Haben Sie denn schon einen Namen?

310 17 0
                                    

Mein Vater erzählte noch einiges von seinen letzten Auftritten während Emma und ich ihm gespannt zuhörten. Bei ihm vergaß ich schon fast wie mein Verhältnis zu meiner Mutter war. Ich fühlte mich wohl bei ihm und er ließ mir die Freiheit so zu sein, wie ich war. Emma verstand sich mit der Zeit immer besser mit ihm, was mich wirklich glücklich machte. Nachdem wir am Abend noch etwas zu Essen bestellten und ein paar weitere Stunden zusammen am Kamin saßen und uns unterhielten, war es auch schon Zeit für uns zu gehen. Gegen Mitternacht waren wir wieder im Auto, holten meinen Wagen und fuhren nach hause. Wieder Zuhause stand nichts an, außer todmüde ins Bett zu fallen und ins Traumland abzudriften. Die Nacht war ruhig, ich schlief sogar durch. Der nächste Tag erwartete uns früh, Emma schon fast zu früh. Ihr Wecker klingelte um acht Uhr und weil wir erst gegen kurz nach eins in der Nacht ins Bett gegangen waren, fühlte es sich an, als wären es zehn Minuten gewesen.


"Ich bin heute erst um 15 oder 16 Uhr wieder Zuhause", erklärte sie mir mit ihrer Zahnbürste und Zahnpasta im Mund. "Gut zu wissen, ich habe einen Termin bei meiner Ärztin, sie möchte noch ein mal schauen ob alles in Ordnung ist." "Oh, kann ich mit kommen?" "Na klar." Zufrieden ging sie zurück ins Bad und putzte weiter ihre Zähne. Irgendwann, nachdem Emma bereits gegangen war, war es auch Zeit für mich, endlich aus dem Bett raus zu kommen und mich herzurichten. Heute standen Termine an, bei denen ich switchen musste, das heißt ich musste zwischen dem Studio und einer Location pendeln. Als erstes würde es sowieso ins Fotostudio gehen, damit ich mein restliches Equipment einpacken konnte. Ich war allein im Studio, ließ das Radio spielen und suchte alles zusammen. Auf meinem Handy sah ich noch schnell nach, wohin ich musste und war wenig später schon auf dem Weg zur Location. Ein junges Pärchen wollte Verlobungsfotos im freien machen und auch wenn es kalt war und teilweise noch Schnee lag, wurde es am Ende trotzdem gut. Nachdem die beiden sich bedankt hatten, fuhr ich wieder zurück ins Studio und kümmerte mich um das Speichern der Bilder, nur um anschließend mit leerer Speicherkarte zur nächsten Feier fahren zu können; eine Hochzeit. Einer der Gäste empfing mich und sprach mit mir alles ab. Danach machte ich mich mit dem Brautpaar auf und erstellte die, für sie, wichtigsten Fotos. Das mochte ich so sehr an meinem Job, ich durfte an den wichtigsten Ereignissen anderer dabei sein und die Moment festhalten. "Wie lange bist du denn heute hier?", fragte mich der Bräutigam, dem ich vorher das Du angeboten hatte. "Abgemacht war bis Nachmittag." Er schien nachzudenken. "Kannst du auch länger bleiben? Wir hätten gerne noch Fotos von der Feier selbst und der Torte nachher." Würde ich länger bleiben, müsste ich den Termin beim Arzt verschieben und Emma bescheid sagen. Ich wusste nicht, ob ich zusagen sollte. "Eigentlich habe ich nachher noch einen Termin, aber vielleicht kann ich den auf morgen verschieben." "Oh das wäre toll", meinte dann seine Frau. "Ich muss dann gleich schnell telefonieren und dann sage ich euch mehr." Ich beendete die Session hier für's Erste und suchte mir dann einen ruhigen Ort zum telefonieren. Ich kramte das Smartphone aus meiner Tasche und wählte Emmas Nummer. "Hi Lu", begrüßte mich ihre liebliche Stimme. 

"Hey Liebes, ich wurde hier gefragt, ob ich länger bleiben kann. Das Paar möchte noch ein paar Fotos von der Feier und der Torte später." "Aber du hast doch einen Termin, oder nicht?" "Den muss ich dann verschieben." "Okay. Möchtest du denn länger bleiben?" "Eigentlich schon." "Dann bleib länger. Ich treffe mich dann nachher mit Melina, sie hatte gefragt ob ich Zeit hätte." "In Ordnung. Dann sehe ich dich Zuhause?" "Jap." "Gut. Bis nachher dann." "Bis nachher."

Mit einem Lächeln im Gesicht, kehrte ich zurück zur Feier und ging meinem Job nach. Gegen Abend wurde die Stimmung immer besser und irgendwann fühlte ich mich mehr als ein Gast, anstelle der Fotografin. Ich genoss die Zeit, machte unglaubliche Fotos und verabschiedete mich spät Abends von dem Brautpaar. Zuhause nahm ich nur die Kamera und meinem Laptop mit hoch und schloss erleichtert die Wohnungstür hinter mir. In der Wohnung war Stille, Emma war nicht da. Verwundert checkte ich mein Handy und las die Nachricht, die ich von ihr bekommen, aber nicht bemerkt hatte. Sie waren unten und boten an, das ich nach der Arbeit dazu stoßen konnte, aber danach fühlte ich mich nicht. Stattdessen blieb ich hier und versuchte ein wenig zu entspannen. Der Tag war anstrengend und mein Rücken tat etwas weh. In der Küche nahm ich mir etwas zu essen und ging damit ins Wohnzimmer, wo ich mich auf das Sofa legte und den Moment der Ruhe genoß. Irgendwann überkam mich auch die Müdigkeit, weshalb mir die Augen immer schwerer wurden und ich sie daraufhin schloss.

Nordsee WindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt