Der Club war so voll, wie ich es an einem Freitagabend erwartete. Es gab zwei Ebenen und von Jules Erzählungen wusste ich, dass sich oben auf den Emporen, von denen man hinunter auf die Tanzfläche sehen konnte, die VIP-Lounges waren. Hier befanden sich größtenteils die Clanmitglieder, die sich von der Höhe aus ihre Opfer aussuchten. Oder ihre Erwählten, wie Jules es gerne nannte. Genervt schüttelte ich den Kopf, während mein Blick zu der riesigen Theke schweifte, die sich mir direkt gegenüber am anderen Ende der Tanzfläche befand. Sie leuchtete in Neonfarben, die sich von Sekunde zu Sekunde abwechselten und zusammen mit dem Scheinwerferlicht dem Raum etwas Aufregendes verlieh. Alles in allem konnte ich nicht behaupten, dass es mir nicht gefiel, aber trotzdem würde ich freiwillig nie wieder einen Fuß hier hinein setzen. Alleine schon wegen Bär, der mich wohl niemals hier hinein lassen würde. Ein hämisches Grinsen legte sich auf meine Lippen, als ich wieder an den frustrierten Gesichtsausdruck zurückdachte. Was wohl die kleine Blonde denken würde, wenn sie mich hier drinnen erblickte? Obwohl ich das wohl nie erfahren würde, konnte ich mir ihre Wut bildlich vorstellen. Das war zumindest ein tröstender Gedanke, während ich nach den Toiletten suchte. Ein paar Sekunden fand ich ein Schild zu meiner linken, das zu einem Treppenaufgang führte, der wohl mein Ziel war. Schnell setzte ich mich in Bewegung, als mich plötzlich etwas am Oberarm packte und mich zusammenzucken ließ. Es war nicht die Kraft, die mich erschreckte, sondern eher der bloße Körperkontakt, den ich schon lange nicht mehr ertragen konnte.
"Vorsichtig, Darling", erklang Blakes Stimme plötzlich ganz nah bei mir. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass er hinter mich getreten war. „Du solltest etwas mehr Respekt an den Tag legen, wenn ich dich mit nach oben nehmen soll." Ich erschauderte, ehe ich mich fing, und mich langsam umdrehte. Blakes Gesicht war direkt vor meinem und während ich das Gefühl zurückdrängen musste, mich von ihm zu entfernen, war das amüsierte Funkeln seiner Augen mittlerweile bei seinem Mund angekommen. Perlweiße Zähne blitzten mir entgegen.
„Wer sagt denn, dass ich mit dir nach oben will", zischte ich, was Blake auflachen ließ.
„Temperamentvoll", hauchte er, während er nach einer meiner Haarsträhnen griff, um sie hinter mein Ohr zu schieben. Eine Gänsehaut bildete sich dort, wo seine warmen Finger meine Haut berührten. Schnell trat ich doch einen Schritt zurück. Warum glaubte dieser Kerl eigentlich, mich einfach so anfassen zu dürfen?
„Hör mal, Romeo", säuselte ich zuckersüß, während ich meinen Kopf schief legte und an Blake vorbei sah. Es dauerte einen Augenblick, ehe sich seine grünen Augen von meinen lösten und meinem Blick folgten, wo die kleine Blonde vom Eingang zusammen mit einer brünetten Freundin zu uns hinüber schielte. Sie hielten beide einen bunten Drink in der Hand, den sie gerade durch einen schwarzen Strohhalm schlürften. Dabei sah Blondie mit einem vermutlich verführerisch gemeinten Blick zu uns hinüber, der mich fast auflachen ließ. Ich trat wieder einen Schritt auf Blake zu, ehe ich ihn an den Schultern packte und umdrehte. Es war wohl seiner Überraschung geschuldet, dass mir das tatsächlich gelang.
„Also du hast die Wahl zwischen Barbie eins und Barbie zwei. Wenn du magst, dann natürlich auch beide. Ich wünsche dir mit vollstem Respekt viel Spaß und auf Nimmerwiedersehen." Mit diesen Worten drehte ich mich um und ließ den überraschten „Black Tiger" einfach zurück, bevor er noch etwas sagen konnte. Ganz sicher würde ich nicht mit ihm irgendwohin verschwinden. Für diesen Teil des Spaßes gab es hier eindeutig genug Mädels, die alles für ihn tun würden. Ich hingegen würde von Jules ein riesiges MC-Menü einfordern, wenn sie wieder bei Verstand war, und mindestens für einen Monat die Übernahme meiner WG-Pflichten. So viel war schon einmal sicher.
DU LIEST GERADE
Skylar - Sei mein
RomanceSeit Jahren ist Skylar allein und genau das ist es auch, was sie will. Schließlich hat sie in der Vergangenheit genug durchgemacht, um nicht mehr allzu leicht vertrauen zu können. Doch als endlich alles wieder gut zu werden scheint, taucht ihr Brude...