekündigt verbrachten wir den Tag in Emmas Elternhaus, backten Kekse, hörten Musik und tranken Punsch. Marlene konnte es kaum abwarten und stellte bereits am Nachmittag ihre Geschenke unter den Weihnachtsbaum. "Du bist viel zu aufgeregt" hatte Martin ihr immer wieder gesagt. Tatsächlich war Emmas Mutter sehr aufgeregt. Sie erzählte mir, dass die Weihnachtszeit ihre Lieblingszeit des Jahres war und sie an den paar Tagen besonders aufblühte. Ich konnte es ihr nicht übel nehmen. Es war wirklich schön zu sehen, dass sie sich noch immer so sehr auf die gemeinsame Zeit mit ihrer Familie freute. Martin nahm das alles ganz entspannt. Ihm war es nicht so wichtig wie seiner Frau. "Ein paar Tage, wie alle anderen auch. Nur haben die Läden nicht geöffnet" nannte er es. Emma half ihrer Mutter beim Backen, achtete darauf, das die Kekse nicht verbrannten. Ich beobachtete das Chaos in der Küche und konnte es mir nicht verkneifen, zwischendurch ein paar Fotos zu knipsen. Emma wirkte glücklich und strahlte so viel positives aus, was unsere Zeit hier viel harmonischer machte. Sie zauberte jedem ein Lächeln ins Gesicht und ließ mein Herz schneller schlagen.

"Warum guckst du denn so? Hilf mir mal lieber, bitte", hörte ich sie dann sagen, womit sie mich aus meinen Gedanken zurück holte. Ich half ihr, nahm ihr das Blech mit dem Gebäck ab und stellte es auf der Kücheninsel ab. Ein Glück, dass die Küche groß war. Bei uns zum Beispiel hätten wir für drei Leute auf gar keinen Fall Platz gehabt. Marlene schaltete den Ofen aus und räumte die ganzen Sachen in die Spülmaschine. "Also wenn wir dieses Ding nicht hätten", meinte sie erleichtert, nachdem sie die Klappe geschlossen hatte.

Emma hielt mir einen Keks entgegen, von dem ich nur kurz abbiss. "Schmeckt das?", fragte sie. "Probier doch selbst." Sie biss ebenfalls von dem Stück ab und nickte bestätigend. "Perfekt." Ihre Mutter lächelte stolz und setzte sich auf einen Stuhl. "Dieses Rezept klauen wir uns irgendwann", flüsterte Emma mir zu. Sie nahm sich noch etwas und verließ dann die Küche. Arlo lief ihr freudig hinterher, vermutlich raus in den Garten. Ich ging ebenfalls hinterher und setzte mich auf der Terrasse in einen der Sessel. Ich zog mir meinen Cardigan enger um mich und sah den beiden hinterher. Es schneite schon den ganzen Tag, weshalb der Boden bereits mit Schnee bedeckt war. Der kleine Hund lief meiner Verlobten stets hinterher, welche aber plötzlich stehen blieb und ihre Arme zur Seite ausstreckte. Sie drehte sich einmal um sich selbst und ließ den Schnee auf sie fallen. Als sie mich sah, winkte sie mich zu ihr und schloss mich in die Arme. Schnee fiel auf unsere Köpfe und hing an unserer Kleidung fest. "Wunderschönen, oder?" "Du? Mhm", lachte ich. "Nein, der Schnee." Sie musste auch lachen und löste sich dann aus der Umarmung. Sie lehnte ihre Stirn an meine und schloss ihre Augen. "Frohe Weihnachten", sagte ich leise. "Dir auch frohe Weihnachten, mein Engel. Ich hoffe du fühlst dich wohl hier." "Ich fühle mich sehr wohl. Deine Eltern sind fantastisch und ich würde sogar behaupten, dass ich allmählich in Weihnachtsstimmung bin. Heiligabend war bei mir noch nie so schön wie heute." "Das freut mich wirklich sehr." Sie öffnete ihre Augen und sah nun direkt in meine. Ich blendete alles um uns herum aus, sogar die Kälte, die sich langsam um uns hüllte. Ihre Augen blitzten auf und funkelten, wie eintausend Diamanten. "Danke Emma." "Ich liebe dich." Ich versiegelte unsere Liebe mit einem Kuss, der nur für einen Moment existierte. "Ich will euch ungern stören,", rief Emmas Vater. "aber es ist ganz schön kalt. Wenn ihr nicht krank werden möchtet, dann kommt lieber rein." "Er hat recht." Der Hund war schon längst wieder ins Haus gerannt und lag bereits am Kamin. Drinnen setzten wir uns wieder in die zwei Sessel am Feuer und genossen die Wärme und das beisammen sein. Meine Schwiegereltern in Spee waren in der Küche und verstauten das Gebackene in verschiedenen Keksdosen.

Der Abend näherte sich und bald fanden wir uns alle im Wohnzimmer am Esstisch wieder und unterhielten uns, während die anderen drei sich ein Glas Rotwein genehmigten. Ich trank immer mal wieder von meinem Punsch, der sowieso viel besser war als Wein. Marlene stand irgendwann auf und forderte uns auf, die Geschenke zu öffnen. Martin öffnete seins als erstes. Emma und ich hatten ihm eine neue, und vermutlich hochwertigere, Angelausrüstung besorgt, worüber er sich echt gefreut hatte. Er bedankte sich bei uns und musterte die jeweiligen Einzelteile. Ich war gespannt auf die Reaktion von Emma, wenn sie das Geschenk von mir sehen würde. Es war nur eine Kleinigkeit, die sie glücklich machen sollte. Sie löste das Papier von dem eigentlichen Geschenk und sah mich fragend an. Sie hielt einen Schlüssel in der Hand und konnte nicht erkennen, wofür er war. "Ach so, das eigentliche Geschenk siehst du, wenn wir Zuhause sind." Ich verschwieg ihr, dass ich einen Zweitwagen gekauft und in ihr geschenkt hatte. "Du hast mir jetzt nicht wirklich ein Auto gekauft", traf sie dann die Erkenntnis. "Joa, doch. Wir können einen Zweitwagen gut gebrauchen. Wenn ich mit meinem unterwegs bin und du wohin musst, dann hast du ein eigenes Auto." Sie fiel mir um den Hals und bedankte sich mindestens Einhundert mal. "Dagegen wird mein Geschenk für dich schwach aussehen", meinte sie und gab mir eine kleine, rechteckige Schachtel. Neugierig öffnete ich diese und sah den funkelnden Ring. Sprachlos wechselte mein Blick zwischen Emma und dem Ring. "Du solltest auch einen Verlobungsring tragen. Und sieh mal", sie hielt ihre linke Hand daneben. "Er ähnelt meinem." Überwältigt legte ich die Schachtel auf meinen Schoß und küsste sie. Sie erwiderte den Kuss, löste sich aber schnell danach, damit sie mir den Ring an den Finger stecken konnte. "Der ist unbeschreiblich schön." "Gefällt er dir?" "Und wie." Ich zeigte ihn Marlene, die ihn auch sehen wollte und kurz darauf auch etwas von uns bekam. Wir schenkten ihr ein neues Kochbuch, weil Emma berichtet hatte, dass ihre Mutter quasi Kochbücher sammelte. Dankbar sah sie es sich an und war überrascht von all den Dingen, die sie darin fand. "Ah Moment. Bevor ich es noch vergesse." Sie gab Emma eine kleine Schachtel, die sie dann aufmachte. Sie hielt einen hellen, lilafarbenen Strampler hoch, auf dem ein Teddybär abgebildet war. Ich nahm ihn ihr aus der Hand und sah ihn mir genau an. Es war so rührend, dass mir sogar eine Tränte entwich. Außer dem Strampler holte Emma noch ein kleines Paar Söckchen aus der Schachtel, die aber weiß und wirklich winzig waren. "Oh das wäre doch gar nicht nötig gewesen", meinte Emma und legte beides wieder in die Schachtel. "Jetzt habt ihr das erste Outfit für eure Tochter." Ich nahm Marlene kurz in den Arm und bedankte mich bei ihr. Im nächsten Augenblick blitzte es und ich sah Martin, der meine Kamera in der Hand hielt und uns gerade fotografiert hatte. Er lachte und steckte uns damit alle an.

Nordsee WindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt