Ich habs' vor dir getan

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Mit gefülltem Magen saßen wir auf dem Teppich im Wohnzimmer und überlegten, wo es in den letzten Tagen des Jahres hingehen könnte.

"Wie wäre es mit Italien?", fragte Luisa. "Ich weiß nicht. Ich kann kein Italienisches und bin schnell überfordert, wenn ich mich nicht verständigen kann", gestand ich. "Kann ich verstehen. Gut, dann fällt das weg. Was ist mit Ibiza? Da gibt es ja bekanntlich viele Clubs und schöne Ferienhäuser." "Klingt ja eigentlich ganz gut. Ich war noch nie dort, welche Sprache wird da gesprochen?" "Großteils Spanisch. Das kann ich zum Beispiel", antwortete sie. "Hm, ich weiß nicht. Gibt es noch etwas anderes?"

"Klar. Sollen wir das eventuell entscheiden, wenn die anderen auch dabei sind?" Ich gab mich damit einverstanden.

Gegen 22 Uhr verabschiedete Luisa sich von mir und fuhr nach Hause. Daraufhin ging ich auch schon ins Bett, weil ich recht müde war.

Die darauffolgenden Tage verliefen gleich, ich war arbeiten und kam müde nach Hause. Meistens kam Luisa rüber, ein mal war sie bereits vor mir in meiner Wohnung, weil ich ihr den zweiten Schlüssel überließ.

Am Samstag morgen wachte ich früh auf, ging dann aber direkt unter die Dusche um vollkommen wach zu werden. Mit nassen Haaren und im Handtuch eingewickelt saß ich auf meinem Bett vor dem Kleiderschrank und überlegte, was ich anziehen sollte. In den letzten Tagen hatte es immer wieder nach geschneit und eisig kalt war es auch. Nach längerem kramen, hielt ich eine schwarze Jeans und einen dunkel blauen Strickpullover in der Hand. Unter den Pullover zog ich noch ein Top, damit es nicht ganz so kalt war. Zufrieden mit dem, was ich im Spiegelbild sah, ging ich ins Bad um mir die Haare zu machen. Ich föhnte sie flüchtig und machte mir dann einen geflochtenen Zopf. Im Flur zog ich meine Stiefel und die Jacke an und verschwand auch schon nach draußen um mich auf dem Weg zur Arbeit zu machen. Auf dem Weg nach unten fischte ich meine Kopfhörer aus der Tasche und steckte sie in mein Handy um in der Zeit Musik zu hören. Am Morgen waren nicht so viele Menschen auf der Straße, weshalb ich schnell im Café war.

Als ich aus dem Personalraum in das Lokal ging, war ich allerdings überrascht, dass schon Kunden da waren. Florian nahm die Bestellungen auf, während ich alles zubereitete. Gegen 14 Uhr hatte ich schon Feierabend, weshalb ich es kaum erwarten konnte, das Café wieder zu verlassen und zu Luisa ins warme Auto zu steigen. Das allerdings nachdem ich Florian darüber informierte, dass Melina, Luisa und ich am Abend zu ihm kommen würden.

Im Auto begrüßte ich Luisa und nahm sie flüchtig in den Arm. "Du siehst toll aus Ems", komplimentierte sie mich. "Danke.", meinte ich verlegen. Ich konnte sonst nicht so gut mit Komplimenten umgehen, versuchte es diesmal aber.

"Was hältst du von diesem hier?", rief Luisa mir zu während sie mit einer Hand einen kleinen Baum vor sich stellte und ihn mir präsentierte. "Der ist klein," bemerkte ich. "und süß." "Ist der zu klein?", fragte sie. "Find ich nicht." "Okay, dann nehmen wir den mit." "Hast du einen Baumständer Zuhause?", fragte ich nun als wir auf dem Weg zur Kasse waren. "Tatsächlich nicht. Hast du hier welche gesehen?" Ich sah mich um und fand dann noch welche. Mit einem Baumständer in der Hand ging ich zu Luisa und wir bezahlten den Baum und den dazugehörigen Ständer.

Der Baum war tatsächlich von der Größe her passend für den Kofferraum des schwarzen SUV's.

Vorsichtig fuhr Luisa uns zu ihrer Wohnung, weil die Straßen immer noch rutschig waren. Oben stellten wir den Tannenbaum im Wohnzimmer auf, während der kleine Arlo uns ständig über die Füße lief. Der Hund war es nicht gewöhnt, einen Tannenbaum in der Wohnung zu haben, das erzählte zumindest Luisa. "Seit dem ich nicht mehr in meinem Elternhaus wohne, hatte ich nie einen Tannenbaum", meinte Luisa. "Und den kleinen habe ich auch erst seit zwei Jahren, deshalb ist das alles auch für ihn neu. Ich musste neulich auch erst neuen Tannenbaumschmuck besorgen", lachte sie. Kurz darauf holte sie eine kleine Pappkiste aus einem Zimmer, das ich in dieser Wohnung noch nicht kannte. Luisa präsentierte mir den schlichten Schmuck; kaum Kugeln, dafür aber umso mehr Holzfigürchen. "Ich habe lieber mehr aus Holz besorgt, falls Arlo den Baum umschmeißen sollte, wie auch immer das passieren könnte." Nun musste ich lachen. "Der ist so klein, ich glaube nicht, dass er das kann", meinte ich und sah den kleinen schwarzen Mops an. "Vermutlich nicht, aber besser ist es trotzdem."

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