4.Kapitel

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Ich spürte etwas. Es war weich und lag auf meinem Bauch. Es atmete! Wo war ich? Jetzt keine falschen Bewegungen. Ich öffnete langsam meine Augen, die sich an das helle Licht gewöhnen mussten, dann sah ich an mir herunter. Ich hatte einen grünen Hoodie an, der nach Adam roch. Verdammt, dieses Parfüm roch genauso intensiv, wie vor 2 Jahren. Ich fing an zu husten und das lautstark. Ich bekam so gut wie kaum Luft und ich konnte mich nicht aufrecht hinsetzten. Nun wurde das Ding auf meinem Bauch wach.

Es war Mandy. Sie sah nicht gerade entspannt aus. »Hol Wasser!«, brachte ich zwischen meinem Gehuste heraus. Mandy schien das zu verstehen und stand auf. Sie lief zu gegenüberliegende Tür verschwand und kam eine Sekunde später wieder mit Mr. Ich benutze zu viel Parfüm.Adam! Dieser hatte ein Glas dabei mit einer klaren Flüssigkeit. »Sie brauch, aber Wasser!«,schimpfte sie.

»Trink das!«, meinte Adam und ich trank. Gut, danach musste ich so tief ein und ausatmen, als wäre ich nach 5 Minuten unter Wasser wieder hoch gekommen, aber ich hustete nicht mehr. Auf einmal fühlte sich mein Mund ganz trocken an und ich drohte wieder zusammen zu klappen. Bevor ich wieder zusammen klappen konnte, hörte ich Adam sagen»Und jetzt zu dir Mandy!«

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Und da war ich wieder. Umhüllt von Adams Geruch. Müde und ausgelaugt. Aber da war dieser Geruch, der konnte nur von einer Couch kommen, meiner in Miami. Ich schlug meine Augen auf und sah mich um. Ich lag in meinem Wohnzimmer. Alleine...

Panik überkam mich. Wo waren Mikosch und Lele? Alarmiert versuchte ich auf zustehen, aber mir tat alles weh. Mit einem Stöhnen fiel ich zurück. Ich startete einen neuen Versuch. Diesmal hob ich ganz langsam meinen Kopf, dann stützte ich mich auf meinen Ellenbogen ab und zum Schluss erhob ich mich. Kurz streckte ich mich, dann setzte ich mich an die Kante der Couch und wollte auf stehen, aber da viel mir etwas im Augenwinkel auf.

Ein Brief.

Ordentlich gefaltet lag er neben meinem Kopfkissen. Ich beugte mich zu ihm hin. Zittrig nahm ich ihn zwischen meine Finger. Langsam faltete ich ihn auseinander.

Liebe Rose,

wenn du diese Zeilen ließt, bist du wieder in Miami, aber ohne unsere Kinder. Warum fragst du dich bestimmt. Wegen dir! Du warst sehr darauf bestimmt, dass es deine Kinder bleiben werden. Ich musste damit rechnen, dass du bei der nächst besten Gelegenheit versuchen würdest zu fliehen. Das kann ich leider nicht riskieren. Du und Mandy hättet mir nur Probleme gemacht. Mandy befindet sich wie du wieder in Miami.

Allerdings hab ich dafür gesorgt, dass ihr euch nicht treffen werdet, denn im Gegensatz zu dir, weiß sie wo ich wohne bzw. wo wir hin geflogen sind.

Lele und Mikosch sind in sicheren Händen. Mit aller Wahrscheinlichkeit wirst du sie nie wieder sehen, denn die beiden können und werden sich nicht mehr an dich erinnern wenn sie älter sind. Ich brauche Nachfolger für meinen Beruf und diese habe ich jetzt.

Ich bitte dich nicht zu versuchen sie zu finden, denn sie werden nicht mehr leben, wenn du sie findest.

Pass auf dich auf Rose.

Adam

Dann entfing mich eine unbekannte Leere. Ich fühle nichts. Ich saß einfach auf meiner Couch und starrte das Blatt an. Das war ein ganz schlechter Scherz. Und ohne es zubemerken, brach alles über mir zusammen. Erst über kam mich Trauer, dann die Wut und zum Schluss gefährliche Gelassenheit. Ich spürte wie ich geweint hatte, wie ich den Brief zerrissen hatte und den Hodie ausgezogen hatte, aber das war mir scheiß egal. Das Letzte was Ich jetzt brauche, war Selbstmitleid. Ich würde so meine Kinder auch nicht wieder bekommen.

Ich legte die Schnipsel des Briefes und den Hodie auf einen Haufen und warf ihn weg, dann lief ich meinen Flur entlang. Zu der Tür gegenüber meines Zimmers. Die Tür zu Leles und Mikoschs Zimmer.

Ich drückte die Klinke herunter und trat rein.

Nichts.

Gar nichts.

Der Raum war leer, lediglich die Wandtatoos klebten noch. Selbst die kleinen Kinderbetten waren weg. Alles war weg. Ich sah fassungslos in den Raum.

Bevor ich nochmal weinen könnte, rieß ich mich los und rannte raus. Hinein in den Flur. Zur Garderobe. In die Garage. Zu meinem Auto. Mit meinem Autoschlüssel. Nur in Socken, Jogginghose und BH fuhr ich auf den Highway. Richtung Artviertel Miamis. Zu Mandy.

Zu mindestens hatte sie dort gewohnt, bevor sie nach Spanien gegangen war.

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