Luisas
Ich ließ die nächste Zeit vorbei ziehen, hieß das neue Jahr, gemeinsamen mit meiner Verlobten und unseren Freuden willkommen und genoss alles andere. Gegen Mitte Februar hatten wir das Kinderzimmer komplett eingerichtet und die Wände gestrichen, sodass wir uns auf die kommenden paar Wochen konzentrieren konnten. Ich kümmerte mich um die Finanzierung der Hochzeit und sah mir am Ende des Tages Orte an, die Potential für die Flitterwochen hatten. Emma stellte ein paar Kriterien, die ich berücksichtigte, sodass es uns beiden gefiel, aber eine endgültige Entscheidung trafen wir nie. Am Abend vor der Hochzeit war ich viel zu nervös und aufgeregt und wahrscheinlich viel zu emotional, letzteres schob ich auf die Hormone. Emma blieb überraschenderweise ziemlich cool. Sie ließ sich nichts anmerken, auch wenn ich dachte, dass sie es wäre, die Emotional war. "Ich kann es gar nicht glauben, das wir morgen um diese Uhrzeit schon verheiratet sind", sagte Emma. "Eigentlich ist eine Hochzeit doch nichts besonderes oder? Wenn es danach geht, dann heißt es ja nur, dass man offiziell zusammen ist und es dokumentiert wurde. Irgendwelche Vorteile oder Änderungen gibt es doch gar nicht, oder?", versuchte ich meine Aufregung zu überspielen. "Es gibt steuerliche Vorteile, was die meisten ausnutzen. Aber ich finde, dass es etwas schönes ist. Nicht immer muss es einen vorteilhaften Nutzen geben, Lu. Aber unserer ist, dass du meinen Nachnamen trägst und du vielleicht irgendwann nicht mehr mit deiner Mutter in Verbindung gesetzt wirst, wenn man deinen Namen hört." Sie sah mich liebevoll an und legte ihre Hand auf mein Oberschenkel. "Ich meine ja nur." "Bekommst du etwa kalte Füße?", fragte sie mich fast schon verletzt. "Nein, auf keinen Fall. Ich habe nur darüber nachgedacht. Bist du dir denn wirklich sicher?" "Ich war mir nirgendwo so sicher, wie bei dem hier." "Ich habe nur so große Angst, dass wir es irgendwann nicht mehr schaffen und dass wir zu dritt kein gutes Team sind." "Hey, nein. Wir sind jetzt schon ein gutes Team. Warum sollten wir ein schlechteres werden, wenn ein kleiner Mensch dazu kommt, den wir lieben?" "Weil vielleicht kann ich es nicht so lieben, wie eine Mutter es tut, weil ich nicht weiß wie." "Das kann man nicht erlernen. Du wirst es wissen sobald du sie das erste mal siehst." "Was ist, wenn sie irgendwann doch wie er aussieht?" Die Möglichkeit bestand, das wussten wir beide. Aussehen verändert sich; und auch wenn sie mir zunächst ähnlich sehen würde, konnte sie später doch das Gesicht ihres Erzeugers haben. "Das glaube ich nicht. Wir werden sehen wie sie sich entwickelt. Vielleicht haben wir Glück und sie wird immer so wunderschön und lieblich aussehen, wie ihre Mutter." "Dann drück' mal die Daumen", lachte ich nervös. "Zerbrich dir nicht deinen hübschen Kopf darüber. Lass uns erst einmal den morgigen Tag feiern und dann können wir den Fokus ganz auf das Baby legen." "In Ordnung. Wie war das nochmal morgen Früh? Kommt deine Kosmetikerin?" "Ach stimmt ja, das hatte ich fast vergessen. Sie bringt ihre Kollegin mit, die dir helfen möchte. Das hat sie von sich angeboten und ich konnte nicht nein sagen." "Das geht klar, ich hatte eh vergessen mich darum gekümmert." "Perfekt. Dann lassen wir alles ruhig auf uns zu kommen?" Ich nickte. "Gut. Hast du Hunger?" "Oh ja." Emma musste lachen, stand dann aber auf und kümmerte sich um etwas zu essen. Nudeln mit Pesto war in letzter Zeit zu unserer Routine geworden, was zumindest besser war als nichts.
Der Wecker klingelte um acht Uhr, das hieß wir hatten noch zwei Stunden Zeit, bis wir uns fertig machen lassen würden und es ernst wurde. Diese Zeit nutzten wir für Frühstück, eine kleine Gassi Runde mit Arlo und einem Telefonat mit der Fotografin. Emma hatte den Wunsch, das sie ein paar Fotos macht, wenn wir uns hier in unseren Outfits sahen. Mit dem Vorbeigehen der Minuten wurde meine Zukünftige immer nervöser. "Keine Panik, wir kriegen das hin", versuchte ich ihr die Nervosität zu nehmen, selbst wenn es mir nicht anders ging. "Okay." Im nächstem Moment klingelte es an der Tür und ich ließ die Kosmetikerinnen in die Wohnung. "Also, ich weiß ungefähr wie deine Frau aussehen wird. Soll ich deinen Look dann ähnlich zusammen stellen?", fragte mich die kleine, blonde Frau; Petra war ihr Name. "Ja, das hört sich gut an." Sie lächelte, schnappte sich ihr Zeugs und zauberte ein natürliches Make Up auf mein Gesicht, welches am Ende total gut zu mir und tatsächlich zu meinem Kleid passte. Es war nicht zu schlicht, aber auch nicht zu auffallend. Ich war mit dem Ergebnis zufrieden. Meine Haare waren leicht nach hinten gesteckt, blieben aber offen. Ich entschied mich von Anfang an gegen einen Schleier und war jetzt immer noch froh über die Entscheidung. Als ich dann in mein Kleid schlüpfte, kamen mir tatsächlich die Tränen, als ich mich im Spiegel betrachtete. Mein weißes Kleid umhüllte locker meinen Körper und die Spitzenärmel schmiegten sich sanft um meine Arme. Der Rock fiel gerade auf dem Boden, betonte aber nicht all zu krass meinen Bauch. Ich liebte es. Irgendwann zwischen durch kam Melina noch hoch und sah nach uns. Sie ließ außerdem meine Kollegin herein, die uns schon fotografierte, als wir noch dabei waren uns fertig zu machen. "Wie fühlst du dich?", fragte sie mich. "Aufgeregt." "Glaub ich. Aber Emma geht es nicht ganz anders." "Du warst schon bei ihr? Wie sieht sie aus?" Pia musste lachen. "Wunderschön, genauso wie du." Darauf erwiderte ich nichts, sondern ging stattdessen im Wohnzimmer auf und ab. Ich war fertig und wartete nur noch darauf, das es losgehen konnte.Nach einer schlaffen halben Stunde war es dann soweit. Ich hörte Emmas Stimme und war überwältigt als ich sie sah. Sie grinste und ging langsam auf mich zu. Sie trug eine weiße, lockere Stoffhose, dazu ein Top, das auch mit Spitzen verziert war. Darüber trug sie einen Blazer, der die selbe Farbe hatte, wie die Hose. Und ihre Haare waren wellig und offen über ihre Schulter gelegt. "Du siehst umwerfend aus", flüsterte sie während sie ihre Arme um mich legte. "Hast du dich mal gesehen?" Jetzt grinste auch ich. Sie platzierte einen Kuss auf meiner Stirn und sah glücklich aus. Ich sah, das Pia ihrer Arbeit nachging und konnte den Rest nur noch genießen. Die beiden Kosmetikerin waren schnell wieder gegangen, sodass nur noch Mel, Pia, Emma und ich hier waren. Dies änderte sich aber schnell, weil wir bald darauf auch schon los wollten. Wir ließen Pia schon vor fahren und gaben Melina noch mal ein paar Minuten Zeit, damit auch sie noch fix ihre Haare richten konnte. Sie war Emmas Trauzeugin und würde zusammen mit Florian und Luca zum Standesamt fahren, wo wir nachher auf den Rest trafen. Wir haben uns im letzten Moment doch für die standesamtliche Trauung entschieden, würden die Feier aber an einem gemütlichen Lokal verbringen.Als Melina dann verschwand und mit den Jungs vorging, genoss ich noch die letzten Momente alleine mit meiner Braut. "Es ist soweit", flüsterte ich. Sie nahm meine Hand und führte uns aus der Wohnung, runter zu ihrem Auto, welches ein großes Blumengesteck auf der Motorhaube trug. "Wusstest du davon?", fragte sie mich überrascht. Ich zuckte mit den Schultern, denn ich hatte keine Ahnung. "Na hoffentlich haben die keine Kratzer hinterlassen." "Wir haben weiße Fähnchen an den Spiegeln." Wir mussten beide Lachen. Anschließend öffnete Emma mir die Tür, half mir beim einsteigen mit dem Kleid und schloss die Tür danach. Kurz darauf stieg sie auch schon an der Fahrerseite ein und fuhr los. "Du siehst unfassbar gut aus", flüsterte ich, während ich sie neben mir musterte. "Da bin ich ja erleichtert." "Kann es kaum erwarten, dir da heute Abend heraus zu helfen." Für einen Moment sah sie mich überrascht an, konzentrierte sich aber schnell wieder auf den Verkehr und schmunzelte. Nicht viel später wurden wir von unseren Gästen empfangen. Im nächsten Augenblick fanden wir uns alle in einem großen Saal wieder, in dem Stühle und ganz vorne ein großer Tisch standen. Ohne irgendwas großes daraus zu machen, führte uns ein Beamter nach vorne und fing mit der Trauung an.
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Nordsee Wind
Teen Fictioncover by @bleibendestille Emma hatte gerade ihre Lehre abgeschlossen und sich dafür entschieden, ihre Heimat zu verlassen. Sie war nun erwachsen genug, um auf eigenen Beinen zu stehen. Also zog sie von der Großstadt in einen kleinen Ort an der Nords...