XII

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Also alles wieder von vorne ...

„Lijah, ich war da, wo ich sein musste. Was soll das jetzt alles hier? Schön, dass wir uns wieder gesehen haben... bis in sieben Jahren." Mit einem gefakten Grinsen winkte ich meinem Bruder zu, der nur die Arme vor der Brust verschränkte.

„Was ist passiert?" Ich warf meinen Kopf in den Nacken, während sich die durchdringenden Blicke der beiden Männer  in meine Haut brannten.

„Nichts ist passiert, Lijah", murmelte ich leise. „Was willst du von mir hören?"

„Die Wahrheit, Sky." Mein Bruder machte einen Schritt auf mich zu, den ich synchron zurück trat. Elijah erstarrte.

„Ich habe keine Wahrheit, die dir gefällt", erwiderte ich ehrlich, während ich meinem Bruder in die Augen sah. „Und auch keine, die du verdient hast. Lijah, lass mich einfach wieder nach Hause gehen und vergiss, dass du mich heute Abend gesehen hast. Du hast deine Probleme und ich hab meine. Können wir es denn nicht dabei belassen?" Hoffnungsvoll sah ich Lijah an, als sich plötzlich Blake zu Wort meldete.

„Von welchen Problemen redest du?" Genervt verdrehte ich die Augen und fixierte den Biker, der mich ausdruckslos musterte.

„Das ist das einzige, was du jetzt aus meiner kleinen Rede behalten hast?" Anstatt mir auf meine Frage zu antworten, besah Blake mich mit einem Blick, der bis in meine Seele zu reichen schien und mir gleichzeitig eine Gänsehaut über den Körper jagte.

„Komm her." Verwundert zog ich die Augenbrauen zusammen, als Blake ein kleines Stück mit seinem Stuhl zurück rutschte und auf seinen Schoß deutete. Irritiert schnalzte ich mit der Zunge

„Bestimmt nicht", zischte ich. Was erlaubte sich dieser Kerl eigentlich? Erst tauchte er einfach in meiner Wohnung auf, warf mich wie ein Höhlenmensch über seine Schulter, behauptete, ich gehöre ihm, nur um mich dann hinter sich auf sein Bike zu zwingen und nun sollte ich mich auch noch auf seinen Schoß setzten? Niemals.

„Darlin'." Blakes Stimme klang drohend, aber diesmal würde ich mich nicht davon beeindrucken lassen. Auch wenn sie einen Schauer über meinen Rücken jagte, der sich viel zu gut anfühlte.

Meine Güte, seit wann wurde ich denn feucht wegen eines dominanten Bikers? Ich musste unbedingt raus aus dieser Hölle.

„Ich bin keine der Clubhuren", knurrte ich Blake an. „Wenn du jemanden auf dir sitzen haben willst, ruf dir eine der halbbekleideten Weiber hier rein, die draußen Schlange stehen." Blakes Gesichtsausdruck blieb blank, während ich aus dem Augenwinkeln beobachtete, wie Elijah uns beide musterte. War das nicht eigentlich der Moment, wo der große Bruder seinen Beschützerinstinkt unter Beweis stellte?

„Beweg jetzt deinen kleinen, süßen Knackarsch her zu mir, bevor ich ihn mir hole." Oh man, wurde es gerade heißer hier drin? Was war nur los mit mir? Ich kannte Blake nicht einmal vierundzwanzig Stunden - und außerdem war mein Bruder mit in diesem Raum - und anstatt mich auf eine mögliche Flucht vorzubereiten, ließ ich mich so leicht von ihm aus dem Konzept bringen. Trotzig erwiderte ich Blakes Blick, als sich plötzlich ein teuflisches Grinsen auf seine Lippen schlich. Langsam erhob er sich und umrundete seinen Schreibtisch, als wäre er ein Tiger auf der Jagd. Und ich seine Beute.

„Blake, jetzt mal ehrlich...", begann ich, als der Biker auch schon nach vorne schnellte und mich am Handgelenk packte. Bevor ich reagieren konnte, hatte er mich an seine Brust gezogen und seine Lippen auf meine gedrückt. Vollkommen überrumpelt erstarrte ich, während Blakes warmen, weichen Lippen sich auf den meinen bewegten. Als er merkte, dass ich seinen Kuss nicht erwiderte, kniff der junge Mann mir spielerisch in den Po, wodurch ich leise aufkeuchte und ihm Einlass in meinen Mund gewährte. Ein Kribbeln zog sich durch meinen Körper, als Blakes Zunge die meine berührte, und ehe ich darüber nachdenken konnte, erwiderte ich den Kuss und schloss die Augen. Ich spürte Blakes Grinsen, als er es bemerkte, wobei er mich noch ein Stück näher an sich zog.

„Ähm, Leute?" Elijahs Stimme riss mich aus der Trance, in die mich Blake mit seinem  Kuss gezogen hatte. Ruckartig riss ich die Augen auf und stellte überrascht fest, dass ich plötzlich hinter Blakes Schreibtisch stand. Wann genau hatte er uns denn hierhin bewegt?

„Gewonnen", flüsterte Blake gegen meine Lippen, als er mich auch schon von hinten packte und mich auf seinen Schoss zog.

„Wie...?", begann ich, unterbrach mich jedoch selbst. Blake hatte eindeutig Einfluss auf mich und das gefiel mir ganz und gar nicht.

„Was ist das mit euch zweien?" Elijah hatte eine Augenbraue in die Höhe gezogen und musterte Blake und mich. Sein prüfender Blick versucht sich, in meine Augen zu bohren, und so jedes Geheimnis aus mir herauszubekommen. Aber diese Zeiten waren vorbei. Damals, als ich ihm noch vertraut hatte, war Lijah mein Ein und Alles gewesen. Jeder Gedanke und jede Bewegung von mir hatte er gekannt, weil ich es so gewollt und geliebt hatte. Er war mein Beschützer gewesen. Mein großer Bruder.

 Aber er hatte mich verlassen und nie zurückgeblickt. 

Das hatte alles geändert. 

Das hatte mich geändert.

Skylar - Sei meinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt