Nach der ereignisreichen Dusche fühlte ich mich erfrischt, warm und sicher in den viel zu großen Klamotten, die Blake mir gegeben hatte. Zuerst hatte ich protestieren wollen, weil in seinem Schrank auch genug Kleidung für mich gelegen hatte. Während meines Kidnappings hatten sich die Biker wohl auf Shoppingtour gemacht – obwohl ich wenig davon hielt, dass man ungewollt Geld für mich ausgegeben hatte. Denn alle Sachen waren neu und hatten meine Größe. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wer von den Prospects dazu verdonnert worden war, meine Unterwäsche zu kaufen.
„Du siehst gut aus in meinen Klamotten." Blake legte von hinten seine Arme um mich. „Aber noch besser gefällst du mir nackt." Unwillkürlich musste ich lächeln, als ich auch schon Blakes Lippen an meinem Hals spürte.
„Nein, nein, nein." Schnell löste ich mich aus dem Griff des Bikers und trat einen Schritt nach vorne. „Wir müssen nach unten zu Lijah." Mit einem Ruck wurde ich herumgewirbelt und warme Lippen pressten sich auf die meinen. Sofort verlor ich mich in dem Kuss und spürte, wie Blake mich zurück zum Bett schob.
„Nein." Mit all der Willenskraft, die ich aufbringen konnte, drückte ich Blake von mir und stürmte aus seinem Zimmer. Hinter mir ertönte ein Lachen, zu dem ich nur die Augen verdrehen konnte. Trotzdem erfüllte es mich mit einer Freude, die mir unbekannt, aber dennoch angenehm war. Und auch als Blake zu mir aufschloss, seinen Arm um meine Schulter schlang und mich an seine Seite zog. Vor wenigen Tagen noch hätte ich ihn murrend von mir gestoßen, doch jetzt... nach meinen Stunden mit den Dragons ... ich fühlte mich hier geborgen.
Sicher.
Zuhause.
„Ich habe bereits deine Weste in Auftrag gegeben", hauchte Blake mir zu, als wir die ersten Treppenstufen betraten.
„Weste?"
„Du bist meine Old Lady, Skylar. Und diese Weste wird jedem anderen zeigen, dass du nur zu mir gehörst. Das. Und mein Name. Tätowiert auf deine wunderschöne, bleiche Haut." Wenn ich diese Aspekte nicht schon gekannt hätte, wäre ich wohl nun erstarrt. Stattdessen zog ich meine Augenbrauen in die Höhe.
„Wer sagt denn, dass ich mich tätowieren lasse?", feixte ich, was Blake auflachen ließ.
„Ich sage das. So wie dein Name auf meiner Haut steht, wirst auch du meinen tragen. Es war Schicksal, dass wir uns vor der Bar begegnet sind."
„Du trägst meinen Namen?" Ich erstarrte. „Wann? Wie? Wo?" Ich hatte Blake die letzten Stunden komplett nackt gesehen. Wie hatte es mir nicht auffallen können, dass er ein Tattoo mit meinem Namen trug?
„Du wirst wohl nochmal nachgucken müssen, Darlin'."
„Aber nicht jetzt!" Elijah trat an das Ende der Treppe, schnappte nach meiner Hand und zog mich aus Blakes Griff, der sofort aufknurrte. Das würde wohl auch ein Part des Gespräches sein, dass er mit meinem Bruder führen wollte.
„Lijah." Ich warf einen entschuldigenden Blick über meine Schulter, als mein Bruder mich in einen der Ledersessel drückte. Erst jetzt sah ich mich um. Der Barraum war überfüllt mit den Bikern der Black Tiger, die mich alle beobachten. Ihr Starren war mir unangenehm und endete erst, als Blake einen lauten Pfiff ausstieß.
„Brüder. Es tut mir leid, dass ich euch so lange habe warten lasse, aber meine Old Lady brauchte etwas Zuwendung."
Die Männer im Raum johlten, während ich Blake einen giftigen Blick zuwarf. Das ging niemanden etwas an.
„Also ist sie offiziell nun unsere Queen?" Xavier grinste mich an. „Oder müssen wir sie vorher noch vor einem anderen Drachen retten?"
„Man, der war flach, Xav", stöhnte David spielerisch auf. „Außerdem wissen wir doch alle, dass sie uns noch viel Ärger einbringen wird. Immerhin ist sie Snipers Schwester."
„Ich zeig dir gleich mal Ärger", zischte ich, konnte mir aber ein Grinsen nicht verkneifen. Mein Blick fiel unauffällig auf das Bein des Bikers, doch nichts deutete mehr auf die Schusswunde hin, die mittlerweile sicherlich gut behandelt worden war. David fing meinen Blick auf und lächelte mich an.
„Sobald ich wieder fit bin, können wir eine Runde boxen, Kleine. Ganz wie früher."
„Wenn du verlieren willst." David lachte auf
.„Ich hab dich vermisst." Ich öffnete gerade den Mund, als Blake sich neben mich fallen ließ und seinen Arm um mich schlang. Fast schon automatisch lehnte ich mich an ihn, ohne dabei die Hand meines Bruders loszulassen.
„Ich dich auch, Dave", erwiderte ich.
„Also läufst du nicht mehr davon?" In Elijahs Stimme schwang ein drohender Unterton mit, der mich aufseufzen ließ.
„Nein, Lijah", erklärte ich, während meine blauen Augen die seinen trafen. „Aber vielleicht willst du mich loswerden, wenn du ... wenn ich dir alles erzählt habe." Sofort verstummte jeder im Raum und auch Blake verkrampfte hinter mir. Sein Griff wurde automatisch fester, während in Elijahs Blick eine Bestimmtheit trat, die ihresgleichen suchte. Er drehte sich gänzlich zu mir um und nahm mein Gesicht in seine Hände.
„Nichts – absolut nichts auf dieser Welt – und was auch immer geschehen sein mag, als wir dich nicht beschützen konnten, wird dich jemals wieder von meiner Seite entfernen können, kleine Schwester. Ich habe dich einmal verloren. Das wird mir nie wieder passieren."
Tränen traten in meine Augen, als ich mich von Blake löste und meine Arme um meinen großen Bruder schlang. Meinen einzigen Bruder.
„Er ist tot, Lijah", schluchzte ich. Sofort spürte ich, wie er seine Arme um mich legte und mich fester an seine Brust zog.
„Wer, Sky?"
„Jar", hauchte ich. „Jax hat ihn in den Kopf geschossen. Es ging so schnell, dass ich nichts tun konnte. Aber er... aber ich..."
„Hey, hey." Elijah drückte mich ein Stück von sich, um mir in die Augen zu blicken. „Es ist okay."
„Ist es nicht", kreischte ich. „Wegen mir haben sie ihn..."
„Warum war er dort?" Blakes Stimme ließ mich innehalten. Sie klang nicht liebevoll und neckend wie sonst, sondern kalt und berechnend.
Die Stimme eines Anführers.
Eines Bikerpräsidenten.
„Er..."
„Ja?" Ich seufzte, ohne meinen Blick von Elijah abzuwenden. Und kaum hatte ich meine nächsten Worte ausgesprochen, brach der gesamte Raum in laute Schreie aus.
„Er war es, der mich an Jax und die Dragons verraten hat."
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Skylar - Sei mein
RomanceSeit Jahren ist Skylar allein und genau das ist es auch, was sie will. Schließlich hat sie in der Vergangenheit genug durchgemacht, um nicht mehr allzu leicht vertrauen zu können. Doch als endlich alles wieder gut zu werden scheint, taucht ihr Brude...