Gelächter weckte mich aus meinem unruhigen Schlaf. Ich hatte jahrelang schon nicht mehr gut geschlafen und das war auch kein Wunder. Es kümmerte mich mittlerweile nicht einmal mehr. Etwas Kaffee oder ein guter Whiskey und ich war wie neu. Mein Körper war es gewohnt, kaum Ruhe zu bekommen. Das war sicherlich nicht gesund, aber ich konnte es auch nicht ändern.
„Da wären wir", hörte ich Bris viel zu hohe Stimme durch die Gänge schallen. Gekicher folgte zusammen mit einem lauten, dunklen Grölen. Stöhnend zog mir die Decke über den Kopf und versuchte, wieder einzuschlafen. Allerdings war das unmöglich, denn Bris Gekicher endete nicht wie sonst mit dem lauten Zuschlagen ihrer Zimmertür. Nein. Die Stimmen wurden nur noch mehr, ehe plötzlich Musik anfing zu spielen.
„Nicht ihr Ernst", murrte ich, während ich einen Blick auf mein Handy warf. Vier Uhr. Verdammt. Warum konnte ich keine normalen Mitbewohner haben?
„Jules!", hörte ich plötzlich Miras Stimme. Sie war betrunken. Eindeutig. „Juli. Komm und sag den Boys hallo." Keine zwei Minuten später hörte ich bereits die Tür nebenan auf und zu gehen, ehe laute Fußstapfen zu hören waren. Natürlich ließ sich Jules nicht zweimal bitten. Nicht einmal nach den Ereignissen im Club war sie vorsichtiger ... Kopfschüttelnd schloss ich die Augen und versuchte, etwas Ruhe zu finden. Stattdessen hörte ich wieder Fußstapfen. Hatte Jules es sich doch anders überlegt? Nein. Denn statt die Geräusche bei der Tür vor meiner stoppten, verstarben sie erst direkt vor meiner Zimmertür, ehe diese sanft aufgeschoben wurde und einen schmalen Lichtspalt in den Raum ließen. Stöhnend warf ich mich auf den Rücken. Das konnte doch nicht wahr sein, oder? Doch nicht so schnell...
„Verschwinde Lijah", knurrte ich, ohne meine Augen zu öffnen.
„Sorry, Babe. Kein Lijah." Ruckartig riss ich die Augen auf und sah zur Tür, in der ein breit grinsender, tätowierter Kerl stand, den ich genauso wenig sehen wollte wie meinen idiotischen Bruder.„ Blake", stöhnte ich genervt, was den Angesprochen dazu veranlasste, einen Schritt weiter in den Raum zu machen und die Tür hinter sich zu schließen. Nun war es nur noch der Schein des Mondes, der mein Zimmer spärlich erhellte.
„Ich mag es, wenn du meinen Namen stöhnst, Babe."
„Ich bin nicht dein Babe. Was willst du?"
„Reden." Ich betrachtete Blake genau. Er machte mir keine Angst. Ich war mit Männern wie ihm aufgewachsen und im Laufe der Zeit hatte ich gelernt, es einzuschätzen, ob mir jemand etwas Böses wollte. Es war wie eine Aura, die diese Männer dann um sich trugen. Bei Blake jedoch spürte ich nichts als Ruhe und Gelassenheit. Etwas, das ich kaum noch kannte.
„Ich will nicht reden", fauchte ich. „Es ist vier Uhr morgens. Geh raus, vögel eins der Mädels im Wohnzimmer und lass mich endlich schlafen." Blake lachte auf.
„Du bist ganz schön kratzbürstig. Aber das habe ich gleich gemerkt und dein Bruder hat mir das noch einmal bestätigt."
„Er kennt mich nicht." Ich konnte die Bitterkeit in meiner Stimme nicht verbergen.
„Ich weiß nicht, was zwischen euch vorgefallen ist, aber du bist Elijahs kleine Schwester und damit eindeutig Mitglied..."
„Wag es ja nicht", unterbrach ich Blake zischend. „Ich bin kein Mitglied bei euch und werde es auch niemals sein. Meine Zeiten als Teil einer Gang sind vorbei und das bleiben sie auch."
„Einmal eine Schwester immer eine Schwester", zitierte Blake, ohne auf meine Worte zu achten. „Elijah ist ebenso unser Bruder wie er deiner ist und das macht dich zum Teil unserer Familie. Leb damit."
„Vergiss es. Und jetzt verschwinde."
„Zeige etwas mehr Respekt, Mädchen." Ich spürte, wie Blake langsam anfing, wütend zu werden. Er kannte es wohl nicht, dass man ihm widersprach. So wenig dunkle Aura ihn auch umgab, Männer wie er waren alle gleich. Sie hatten das Gefühl, über den Frauen zu stehen. Entweder sie behandelten sie wie Schlampen oder sie verehrten sie. Dazwischen gab es kaum etwas.
„Ich will keinen Streit, Blake", erwiderte ich so gelassen wie möglich. „Keine Ahnung, warum du hier bist und nicht Lijah, aber das ist mir auch egal. Ich will mit keinem von euch etwas zu tun haben."
„Elijah ist nicht hier, weil er viel zu aufgewühlt war, und ich es ihm untersagt habe." Ich betrachtete jede von Blakes Bewegungen. Er war also der Präsident der Gang. Ihr Chef. Und damit war sein Wort Gesetz. So lief das unter diesen Männern. „Und nun zieh dich an, Sky."
„Wie bitte?" Skeptisch hob ich eine Augenbraue in die Höhe, ohne mich weiter zu rühren.
„Du hast mich schon verstanden. Du schwingst deinen süßen Hintern auf mein Bike und begleitest mich zum Clubhaus."
„Einen scheiß werde ich", knurrte ich. „Ich werde jetzt schlafen. Meine Schicht fängt in wenigen Stunden an. Mir reichts für diese Nacht."
„Das steht nicht zur Diskussion, Darlin', also beweg dich. Wenn du in fünf Minuten nicht im Wohnzimmer bist, hole ich dich. Und glaub mir, das willst du nicht." Ich antwortete nur mit einem unzufriedenen Knurren, als Blake sich in Bewegung setzte und die Tür wieder öffnete. Als ob ich wirklich freiwillig auf sein Bike steigen würde. Niemals. „Und übrigens, falls du daran denkst, durch das Fenster und dann über die Feuerleiter zu verschwinden ... Kai wartet unten bereits, um dich in Empfang zu nehmen."
„Du willst mich doch verarschen!", rief ich aus, was Blake nur noch ein Lachen entlockte, ehe er durch die Tür verschwand.
So ein verdammter Mist!
DU LIEST GERADE
Skylar - Sei mein
RomanceSeit Jahren ist Skylar allein und genau das ist es auch, was sie will. Schließlich hat sie in der Vergangenheit genug durchgemacht, um nicht mehr allzu leicht vertrauen zu können. Doch als endlich alles wieder gut zu werden scheint, taucht ihr Brude...