XL

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„Vergiss es!" Wütend verschränkte ich die Arme vor der Brust und blickte Blake fest in die Augen. Dieser stand an der Tür gelehnt, die hinaus aus seinem Zimmer führen würde und grinste mir entgegen. Und das seit geschlagenen fünfzehn Minuten, in denen ich schon versuchte, an ihm vorbei zu kommen, um nicht zu spät zu meiner Schicht im Krankenhaus zu erscheinen. Doch ich befürchtete ... Dieser Zug war wohl abgefahren.

„Blake", knurrte ich. „Ich muss zur Arbeit."

„Nein." Frustriert warf ich die Hände in die Luft, was den Biker vor mir laut auflachen ließ. 

„Ich verliere meinen Job. Bitte. Carter wartet unten." Das trieb Blake das Grinsen aus dem Gesicht. Jedoch nicht im positiven Sinne. Mit zwei langen Schritten war er direkt vor mir, nahm mein Kinn zwischen seine Finger und zwang mich dazu, ihm in die Augen zu sehen.

„Wer ist Carter?" In dieser Frage lag eine solche Kraft, dass sie mich erzittern ließ. Ich wusste, dass ich nun etwas Kluges sagen musste, wenn ich nicht wollte, dass zwei Krankenpfleger für die nächste Schicht fehlten.

„Carter ist nur mein Kollege", erklärte ich ruhig. „Nicht mehr und nicht weniger."

„Und doch rufst du ihn an, wenn du Hilfe brauchst." Tief atmete ich ein und versuchte, ruhig zu bleiben. Ich kannte Biker. Sie waren besitzergreifend und dominant. Besonders wenn es um ihre Old Lady ging.

„Ist nicht so, als ob ich viel Auswahl hätte, wen ich anrufen soll, Blake." 

„Mich." Die Stimme des Bikers war hart und unnachgiebig und sein Griff wurde fester. „Von nun an wirst du immer mich als erstes anrufen." Mit einem Ruck entriss ich ihm mein Kinn, ehe er dort einen blauen Fleck hinterlassen konnte. Ich hatte eindeutig schon genug davon an meinem Körper. 

„Wie soll ich dich anrufen, wenn du es bist, der mich nicht gehen lässt?" Wieder verschränkte ich die Arme vor der Brust und zog fragend eine Augenbraue in die Höhe.

„Babygirl." Blake trat einen Schritt auf mich zu und ich konnte nicht verhindern, synchron dazu einen rückwärts zu machen. 

„Du...." Noch einer. 

„... bist...." Ein weitere. 

„...mein." Genervt verdrehte ich die Augen, als ich auch schon gegen die Wand stieß. Blake blieb vor mir stehen

„Verdreh noch einmal deine schönen Augen und ich versohle dir so den Hintern, dass du für eine lange Zeit nicht einmal mehr daran denken kannst, dich zu setzen."

„Für wie alt hältst du mich? Fünf?" Das Grinsen kehrte zurück in Blakes Gesicht, als er eine Hand neben meinem Kopf an der Wand abstützte und mit der anderen über meine Wange fuhr.

„Glaub mir, Darlin', ich halte dich für alles andere als ein Kind. Aber ich werde alles tun, damit du begreifst, dass das hier kein Spiel ist."

„Ich halte es nicht für ein Spiel, ich..." Mit einem Ruck presste Blake seine Lippen auf die Meinen. Er dominierte den Kuss und ich konnte – nein, ich wollte – gar nichts dagegen tun. Es war seltsam. Ich kannte den Biker erst so kurz und doch vergaß ich alles um mich herum, wenn er mir so nahe war. Jeden andern hätte ich zur Hölle geschickt oder verflucht, aber ihn... so ungern ich das auch zugab. Es fühlte sich gut an, bei ihm zu sein. 

Warm. 

Sicher.

 Und ... einfach richtig. 

Mit einem Ruck packte Blake mich und hob mich hoch. Reflexartig legte ich meine Beine um seine Hüfte, woraufhin er mich herumwirbelte und sich mit mir gemeinsam auf sein Bett fallen ließ. Erschrocken kreischte ich auf, was Blake in einem weiteren Kuss erstickte. Erst als wir beide wieder Luft brauchten, lösten wir uns voneinander. Blake lag auf mir. Die eine Hand abermals neben meinem Kopf, strich er mir der anderen eine Strähne meines schwarzen Haares aus dem Gesicht. 

„Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas geschieht, Babygirl. Und wenn ich dich dafür an mein Bett ketten muss, werde ich das tun. Du bist unter Lockdown und das bleibst du auch."

„Ich habe ein Leben, Blake", seufzte ich. „Nimm mir das nicht weg, wenn du willst, dass ich bei dir bleibe."

„Ist das eine Drohung?" Blakes Stimme wurde scharf, was mich aufseufzen ließ. 

„Nein", entgegnete ich. „Ich kenne dieses Leben. Seine guten, aber auch seine schlechten Seiten und gerade stehe ich an einer Schwelle, Blake. Du hast mich ohne mein Einverständnis zu seiner Old Lady gemacht und damit zu einem Teil des Clubs. Mein einer Bruder will wieder einen Teil in meinem Leben einnehmen, während ein anderer mich nur wie Dreck behandelt. Außerdem hat der Bastard, der sich mein Vater genannt hat, mich an einen Psycho verscherbelt, der mich nun wie einen Preis einfordert. Du kannst mich nicht auch noch einsperren. Ich weiß nicht, ob ich das aushalte." Blake schwieg, als ich gleichzeitig versuchte, die Tränen davon abzuhalten, in Strömen zu fließen. 

Die Wahrheit zu wissen, war schwer genug. 

Sie dazu noch auszusprechen, unbeschreiblich schmerzhaft.

Mein Leben war scheiße.

Unglaublich große, dampfende Scheiße.

„Okay." Verwirrt blinzelte ich Blake an. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Ein breites Grinsen schlich sich dieses Mal auf meine eigenen Lippen. „Aber es gibt Bedingungen." Mein Grinsen fiel

„Ich werde sie nicht mögen, oder?" Blake lachte auf, ehe er mir einen erneuten, harten Kuss auf die Lippen drückte.

„Wo wäre denn da der Spaß, wenn sie das täten?"

„Blake..."

„Und mit deinem kleinen Freund fangen wir gleich mal an. Bedingung eins..." Stöhnend packte ich das Kopfkissen und drückte es in mein Gesicht.

Na toll.

Das konnte ja nur fantastisch werden.

Skylar - Sei meinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt