Annullierung der Scheidung

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Als ich meine Augen öffnete, spürte ich noch immer diesen Schmerz. Um mich herum war es dunkel; ich wollte aufstehen, scheiterte aber immer wieder daran. Mein Beine fühlten sich schwach an, als würden sie bei einer falschen Bewegung brechen. Meine Hände waren hinter meinem Rücken zusammengebunden, was meine Bewegung noch mehr einschränkte. Im dunklen versuchte ich auszumachen wo ich war, aber nichts von dem hier erkannte ich wieder. Panik stieg in mir auf, mein Atem wurde unregelmäßiger und ich bekam Angst. "W- wo bin ich?", fragte ich in den Raum. Stille. Erneut sah ich mich um, als hätte sich irgendwas in den letzten Sekunden verändert. Mir gegenüber machte ich eine Tür aus, unter dessen Spalt ein winziges bisschen Licht hindurch schien.

Schnell versuchte ich aufzustehen, ganz vorsichtig, und lehnte meine Schulter beim gehen an der Wand ab. Ich trat gegen die Tür. "Wo verdammt bin ich hier?", schrie ich und trat weiter auf die Tür ein. Ich hörte leise Schritte und das wenige Licht, das unter der Tür hindurch leuchtete, wurde von zwei Beinen unterbrochen. Das Geräusch von einem Schlüssel, der sich im Schloss drehte, ließ mich panisch zurück springen. Die Tür öffnete sich und das Licht, das mir entgegen kam, blendete mich so sehr, dass ich nur schwer sehen konnte, wer vor mir stand. Den Raum betrat ein großer Mann. Er hatte dunkles Haar und war schwarz gekleidet und trug eine lächerliche Halloween Maske. Wie kindisch, dachte ich mir. Ich hielt inne und versuchte irgendwelche Merkmale an ihm zu erkennen, aber auch seine Stimme sagte mir nichts. "Das hat aber lange gedauert", sprach er mit einer tiefen Stimme, die ich niemandem zuordnen konnte. "Wo bin ich hier?" "Das wirst du früher oder später noch sehen." Er durchschnitt das Seil, das um meine Handgelenke gebunden war, woraufhin ich mir diese schmerzerfüllt rieb.

Er schubste mich zurück auf den Boden und verschwand wieder aus dem dunklen Raum, woraufhin er die Tür erneut abschloss.

Verzweifelt stand ich wieder auf und hämmerte mit den Fäusten an der Tür. Die Angst, hier nie wieder rauszukommen, übernahm mich und schon einen Augenblick später liefen die ersten Tränen meine Wangen hinunter. "Lasst mich hier raus", rief ich mit brüchiger Stimme, während ich mich mit dem Rücken an der Tür herunter gleiten ließ und letztendlich auf dem Boden zusammen sackte. Meine Arme legte ich um meine Beine und mein Gesicht vergrub sich auf meinen Armen. Ich weinte und verfluchte mich dafür, überhaupt zum Haus gefahren zu sein. Noch immer schmerzte mein Kopf und ich glaubte, dass sich das nicht so schnell ändern würde.

Emma

Es war mittlerweile schon zwei Tage her, nachdem ich Luisa's Zettel sah.

"Ich muss etwas wichtiges erledigen. Bin bald wieder da. Ich liebe dich xx"

Zunächst dachte ich mir nichts weiter dabei und beließ es dabei, aber seit dem hatte ich nichts mehr von ihr gehört. Kein Zeichen von ihr, kein Anruf, keine Nachricht, nichts. Ich machte mir Sorgen um meine Freundin. Was ist, wenn ihr etwas passiert war? Was ist, wenn sie einen schweren Unfall hatte? Wo ist sie hin und warum war es ihr so wichtig, dass sie ohne mich los war? All diese Fragen und der Gedanke daran, dass ihr vielleicht etwas schlimmes passiert war, machten mich wahnsinnig. Ich war noch immer in ihrer Wohnung und rief verzweifelt Melina an.

"Ja hallo?", fragte die fröhliche Melina am andere Ende der Leitung. "Melina? Weißt du wo Luisa ist?", fragte ich sie besorgt. "Was? Nein, keine Ahnung. Wieso? Ist sie Weg?" "Würde ich sonst fragen?", seufzte ich genervt. "Hat sie dir nicht irgendwas gesagt oder zumindest eine Nachricht hinterlassen?"

"Sie hat einen Zettel dagelassen, auf dem stand, dass sie etwas wichtiges erledigen müsste und sie bald wieder zurück sein würde." "Dann kommt sie bestimmt gleich wieder." "Mel, das war vor zwei Tagen", sagte ich ruhig und bemerkte dabei eine Träne, die ihren Weg entlang meiner Wange suchte. "Was?! Wieso hast du das denn nicht gleich gesagt?", fragte sie nun erschrocken. "Bist du bei ihr Zuhause? Ich komme vorbei, bis gleich." Sofort legte sie auf und ich ließ das Handy fallen. Im Wohnzimmer auf dem Sofa ließ ich mich fallen und wischte mir die eine Träne weg. Ich starrte gerade aus, während in meinem Kopf nichts außer Leere war. Ein kalter Luftzug, der sich durchs Fenster hinein schlich, streifte meinen Oberarm und hinterließ dort eine Gänsehaut. Erst da blinzelte ich wieder und stand auf. Ziellos lief ich durch die Wohnung und suchte im Schlafzimmer nach irgendwelchen Hinweisen. Nichts. Warum ist sie gegangen? Hat sie mich verlassen? Wollte sie uns nicht mehr? Diese und viele weitere Fragen kreisten durch meinen Kopf.

Nordsee WindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt