49. Kapitel

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Längeres Kapitel, weil ihr so lange warten musstet.

Seit einer Woche hingen wir in der Hütte in den Alpen fest. Adam und George arbeiteten den ganzen Tag daran, dass wir sicher nach Italien einreisen konnten ohne von den Trovas festgenommen zu werden. Sie zogen sich die meiste Zeit in einem Raum am Flurende im Erdgeschoß zurück.  So konnte niemand die beiden beim Planen überraschen. Adam war vorsichtiger mit seinem Laptop und Handy um mich geworden. Wenn George und er sich unterhielten wurden sie direkt still, wenn wir anderen in den Raum traten.

Zuerst nahm ich an, dass Adam von meiner Spionageaktion an seinem Handy wusste. Doch schnell erkannte ich, dass es nicht an mir lag. Meine Mutter beunruhigte beide Männer. Sie vertrauten ihr nicht.

Ich konnte nur ahnen warum. Meine Mutter hatte nicht aufgehört Fragen zu stellen, seit sie die Waffe in dem Wartezimmer gefunden hatte. Sie sah Adam immer misstrauisch an, wenn er mit seinen Meetings fertig war. Mal davon abgesehen, dass ihr niemand eine eindeutige Antwort darauf lieferte, warum jemand in ihr Hotelzimmer eingebrochen war.

Adam hatte gelogen, dass jemand sie mit einer reichen Familie verwechselt hatte. Sie glaubte ihm das nicht. Wir hatten bereits mehrere Gespräche deswegen gehabt. Meine Mutter wollte mehr von mir wissen. Ich ging dem Thema aus dem Weg, bis ich aus Stress laut wurde. Ich rief, dass sie meinem Mann einfach vertrauen sollte. Es ekelte mich selbst, dass ich Adam unverdient in Schutz nahm. Allerdings wollte ich meine Mutter nicht mit in die Liccardi Hölle einweihen. Sie ließ es irgendwann von alleine bleiben Streit mit mir zu suchen und bemühte sich gutmütig Adam gegenüber zu sein.

Am Abend lief ich durch das Haus und suchte fieberhaft nach dem Lieblingstiger von Lele. Sie hatte ihm beim Versteckspiel verloren. Langsam und leise bewegte ich mich Richtung Tür hinter der Adam und George ein Gespräch führen. Gedämpft konnte ich Adams laute Stimme vernehmen. Ich stellte mich mit Sicherheitsabstand neben die Tür und lauschte.

...

Adam's POV:

Ich rieb mir meine Stirn. George Vorschlag war bizarr gewesen. „Ich schätze deine Meinung wirklich wert, aber das ist Wahnsinn. Was würde Rose denn überhaupt dazu sagen?", warf ich als Einwand ein. Dennoch schien das nicht George Vertrauen in den Plan zu schwächen. „Adam... Seitdem Rose offiziell mit den Liccardis assoziiert ist, sind die Bedrohungen um ihr Leben exponentiell angestiegen. Ich meine alleine die Entführung... Da war sie nicht mal zwei Monate hier eingezogen. Du hast gesehen, wie sie danach aussah. Mal davon abgesehen, dass die Kinder..."

Ich unterbrach ihn laut stark: „Darüber haben wir schon unzählige Male gesprochen. So etwas wird uns nicht nochmal passieren." „Aber es ist nochmal passiert. Nämlich deinen Schwiegereltern und deinen Kindern. Die mal so nebenbei sehr  unruhig schlafen und bei jedem lauten Geräusch weinen. Diese Umstände haben vielleicht keine Auswirkungen mehr auf dich, aber sie beeinflussen deine Frau und Kinder in einer Art und Weise, die sie nicht verdient haben."

Ich wurde still. George hatte Recht. Ich hatte mit eigenen Augen gesehen, wie Mikosch vor Erleichterung in Tränen ausgebrochen ist, als er seine Mutter wieder gesehen hatte. Lele war so auf Rose fixiert, dass sie seit einer Woche nur schwer ihre Seite verlassen wollte. Die Kinder schliefen nur noch, wenn einer von uns beiden neben ihnen schlief.

Ich nahm einen Schluck aus meinem Glas. Meine Gedanken wollten sich nicht ordnen. Es war die eigene Selbstsucht, die es mir schwer machte, Georges Vorschlag überhaupt erst zunehmen. Ich konnte mir nicht eingestehen, dass mein Glück mit Rose nur so kurz andauern sollte.

Ich konnte Rose nicht aus meinem Leben verschwinden lassen. Dazu war ich nicht fähig. Abgesehen von den Kindern, war sie meine einzige Quelle von Glück, Stärke und Liebe. Ich würde mich aufopfern, um sie zu retten, aber ich konnte nicht unsere Liebe aufopfern. George sah mich mit mitleidigem Blick an.

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