III

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„Hey!" Wieder einmal ignorierte ich die empörten Rufe, als ich zum zweiten Mal an diesem Abend an der Schlange vorbeischritt und die höfliche Etikette somit komplett ignorierte. Zu gerne hätte ich in diesem Moment gesehen, wie jemand von einem Dotraki in Scheiben geschnitten wird oder von einem Drachen zu Staub verbrannt... Aber nein, ich drängte mich lieber an besoffenen Weibern vorbei in eine stinkende Clubtoilette, um eine junge Frau von 25 Jahren zu retten, die einer Freundin wohl ganz nahe kam.„Hey, stell dich gefälligst an!", zischte eine Rothaarige Schönheit, die mit ihren wallenden Locken und den unzähligen Sommersprossen wie eine junge Schottin wirkte.„Ganz ruhig", erwiderte ich, „Ich will nur eine Freundin hier raus holen und nicht auf die Toilette." Zur Abwechslung versuchte ich es mal mit einem ehrlichen Lächeln, woraufhin die Rothaarige tatsächlich einen Schritt zur Seite machte und mich so an ihr vorbei ließ. Okay ... manchmal half einem Freundlichkeit wohl wirklich weiter.„Jules?!" Ein Klicken ertönte und tatsächlich öffnete sich wie von Geisterhand eine der Toilettenkabinen, auf die ich sofort zustürmte. Angewidert verzog ich den Mund. Jules kurzen, blonden Haare standen in alle Himmelsrichtungen und das Make-Up, auf das sie vor wenigen Stunden noch so stolz gewesen war, war von den Tränen und dem Schweiß vollkommen verlaufen. Das schwarze Glitzerkleid war ihr an den Oberschenkeln soweit hochgerutscht, dass man genau sehen konnte, dass sie kein Höschen trug. Hoffentlich hatte sie das bewusst getan und ich musste nicht auch noch die Pille danach besorgen, bevor ich die junge Frau mit einem Glas Wasser in ihr Bett verfrachtete.„Jules", seufzte ich, während ich sie auf ihre Füße zog und ihre High-Heels in die Hand nahm, die sie schon ausgezogen hatte. „Sky", murmelte Jules leise, während sie mich mit tränenden, braunen Augen musterte. Was zum Teufel war denn nur mit ihr passiert?„Ich bin hier, Süße", flüsterte ich mit einem Lächeln und stütze die Blondine auf dem Weg zum Waschbecken. Die Blicke der anderen Frauen waren mir egal, als ich das Wasser anstellte und mit einem feuchten Tuch die Reste der Kotze aus dem Gesicht meiner Mitbewohnerin wischte. Sie sah wirklich furchtbar aus und auch wenn ich lieber nicht hier wäre, war ich froh, dass ich sie nun hier raus holen konnte. Vermutlich wäre sie sonst bei dem Versuch, sich selbst zu helfen, entweder die Treppen hinabgestürzt oder von irgendeinem Typ vergewaltigt worden, der in ihr leichte Beute sah. Und das war sie auch. Jules konnte sich nicht mehr alleine auf den Beinen halten und auch wenn ich hoffte, dass es nur am Alkohol lag, befürchtete ich leider, dass noch etwas anderes seinen Weg in ihre Blutbahn gefunden hatte. Ob freiwillig oder unfreiwillig würde sie mir wohl erst sagen können, wenn sie wieder bei klarem Verstand war.„Bin müde", hörte ich Jules murmeln, als plötzlich ihre Beine nachgaben. Schnell legte ich ihren Arm um mich, um mehr ihres Körpergewichts tragen zu können.„Gleich", versprach ich ihr. „Lass uns erstmal zu meinem Wagen." Ich merkte, dass die Blondine versuchte zu nicken, aber selbst diese knappe Geste gelang ihr kaum. Und so war es an mir, sie zu stützen, damit wir die Toilettenkabinen verlassen konnten.„Geht es ihr gut?", hörte ich eine Fremde fragen. Aber anstatt ihr zu antworten, ging ich einfach mit Jules weiter. Ich hasste Menschen, die sich nicht um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern konnten und nur sensationsgeil waren. Hilfe hätte ich vielleicht angenommen, aber dumme Fragen konnten sich die Umstehenden wirklich sparen. Mit diesem Gedanken ging ich mit Jules langsam Stufe für Stufe den Treppenaufgang zur Tanzfläche zurück. Noch war sie nicht eingeschlafen und ich war froh darum, die Blondine nicht gänzlich tragen zu müssen.„Nicht mehr weit, Jules", versprach ich meiner Mitbewohnerin, um sie so vielleicht noch etwas wach zu halten. Die Blondine gab ein Murren von sich, während ich sie durch die Menge schob. Nur noch wenige Meter und wir hatten den Ausgang erreicht. Zum Glück hatte ich nicht weit weg geparkt. Ich konnte die heiße Schokolade schon riechen, die ich mir zur Belohnung machen würde, sobald ich Jules sicher in ihrem Bett verstaut hatte.„Sky?!" Ich erstarrte in der Bewegung, als die mir bekannte Stimme meinen Namen aussprach. Nein. Nein. Nein. Nein. Das konnte nicht sein. „Sky, bist du das?!" Ich drehte mich nicht rum, während tausend Gedanken durch meinen Kopf wirbelten. Allen voran die, Jules fallen zu lassen, und so schnell wie möglich von hier zu verschwinden. Aber stattdessen setzte ich mich einfach wieder in Bewegung. Vielleicht glaubte er ja, mich verwechselt zu haben und beließ es dabei. Vielleicht...Eine Hand packte meine Schulter und wirbelte mich herum, sodass ich Jules aus dem Griff verlor und die Blondine auf ihre Knie fiel. Das jedoch war nebensächlich, denn den graublauen Augen, die mich nun musterten, galt meine gesamte Aufmerksamkeit.

Skylar - Sei meinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt