Später beim Essen unterhielten sich alle angeregt miteinander. Ein paar mal sah Judith noch zu mir, sprach aber kein Wort. Manuel verhielt sich ähnlich, er sprach, sogar ein bisschen zu viel, und sah immer wieder zu Luisa. Diese ignorierte diesen Mann und irgendwie kam es mir vor, als kannten sich die beiden. Nur woher?
"Ich danke euch für die Einladung", sagte Manuel, der bereits in der offenen Tür stand und sich von meinem Vater verabschiedete. Judith nahm gerade meine Mutter in die Arme und verabschiedete sich von ihr. "Danke für das Essen", lachte sie. Sie nahm Lu auch nur flüchtig in die Arme und sah mich einfach nur an. "Bis dann, ihr zwei", sagte sie dann zu uns und verließ daraufhin das Haus. Ich atmete erleichtert aus und war am Ende wirklich froh darüber, das beide weg waren. "Wollen wir noch für einen Moment raus gehen? Arlo muss bestimmt auch noch mal nach draußen", fragte Luisa. "Ja, sicher. Warte, lass mich dir mit der Jacke helfen." Ich nahm ihre Jacke, half ihr dabei diese anzuziehen und schnappte mir dann meine eigene. Draußen umhüllte uns direkt die kalte Luft. Unter unseren Füßen knirschte der Schnee. Ich steckte mir meine Hände in die Taschen und lief neben Luisa und hinter Arlo. "Hast du etwas dagegen, wenn ich mir eine Zigarette anzünde?", fragte ich Lu und bekam ein Kopfschütteln als Antwort. Also zog ich mir eine aus der Schachtel, steckte sie mir zwischen die Lippen und zündete sie an. Der Rauch füllte meine Lungen und löste sich wenig später in der Luft auf. "Geht es dir gut?", wollte meine Verlobte wissen. "Ja. War heute nur ein bisschen zu viel mit den sozialen Kontakten." Vielleicht war das nicht der ehrliche Grund, aber das hatte ganz sicher einen Teil dazu beigetragen. "Sicher? Du wirkst ein wenig erschöpft und nachdenklich." "Wirklich?" Das ist mir selbst nicht aufgefallen. "Keine Ahnung, ist bestimmt der Wein." Es auf den Alkohol zu schieben war immer eine gute und nachvollziehbare Lösung. "Ach so, gut das es nur daran liegt." Sie nahm meine Hand und führte uns durch die kalte Winternacht. Wieder fing es zu schneien an und ich versuchte den Tag nochmal revue passieren zu lassen. Das Gespräch mit Judith hing mir noch immer im Gedächtnis und wird sich vielleicht auch nicht so schnell in Luft auflösen.
"Ich kenne Manuel", sagte Luisa dann einfach, als wir auf dem Weg zurück waren. "Woher denn?" "Er war bei mir, als ich bei Jonathan war. Er war immer nett zu mir gewesen." Ich blieb stehen und sah sie an. "Und davon sagst du nichts?" "Was sollte ich denn sagen? Dass er auch in der Sache gesteckt hat? Wer weiß, ob Jonathan ihn nicht gezwungen hatte dort zu sein. Warum war Manuel denn sonst so freundlich zu mir?" Es hätte Sinn ergeben, hätte Jonathan ihn gezwungen ihm zu helfen. "Du hast recht, das wissen wir nicht." "Außerdem hat er sich doch normal verhalten heute, oder nicht?" "Er hat dich die ganze Zeit angesehen. Ich habe fast schon gedacht, dass er dich will oder sowas." Luisa lachte. "Was denn?" "Mich wollen? Was soll das denn bedeuten?" Wir liefen weiter. "Ja du weißt schon. Dich halt wollen." "Du redest Unsinn, Liebling. Er hat mich wahrscheinlich nur wiedererkannt und wusste nicht, wie er sich verhalten sollte." "Ja, das wird's wohl gewesen sein." "Bist du etwa eifersüchtig?" "Was? Eifersüchtig?" Jetzt musste ich lachen. "Gott, nein. Ich mag's nur nicht, wenn Männer dich so ansehen." "Mich wie ansehen?" Sie stichelte und wusste genau was sie tat. "Na so wie er halt." "Kannst du das bitte für mich demonstrieren?" Ich schloss die Haustür auf, schaltete das Licht an und schloss die Tür hinter Lu. Sie sah mich abwartend an, während ich unsere Jacken wieder auf hing und meine Schuhe auszog. "Warte."
Leise gingen wir die Treppen rauf und schlossen die Tür im Gästezimmer. Nur das kleine Licht am Nachttisch und die Laterne vor dem Fenster erleuchteten den Raum. Lu sah mich noch immer so an und schien auf meine Demonstration zu warten. "Dein Ernst?" Sie nickte. Sie strich sich den Cardigan von den Armen und öffnete den kleinen Reißverschluss ihres Kleides. Unsere Blicke trafen sich und blieben dem anderen stand. Ich zog mir nun ebenfalls den Blazer aus und öffnete meine Hose. Luisa packte mich an den Hüften, zog mich mit einem Ruck zu sich und verband unsere Lippen miteinander. Leidenschaft überkam uns schneller als gedacht und als ich die Schritte vor der Tür hörte, stoppte ich sie sofort und sah sie ernst an. "Wir können hier nicht.." "Wieso? Wenn wir leise sind?", unterbrach sie mich flüsternd. "Ich will echt sehen, wie du versuchst leise zu bleiben,", begann ich und küsste ihren Hals. "Aber ich weiß, dass du es nicht schaffst." Ich saugte sanft an ihrem Hals und spürte, wie sie dadurch schon fast die Kontrolle verlor. "Meinst du", sagte sie leise und atmete scharf ein als ich sie vorsichtig biss. "Mhm." Mein Atem traf auf ihre Haut und ich hörte ihr leises Stöhnen an meinem Ohr. Es war eindeutig, das ich die Kontrolle hatte und konnte jederzeit aufhören, wann immer mir danach war. Mit meinem Knie übte ich leichten Druck auf ihre Mitte aus und beobachtete, wie hilflos Luisa war und darauf wartete, das mehr passierte.
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Nordsee Wind
Teen Fictioncover by @bleibendestille Emma hatte gerade ihre Lehre abgeschlossen und sich dafür entschieden, ihre Heimat zu verlassen. Sie war nun erwachsen genug, um auf eigenen Beinen zu stehen. Also zog sie von der Großstadt in einen kleinen Ort an der Nords...