XLVII

11.3K 387 16
                                    

Ich schluckte und versuchte, die Tränen zu verdrängen, die sich in meine Augen drängen wollten. Mein toter Bruder lag direkt vor mir und sein Mörder knabberte an meinem Hals, als wollte er mir im nächsten Moment mein Blut aussaugen. Mein Blick fuhr hektisch durch die gesamte Bar. Es musste doch einen Weg hier raus geben. 

Irgendwas. 

Irgendwie. 

Ich...

„Brüder!" Jax' Stimme hallte durch den Raum. Mit einem Mal ließ er von mir ab, packte mich am Oberarm und zog mich bis zur Bar. Bevor ich überhaupt Zeit hatte, das Geschehen zu reflektieren, wurde ich hochgehoben und auf den Tresen gestellt. Innerhalb weniger Sekunden stand Jax neben mir. Bier in der einen Hand und den Arm um mich geschlungen, grinste er seinen Brüdern entgegen, die sich uns alle zugewendet hatte. Ich wusste nicht, was mir unangenehmer war. Die Aufmerksamkeit oder die Gewissheit, was daraus resultieren würde

„Brüder", wiederholte Jax. Ein breites Grinsen lag auf seinen Lippen, das ich ihm am liebsten aus dem Gesicht geschlagen hätte. Aber stattdessen blieb mir nichts weiter übrig, als wie eine Puppe neben dem muskulösen Biker zu stehen und mit anzuhören, was er von sich gab. Es gab keinen Ausweg für mich. Keine Fluchtmöglichkeit und keine Chance, zu verhandeln.

Mist.

„Brüder, das hier ist Skylar." Stolz drückte Jax mich an sich. Vor Wut ballte ich die Faust. Was fiel ihm ein, mich hier wie eine kleine Barbie vorzuführen? „Mit dem heutigen Tag ist Skylar meine Old Lady und das bedeutet, dass ihr sie als eben solche anerkennen werdet. Was geschieht, wenn ihr es nicht tut, habt ihr sicherlich an dem Arschloch da hinten gesehen." Mit einem Kopfnicken deutete Jax auf die Ecke, in der der Körper meines toten Bruders lag. Ich konnte nicht verhindern, auf zu knurren.

„Deine Kleine scheint noch nicht gut erzogen zu sein." Ich wusste nicht, von dem diese Stimme stammte, doch sie brachte alle Biker zum Lachen. Selbst die Huren kicherten. Dieser Club machte mich echt krank. Jax' Griff um mich verstärkte sich. Seine Finger gruben sich schmerzhaft in meine Hüfte, sodass ich mir sicher war, dass sie Male hinterlassen würden.

„Ich habe mehr als genug Zeit, um sie zu zähmen." Mit einem Ruck packte er mich am Kinn und zwang seine Lippen auf die meinen. Der Kuss war rau, dominant und aggressiv. Mit einem Ruck biss Jax mir in die Unterlippe, woraufhin ich leise aufschrie. Das nutzte der Biker, um seine Zunge in meinen Mund zu schieben. Zufrieden presste er mich dicht an sich und erkundete jeden Millimeter meines Mundes. Ich wollte ihn von mir drücken und so wieder Abstand zwischen uns bringen, aber das ließ Jax nicht zu. Ich schmeckte mein Blut gemischt mit seinem Speichel und alles, was ich tun wollte, war mich hier und jetzt zu übergeben. Es fühlte sich an wie Stunden, ehe Jax sich endlich von mir löste. Blut lief über meine Lippen und tropfte an meinem Kinn hinab zu Boden, während ich selbst wie erstarrt war. 

Ich war zu schwach. 

Wieder einmal war ich viel zu schwach.

„Jetzt bin ich hart."

„Das war heiß."

„Verdammt, ich brauche ganz dringend eine Pussy." 

Die Rufe der Biker mischten sich mit Pfiffen und Jubel. 

„Eine wunderbare Art, sie zum Schweigen zu bringen."

„Teil sie mit mir, Reaper!"

„Ihr Blut macht mich ganz geil." Das Gegröle der Biker widerte mich an, aber Jax schien zu genießen. Ich konnte quasi den Stolz spüren, der mit jedem Wort in ihm wuchs. Und so ließ er sich einige Minuten feiern, ehe er mich plötzlich packte und auf die Knie warf. Ich war so geschockt, dass ich kaum reagieren konnte. Innerhalb weniger Sekunden hatte Jax meine Unterhose gepackt und sie zerrissen. Beinahe zärtlich fuhr er mit seinen Fingern über meine empfindlichste Stelle, während ich zeitgleich hören konnte, wie er erst seinen Gürtel und dann seine Hose öffnete. Tränen stahlen sich in meine Augen. Wie erstarrt hockte ich auf allen vieren und spürte Jax' Hüften an den meinen und seine Finger an Orten, an die sie nicht gehörten

„Reaper!"

„Nimm sie richtig ran!"

„Jetzt hat sie nicht mehr eine große Klappe!" 

Die Biker stießen mit ihren Bieren an und grölten, während einige von ihnen bereits wieder mit Huren beschäftigt waren. Ich schien die Einzige zu sein, die die gesamte Szenerie als abscheulich empfand.

„Nein", flüsterte ich. „Bitte..."

„Du wirst es lieben", versprach Jax, als ich auch schon seine Härte zwischen meinen Beinen spürte. „So wie ich dich liebe." Mit diesen Worten drückte er sich ein Stück nach vorne. 

Zitternd schloss ich die Augen und wartete auf den Schmerz, als Jax auch schon aufstöhnte

„HALT!" 

Die Stimme, die ich als Letztes erwartet hatte, dröhnte durch die Bar und ließ alles und jeden verstummen. Auch Jax stoppte jede Bewegung. Ich hielt den Atem an, während ich mit Tränen in den Augen zu dem Mann sah, der gerade vor uns getreten war. 

„Du rührst sie nicht weiter an!" Seine Autorität war unglaublich. Fast meinte ich, Jax zusammenzucken zu spüren.

„Aber..." Mit einem Ruck zielte eine Waffe direkt auf den Kopf des Bikers hinter mir.

„Mein Wort gilt!" Er sah zu mir. „Zieh das Shirt runter und komm sofort in mein Büro." Ich war verwundert, verletzt und vollkommen wackelig auf den Beinen, doch trotzdem war ich schneller von der Theke gesprungen, als ich es selbst für möglich gehalten hatte. Kaum dass ich jedoch den Boden berührte, sackte ich auch schon zusammen. Aber keiner interessierte sich für mich. Nur für den wutschnaubenden Präsidenten, der dicht vor Jax stand, der ebenfalls von der Theke gestiegen war und sich nicht einmal bemühte, seine Hose zu schließen.

„Was zur Hölle, Prez?!" 

Jax war wütend. 

Mehr noch. 

Er war rasend.

„Ein Wort noch und du leistest dem Abschaum da hinten auf dem Boden Gesellschaft." Mit dieser Drohung wendete er sich ab. „Büro! Ihr beide!" Knurrend packte Jax mich und wartete nicht einmal, bis ich wieder sicher auf meinen Füßen stand, ehe er mich hinter sich her schleifte.

Alles an mir und ihm ekelte mich an.

Aber trotz allem beschäftigte mich nur ein Gedanke.

Was zur Hölle war hier gerade geschehen?!

Skylar - Sei meinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt