Das ist unser Ding, nicht wahr?

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Luisas 

Wir saßen in meinem Auto auf dem Weg zu dem Flugplatz meiner Familie. Ich war aufgeregt, freute mich schon sehr auf die Zeit alleine mit Emma. Ich wusste, dass ihr diese spontane Auszeit ganz recht kam; wenn man sich unsere Situation ansah, dann verstand man auch den Grund. Ich wusste, dass wegrennen keine Lösung war, aber ich war unsere Heimat satt.

Der Flug verging schnell und ohne Umstände, weshalb wir am Abend erleichtert ins Bett unseres Hotelzimmers fielen. Die Kälte schlich sich durchs offene Zimmerfenster in den Raum, umhüllte uns und sorgte dafür, dass sich eine Gänsehaut auf meiner Haut ausbreitete. Der Blick aus dem Fenster ließ mich nur erahnen, wie viel Schnee um das Hotel herum lag. Ich sah Emma an, wie sie auf dem Rücken im Bett lag und ihre Augen geschlossen hielt. Ihre dunkel blonden Haare lagen wild um ihren Kopf herum und ihre sommersprossigen Wangen waren in einem zarten Rosa gefärbt.

Vorsichtig streckte ich meinen Arm nach ihr aus und strich ihr sanft über die Wange. Daraufhin öffnete sie ihre blau grünen Augen und sah mich mit einem Lächeln auf ihren Lippen an. Sofort lächelte ich auch und wurde beinahe von meinen Gefühlen für diese Frau überrollt. Sie ließ meinen Bauch kribbeln, sich meine Wangen rot färben und wenn es möglich wäre, wären meine Augen herzförmig wann immer ich sie ansah.

"Ich liebe dich", platzte es aus mir heraus und das Lächeln auf Emma Lippen vergrößerte sich zu einem Grinsen. Sie zog mich näher zu sich und verband kurz darauf auch schon unsere Lippen miteinander; voller Leidenschaft, bis wir ineinander verschmolzen.

Am Abend schlug Emma vor, draußen spazieren zu gehen, 'die Ortschaft erkunden' nannte sie es. Mir graute es ehrlich gesagt schon vor der Kälte, aber nein sagen konnte ich trotzdem nicht.

Bekleidet in den wärmsten Kleidungsstücken, die ich besaß, stand ich vor der großen Glastür, welche ins Foyer des Hotels führte. Ich hatte Emma gesagt, dass ich schon mal vorgehen und hier auf sie warten würde. Daher zündete ich mir eine Zigarette an und versuchte somit die Zeit ein wenig tot zu schlagen. Wenig später verließ auch Emma das Foyer, sodass wir los konnten. Für einen kurzen Augenblick sah ich unseren Atemwolken nach, die sich irgendwann in Luft auflösten.

"Wie findest du es hier?", fragte mich meine Freundin. "Kalt", meinte ich trocken, lachte aber danach. "Das bleibt wohl nicht aus", lachte nun auch Emma. "Abgesehen davon finde ich es schön hier", gestand ich dann aber und sah mich noch mal um. Emma tat es mir gleich. "Ja, es ist schön. Weißt du, ich glaube ich bin eher so der Wintermensch. Mit Wärme kann ich, wie du weißt, nicht viel anfangen." "Oh ja, ich weiß. Irgendwo kann ich das ja auch nachvollziehen, der Winter kann schön sein." Sie nickte.

Wir gingen ein paar Schritte, hörten den Schnee unter unseren Füßen knirschen. Es fing an dunkler zu werden, was uns jedoch nicht davon abhielt, draußen zu bleiben.

Wir gingen noch durch die Stadt und beinahe konnte ich sagen, dass dies mein neuer Lieblingsort wurde. Mit Emma war sowieso jeder Ort ein besonderer, aber Island war magisch.

Etwas mehr als eine Stunde später machten wir uns langsam wieder auf den Weg ins Hotel zurück, um uns aufzuwärmen und weil unsere beiden Magen sich bemerkbar machten.

Zurück im Zimmer entledigte ich mich meiner Winterkleidung und schaltete die Heizungen an, damit es auch hier kuschelig warm werden konnte. Emma saß auf der Bettkante und sah mir dabei zu, wie ich mich aus meiner Schneehose kämpfte. Sie verkniff sich ihr Lachen so lange, bis ich sie endlich aus hatte, dann stimmte ich mit ein.

Nach einer schnellen Dusche kuschelte ich mich in den Bademantel und packte meinen Koffer aus. "Wollen wir etwas zu essen kommen lassen?", fragte mich meine Freundin. Sofort stimmte ich zu und ließ mir in der Lobby die Nummer der örtlichen Pizzeria geben.

Nordsee WindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt