6| Unpünktlich

5K 200 15
                                    

Jimin

*

Nein, nein, nein, nein! Verdammte Scheiße! Wieso? Warum? Wie konnte ich nur?
Ich saß auf den Boden. Haare raufend.

Wieso war ich so blöd und ging ohne T-Shirt raus?

Warum waren die Jungs da? Klar, ich Idiot. Sie wohnten hier in der Nähe. Sind ja nicht ohne Grund an der Haltestelle ausgestiegen.

Was sie wohl von mir denken? Was werden sie tun? Werden sie es in der Schule weiter erzählen? Werden sie lästern?
Gott, so viele Fragen und doch keine Antwort. Vor Morgen werde ich keine Antwort bekommen. Wollte ich überhaupt eine?

Ich stand auf und schmiss mich auf mein Bett und spielte Seeigel. Auf die Deckenwand starrend. Ich muss mir etwas einfallen lassen. Wie konnte ich es umgehen, den Jungs zu begegnen?

"Arghhhh. Jimin du bist so dumm!", rief ich wieder Haare raufend.

Selbstgespräche gehörten oft zu meiner Tagesordnung. Ebenso meine inneren Gespräche.

Gut, am Ende konnte ich es nicht verhindern. Man konnte nicht verhindern ihnen zu begegnen, wir waren in einer Klasse. Sehr schlau Jimin! Ich muss es akzeptieren. Sie haben mich gesehen, doch zum Glück sahen sie nicht das, was mich mein Leben lang begleiten wird. Meinen Makel am Körper.

Ich stand auf und nahm mir frische Sachen aus meinem Schrank und ging Duschen. Nach dem Duschen, wollte ich essen machen, doch essen konnte ich nichts mehr. Dazu war ich viel zu unruhig.

Nachdem ich mit allem fertig war. Ging ich ins Bett und schlief darauf gleich ein. Hoffen das der Tag Morgen schnell vorbei ging und nichts schief lief.

Ich wurde von einem nervtötenden Wecker geweckt. Wem gehört der Scheiß? Stimmt, das war ja meiner, mein Handy um genau zu sein. Ich stelle das schreiende etwas aus und stand auf. Dehnt mich ausgiebig und machte mich fertig. Nahm meine Tasche und ging runter.

Auf den Weg nach unten, stolperte ich beinahe die Treppe herunter, als die Erinnerung von gestern hervor kamen.
Am Geländer festhaltend, holte ich tief Luft.

Jimin, du schaffst das!

Ich hatte noch genug Zeit und machte mir Frühstück. Müsli mit Apfel, Birne, Naturjoghurt und etwas Milch. Hält satt und ist auch noch gesund. Trotz unruhigen Magen, schaffte ich alles auf zu essen. Ich äumte alles weg und wollte los, jedoch klingelte mein Handy. Ich nahm es aus meiner Hosentasche und sah darauf. Dad rief an.

Ich ging ran.
"Guten Morgen, Jimin."

"Guten Morgen, Dad."

"Lass das Dad, das klingt zu amerikanisch, wir leben in Korea.", sagte mein Dad lachend.

"Ich weiß, aber du weißt, das hab ich von Oma und Opa."

"Das ist mir klar meine Junge. Weswegen ich anrufe. Ich muss dir leider mitteilen, dass ich noch eine Weile weg bin. Hier gibt es ein Projekt was nicht aufgeschoben werden kann. Ich versuche so schnell es geht damit fertig zu werden und komme nach Hause. Mit etwas Glück bin ich in zwei Wochen da."

"Das ist kein Problem Dad, ich komme klar.", sagte ich schlicht. Wie immer eigentlich, doch im inneren, war ich traurig.

"Danke, meine Junge. Sobald ich Zuhause bin, nehmen wir uns Zeit und machen etwas zusammen. Wir müssen unbedingt wieder zu Eomma."

"Das wäre toll.", sagte ich.

"Na gut, Jimin. Ich muss auflegen. Dir viel Spaß in der Schule. Ich überweise dir nachher noch etwas Geld.", sprach Dad und legte auf.

Ich konnte nicht einmal darauf antworten.

Weitere zwei Wochen allein.

Klar, ich bin es nicht anders gewohnt, er und seine Geschäftsreisen. Momentan ist er in Busan unterwegs. Naja, genug Gedanken gemacht. Ich machte los. Auf den Weg zur Hölle.

Ich lief zur Haltestelle. Wie immer war ich zu pünktlich. Unpünktlichkeit war eines der Dinge die ich nicht mochte. Zeit des anderen zu rauben, ist grundsätzlich nicht nett. Immerhin haben andere auch etwas zu tun.

Musik hörend, bemerkte ich das der Bus kam. Ich stieg ein und er fuhr los. In der Schule angekommen ging ich zur Bibliothek. Diese hatte zum Glück schon zeitig für Schüler offen. Ich bin einer der wenigen die zur frühen Stunde auftauchen. Immerhin konnte man sich noch einmal auf den Unterricht vorbereiten, doch heute gelingt es mir nicht. Mein Verstand war einfach viel zu unruhig. Immer noch Musik hörend dachte ich nach und bemerkte nicht das es bereits geklingelt hatte. Paar Sekunden später schaute ich auf mein Handy, fluchte und rannte aus der Bibliothek.

Etage für Etage sprintet ich noch oben und kurz vorm Klassenzimmer hörte ich Mr. Wang.
"Wo ist Park Jimin?"

Ich riss die Tür mit einem lauten Knall auf.
"Hier, ich bin da. Ich war in der Bibliothek. Entschuldigen sie die Verspätung!", keuchte ich schnaufend und ging zu meinem Platz. Die Blicke auf mir spürend.

Ich setzte mich und versuchte meine Atmung zu normalisieren.

Mr. Wang zuckte mit den Schultern und begann mit dem Unterricht. Koreanisch. Ich versuchte zuzuhören, doch meine Gedanken fuhren wieder einmal Achterbahn.

Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, das Namjoon sich zu mir umdrehte, doch ich sah nicht nach oben. Er würde mir nur fragen stellen.

Yoongi's Blick hatte ich schon beim eintreten gemerkt, doch irgendwie war der Blick anders. Flammend.
Ganz zu schweigen die Blicke der anderen, der beliebten Clique. Was werden sie tun? Mich fesseln? Foltern? Verhören?

"So ein misst.", fluchte ich und raufte mir die Haare und ließ mein Kopf auf den Tisch knallen.

"Park Jimin, ist mit dir alles in Ordnung?", fragte Mr. Wang besorgt nach.
Verdammt, wir hatten Unterricht!
Ich bin so dumm.

Mein Verhalten im Moment lässt meinen IQ beträchtlich schrumpfen. Die ganze Klasse sah mich an. Verständlich. Ich Falle nie auf, bin quasi unsichtbar.

Ich hob mein Kopf, blickt zu Mr. Wang, setzte mich aufrecht hin, legte einen gleichgültigen Blick auf und sprach:
"Natürlich, Entschuldigen Sie die Störung!"

Skeptisch schauend drehte sich Mr. Wang wieder um und schreib etwas auf die Tafel.
Ich klatsche mir die Hand auf die Stirn und schüttelte den Kopf. Ich nahm mein Heft und Stift und wollte mit schreiben, jedoch ging mein Blick nach oben.

Die beliebteste Gruppe starrte mich an. Jin besorgt, Namjoon fragend, ebenso Hoseok, Taehyung und Jungkook. Yoongis Blick war brennend.

Ich wurde rot, schüttelte den Kopf und blickte wieder nach unten. Versuchte etwas von dem gesagten mitzuschreiben. Doch das, was ich aufschrieb ergab überhaupt kein Sinn. Dieses Thema muss ich unbedingt Zuhause nach arbeiten.

Das war Prüfungsrelevant.

Plötzlich landete ein kleiner zusammengefalteter Zettel auf meinen Tisch.
Den Zettel anstarrend, als würde es mich jeden Moment anspringen, nahm ich es in die Hand und öffnete ihn.

Dort stand:

"Wir sollten uns unterhalten."
Y. H. T. K. J. N.

*

Copper-Curly

Überarbeitet
08.11.23

Confidence ||•yoonmin•||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt