37. Kapitel

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Ich konnte den lauten Regen, der gegen die Fensterscheibe prasselte, hören und wurde direkt unruhig. Man hatte mich alleine auf Rückbank gesetzt und die Hände an meinem Gurt fest gemacht. Es gab für mich keine Möglichkeit unbemerkt meine Hände zu heben und nach der Nadel zu greifen, doch ich hatte bereits eine Idee. Ich schrie wie am Spieß und prompt legte der Fahrer eine Vollbremsung hin. Ich wurde nach vorne geschleudert und griff nach dem spitzen Gegenstand. Kurz bevor die beiden Männer etwas bemerkten, kam ich wieder hoch. „Was zum Teufel geht bei dir du Hure!?", rief mein schmieriger Begleiter mir zu. „Ich bin nur bewusstlos geworden und dachte ich falle", antwortete ich und schloss meine Faust fester um den Gegenstand in meiner Hand. Mit einem verächtlichen Schnaufen ließ er die Zündung kommen und fuhr mit erhöhter Geschwindigkeit weiter. Durch meine Augenbinde konnte ich nur einen kleinen Spalt unterhalb meiner Nase sehen und damit die Handschellen. Ab jetzt war jede Bewegung langsam und möglichst ruhig. Um jeden Fall musste ich verhindern, dass die beiden wussten was ich auf der Rückbank mache. Meine Finger zitterten stark, als ich zum ersten Mal versuchte die Nadel in das kleine Loch, das für das Öffnen vorgesehen war, hinein zu bekommen. Erst beim vierten Anlauf bekam ich sie erfolgreich hinein. Meine Handgelenke schmerzten höllisch, denn soweit hatte ich meine Finger noch nie gebogen. Nur wusste ich jetzt nicht was ich machen sollte. Meine Hände konnte ich nicht soweit biegen, dass ich die Nadel bewegen konnte. Mir stiegen Tränen in die Augen. Ich war viel zu frustriert. Ich schloss meine Augen und versuchte für wenige Sekunden einen klaren Gedanken zu fassen. Vielleicht könnte ich mit meinem Mund, die Nadel bewegen? Aber wie sollte ich das tun können ohne Aufmerksamkeit auf mich zu lenken? Ich musste dafür alleine sein...

Und dann kam es mir. Beide Männer werden aussteigen müssen, um mich sicher von der Rückbank zu holen. Genau in den wenigen Momenten hatte ich Zeit für einen Versuch. Ich beschäftigte mich schon gar nicht mehr mit dem Gedanken, dass das völlig nach hinten los gehen konnte. Nun wurde ich ungeduldig und tippte mit meinem Fuß auf den Boden. Die Zeit dehnte sich ins Unendliche, bis das Auto endlich zum stehen kam. Kaum war der Motor erloschen, war ich bereit mich zu befreien, doch die beiden stiegen nicht aus. Verwirrung machte sich in mir breit und ich befürchtete das Schlimmste. Dann hörte ich den Fahrer sagen: „Sieht aus als müssen wir uns beim Boss melden. Was machen wir mit ihr?" „Die lassen wir hier. Er hat gesagt, nur er darf sie aus dem Auto entfernen. Boss und seine merkwürdige Vendetta." Ich hörte auf zu atmen. Besser hätte es nicht laufen können.

Ich hörte, wie die Autotüren aufgingen und wieder zu fielen. Dann konnte ich ein Piepsen Vernehmen, das Auto wurde verschlossen. Mit wachsamen Ohren horchte ich, ob noch jemand in dem Auto saß. Ich zählte von 10 herunter und nachdem ich mir sicher war, das pdniemand auf mich lauerte und beugte ich mich nach vorne. Zuerst schob ich mir die Augenbinde hoch und konnte endlich mehr sehen. Es regnete so stark, dass ich nicht hören konnte, ob jemand an das Auto trat, doch die Sorge schob ich beiseite. Mit angespannten Kiefer drehte und drückte ich die Nadel um her.  Von draußen hörte ich die lauten Stimmen der beiden Männer und wurde nervös. Nachdem ich mir das Ende in die Lippe gerammt hatte, hörte ich ein lang ersehntes Klicken. Doch bevor ich die Handschellen öffnen konnte, wurde die Autotür wieder geöffnet. Ich fuhr hoch und die Nadel landete auf dem Boden. Meine Augenbinde rutschte von alleine herunter. 

„Es ist soweit. Du wirst erwartet."

Man zog mich von der Rückbank und stellte mich nach Draußen. In wenigen Momenten war ich komplett durchnässt und meine Haare lagen schwer auf meinen Schultern. Man nahm mir die Binde ab. Um mich herum standen 6 Männer, die ebenfalls nass waren. Die enge Gasse schützte niemanden vor dem Regen. Der Himmel war stockdunkel und nur eine kleine Laterne spendete Licht. Meine nackten Füße spürten das noch lauwarme, aber nasse Kopfsteinpflaster. Ich drehte meinen Kopf in alle Richtungen, doch ich sah keinen Ausweg. Man packte mich grob am Arm und zog mich aus der Gasse. Der Regen versperrte mir die Sicht, doch ich konnte den großen Platz, der sich vor mir auftat erkennen.   Auf den angrenzenden Häuser konnte ich dunkle Gestalten erkennen, nahm ich zumindest an. Als mich meine Begleitung zu heftig in eine Richtung zog, lösten sich meine Handschellen etwas. Ich hatte sie tatsächlich geöffnet. Doch ich war schlauer, als mich einfach los zu reißen. 

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