Nachdem wir beide den laufenden Film zu ende gesehen und uns noch ein wenig unterhalten haben, wurde ich müde und beschloss wieder rauf und ins Bett zu gehen. Am darauffolgenden Tag musste ich wieder früh aufstehen, damit ich pünktlich zur Arbeit kam.
Auf meinem Weg zur Arbeit, merkte ich, dass diesmal etwas nicht so war, wie sonst immer. Irgendwas war anders. Ich fühlte mich unsicher und glaubte verfolgt zu werden. Ich nahm den langen Weg. Dachte, so würde sich das Gefühl wohl in Luft auflösen. An jeder Ecke, an der ich abbog, schaute ich zurück, aber zu sehen war nichts. Langsam bekam ich Angst. Also legte ich einen Zahn zu und ging schnell ins Urban Café, in dem ich sicher war. Es war bereits geöffnet und Kundschaft war auch schon dort. Ich schaute auf mein Handy um zu sehen, dass ich 20 Minuten zu spät war. Verdammt, fluchte ich. Sofort ging ich also in den Personalraum, verstaute meine Jacke sowie meine Tasche, nahm mir meine Schürze und eilte nach vorn, zu Florian und Nadine, die beide jede Menge zutun hatten.
"Du bist zu spät", meinte Nadine trotzig. Ich murmelte eine Entschuldigung und ging zur Kasse, um die nächste Bestellung aufzunehmen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kehrte allmählich Ruhe in den Laden und zum ersten Mal an diesem Tag konnte ich mich mit Florian unterhalten.
"Puhh, bin ich froh, dass jetzt nicht mehr so viel los ist", meinte ich, als ich mich neben ihn an den Tresen lehnte. Florian schien nicht gut gelaunt gewesen zu sein, denn er schaute sturr auf den Boden. "Ist alles okay bei dir?", wollte ich wissen. Er richtete sich auf und schaute mich dann an. "Mir ist heute nicht nach Gesprächen zumute." Er klang müde, erschöpft. Ich respektierte seinen Wunsch und hagte nicht weiter nach.
Dieser Tag schien ewig zu brauchen, um seinem Ende nahe zu kommen. Doch als mein Blick auf die große Uhr im Personalraum mir verriet, dass es bereits 18 Uhr war, war ich erleichtert. Schnell schnappte ich mir also meine Sachen, übergab kurz die Schlüssel an die Kollegen der nächsten Schicht und verabschiedete mich von Florian. "Wenn irgendwas ist, dann schreib mir. Ich bin für dich da", versicherte ich ihm. "Das weiß ich zu schätzen. Pass auf dich auf."
Sofort umhüllte mich die kalte Draußenluft. Es war windig, meine Haare wehten wild um mich herum, es wurde dunkel und die Laternen gingen an.
Ich vergrub meine Hände in den Taschen meiner Winterjacke und ging meinen Weg nach Hause. Das Gefühl vom Morgen war wieder da. Ich hörte Schritte weiter hinter mir. Ich blieb stehen und drehte mich um, aber zu sehen war niemand. Mensch Emma, du wirst doch noch paranoid!, rief die Stimme in meinem Kopf. Ich kniff die Augen zusammen, schüttelte den Kopf, um diese Aussage aus meinem Kopf zu bekommen. Ich ging nach Hause, diesmal ein bisschen schneller. Keine Umwege, direkt Heim.
Ich lief schnell die Treppen rauf und schloss die Tür zu meiner Wohnung auf.
Sofort kam mir die angenehme Wärme und der Geruch von meinem Parfum entgegen. Erleichtert hing ich meine Jacke auf und setzte mich auf das Sofa, nachdem ich das Radio angeschaltet hatte. Ich lauschte der Musik und versuchte ein wenig zu entspannen.
Dieser Tag war verwirrend. Ich dachte an den Morgen und an meinen Heimweg. Diesmal war ich mir sicher, verfolgt worden zu sein. Aber wer würde mir folgen?
Im selben Moment, in dem ich mir diese Frage stellte, vibrierte mein Smartphone. Ein Nachricht von einen unbekannten Absender.
Ich weiß du schläfst mit einer anderen. Ich habe euch gesehen, Emma. Dabei sind verheiratete Frauen doch gar nicht dein Typ. ;)
Diese Nachricht machte mich nervös, ich bekam angst. Ich wusste nicht, was ich machen sollte und schrieb voller Verzweiflung eine Nachricht an Luisa.
Hey Luisa, wie geht es dir?
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Nordsee Wind
Teen Fictioncover by @bleibendestille Emma hatte gerade ihre Lehre abgeschlossen und sich dafür entschieden, ihre Heimat zu verlassen. Sie war nun erwachsen genug, um auf eigenen Beinen zu stehen. Also zog sie von der Großstadt in einen kleinen Ort an der Nords...