XXXVII

13.4K 448 8
                                    

„Sky wird nirgends mit dir hingehen, Reaper. Keine Ahnung, welche falschen Besitzansprüche..."

„Sie sind nicht falsch. Oder... Sniper?" Ich wollte mich meinem Bruder zuwenden, doch Jax hielt mich nach wie vor an Ort und Stelle gefangen. Mein Hals brannte, doch ich stoppte meine Versuche, mich zu befreien. Die Black Tiger waren jetzt hier und ich fühlte mich sicher. Sicherer als jemals zuvor in meinem Leben und das, obwohl ich nur einige von ihnen kannte. Und diese auch erst wenige Tage lang.

„Lass meine Schwester los, Jax", ertönte Elijahs Stimme.

„Sie gehört mir, Sniper, und das weißt du auch. Ihr habt sie mir versprochen." Erschrocken riss ich meine Augen auf und zuckte zusammen. Diese Bewegung allein war schmerzhaft und ließ mich auf keuchen. Jax' Blick fand den meinen, während Blake hinter ihn trat. Die Waffe nach wie vor an seinen Kopf.

„Lass sie sofort los, Reaper. Noch haben wir keinen Krieg zwischen unseren Clubs, aber ich schwöre dir, mit jeder Sekunde, die verstreicht, wird ein weiterer deiner Brüder leiden." Jax lachte auf.

„Einer meiner Brüder?" Endlich lockerte sich der Griff des Bikers um meine Kehle und ließ mich wieder frei nach Luft schnappen. Ich keuchte und wollte am liebsten auf die Knie sinken, aber Jax hielt mich immer noch an meinen Armen an der Wand fest. 

„Du solltest lieber um deine Brüder fürchten, Alpha." Plötzlich ertönte ein Schuss und ich wurde losgelassen. Hart schlug ich mit den Knien voran auf dem Boden auf und fuhr mit meinen Fingern über meinen schmerzenden Hals. Sofort war jemand an meiner Seite und legte beruhigend den Arm um mich. Blaue Haare drängten sich in mein Sichtfeld und viel zu süßes Parfüm in meine Nase.

„Alles wird gut", hörte ich Ronnie flüstern, während ich darum kämpfte, meine Ruhe zurückzuerlangen.

„Verfluchte Scheiße." Die Stimme kannte ich nicht, doch als ich meinen Kopf in ihre Richtung wendete, erkannte ich, dass sie zu einem von Jax' Clubmitgliedern gehörte. Er hielt sich den Arm, aus dem dunkelrotes Blut lief und über den grauen Pulli, den er unter seiner Clubweste trug, zu Boden tropfte. Unweit neben ihm stand Elijah. Sein Blick war kalt und seine Miene hart, als er seine Waffe weiterhin auf den fremden Biker hielt und dabei seinem ehemaligen Freund in die Augen sah.

„Ob das so eine kluge Entscheidung war, Sniper", ertönte Jax' belustigte Stimme. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und ein dreckiges Grinsen auf seine Lippen gelegt.

„Kein Blut dieser Welt erlöst dich von dem Versprechen, das du gegeben hast." 

„Wo... Wo... vo...n spr...ich...t e...r?" Meine Stimme klang rau und kratzig. Jeder Ton schmerzte, doch ich musste es wissen. Ich fühlte, dass es etwas gab, das mein Bruder mir nicht gesagt hatte. Etwas Wichtiges. Ein Unrecht, das mich bis in die Tiefe meines Herzens erschüttern würde.

„Ja, Elijah. Wovon spreche ich?" Jax lachte auf. „Das dürfte spannend werden."

„Hier wird gar nichts spannend. Du hast fünf Minuten, um hier zu verschwinden, Reaper. Oder ich werde deinem Präsidenten deinen Kopf schicken." Blakes Stimme war dunkel und hart, sodass auch Jax' Züge sich anspannten. Er wendete sich mir zu und etwas funkelte in seinen Augen auf, das ich nicht verstehen konnte. Und womöglich auch gar nicht wollte.

„Ich werde dich holen, Baby. Das ist ein Versprechen. Eines von vielen, das endlich eingelöst werden wird. Vertraue darauf." Ehe ich etwas erwidern konnte, wendete Jax sich ab. Er nickte seinen Kameraden zu, die ohne ein weiteres Wort oder sich umzudrehen, aus dem Raum verschwanden. Ich spürte eine Kälte, die ihnen folgte. Sie waren eine Bedrohung – Feinde des Clubs – dennoch verließen sie uns lebend. Ich wusste nicht, ob das ein Fehler war, aber es fühlte sich wie einer an.

„Kannst du aufstehen?", fragte Ronnie besorgt, doch bevor ich ihr antworten konnte, wurde ich auch schon gepackt und auf zwei starke Arme gehoben. Der Duft nach Leder und Whiskey umhüllte mich und ich konnte nicht verhindern, genussvoll die Augen zu schließen. Ich fühlte mich schwach und müde. Aber dennoch wollte ich es wissen. Vorsichtig öffnete ich meine Lider, als Blake sich auch schon in Bewegung setzte, und meine Augen fanden sofort die meines Bruders. 

Wehmut lag darin und ... Bedauern.

„Lijah...?", flüsterte ich leise.

„Das war vor langer Zeit, Sky. Ich..."

„Nicht heute!" Blakes Befehl war schneidend. Und endgültig. Aus müden Augen sah ich zu ihm hinauf und das Feuer in seinem Blick ließ mich beinahe zusammenzucken.

„Blake, ich..."

„Kein Aber, Darin'. Es war genug für heute. Wir werden jetzt schlafen und alles andere regeln wir morgen."

„Wir?" Grinsend hauchte Blake mir einen Kuss auf die Stirn.

„Ja, wir. Oder glaubst du, ich lasse dich in nächster Zeit auch nur eine Sekunde aus den Augen?"

Ich seufzte auf. 

Das würde eine lange Nacht werden...

Skylar - Sei meinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt