XXXIII

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Es geht weiter... Und ab nächster Woche auch wieder mit ein bisschen weniger Geschwafel und mehr Action ;)

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„Sag mir, was geschehen ist, Sky." Ich schluckte.

„Du wirst mich hassen, Lijah", flüsterte ich, während ich die Augen öffnete und direkt in die meines Bruders sah. „Du musst mich hassen." Ich hoffte, dass Elijah das Flehen sah, nicht weiter nach der Vergangenheit zu fragen, aber ich wusste, dass es hoffnungslos war. Egal wie oft ich gehofft hatte, den Schrecken hinter mir begraben zu können, ich hatte doch immer gewusst, dass eines Tages alles ans Licht kommen würde.

„Ich könnte dich nie hassen."

„Sag das nicht, Lijah." Ich versuchte zu lächeln, was mir furchtbar misslang. Stattdessen liefen die Tränen in Bächen meine Wangen hinunter. „Jar hat das auch gesagt. Und sieh, wohin uns das gebracht hat."

„Ich bin nicht Jar." Elijahs Stimme war gleichzeitig sanft wie unnachgiebig. Ich seufzte ein weiteres Mal.

„Nein, das bist du tatsächlich nicht." Ich atmete tief ein, sah meinen Bruder tief in die Augen und sprach schließlich das unaussprechliche aus:

„Dad wollte mich vergewaltigen." 

Stille.

Ich wünschte mir in diesem Moment so sehr, Gedanken lesen zu können. Ich wollte in Elijahs Kopf sehen und wissen, was er dachte. Ob er mich verabscheute. Ob er...Mit einem Ruck sprang Elijah auf und riss dabei den Tisch mit sich. Mit einem Krachen flog er auf den nächsten, wo zwei weitere Biker standen und gerade dabei waren, eine der Bikerhuren abzulecken. Nur knapp konnten sie dem Geschoss ausweichen, als Elijah auch schon aufschrie. Er tobte, als er vom Nachbartisch die Bierflaschen nahm und sie quer durch den Raum warf. Erschrocken musste ich mit ansehen, wie die David und Nate angerannt kamen, und ihren tobenden Clubbruder beruhigen wollten.

„Man, beruhige dich", hörte ich Davids Stimme, als Elijah auch schon die nächste Flasche nahm und sie in seine Richtung warf. David wich dem Geschoss im letzten Moment aus, sodass es hinter im zu Boden krachte und die Scherben in alle Richtungen sprangen. Die Frauen kreischten auf, während sich mehr Biker den Weg zu uns bahnten, um wieder für Ruhe zu sorgen. Flehend sah ich zu Blake, der seine Ellbogen auf seinen Knien abgestützt hatte und mich mit einem Blick bedachte, der mir durch Mark und Bein zog. Doch da war kein Hass in ihnen und keine Abscheu. Es war vielmehr ein Versprechen. Mein Atem beschleunigte sich.

„Sniper, chill. Was ist denn los?"

„Hast du was genommen, Bruder?"

„Sniper, reg dich ab oder ich hau dir eine runter."

„Hör auf die Weiber zu verschrecken. Wie soll ich denn so heute noch eine ins Bett kriegen?" 

Ohne die anderen Biker anzusehen, formte ich mit meinen Lippen ein „Bitte". Blake nickte stumm.

„Noch eine Flasche, Sniper, und ich sperre dich in die Katakomben." Katakomben? Verwundert zog ich die Augenbrauen hoch, woraufhin sich ein kleines Lächeln auf Blakes Lippen stahl. Und während ich verwundert war, stöhnte Elijah wütend auf, wirbelte herum und packte mich. In einer Bewegung hob er mich hoch und platzierte mich auf seinem Schoß. Seine Umarmung war zu fest, aber ich sagte nichts dergleichen. Lijah schien das jetzt zu brauchen, sodass ich mich nach hinten an ihn lehnte und seine Nähe genoss.

„Es tut mir leid", flüsterte ich nach einer Weile, während ich verzweifelt versuchte, die Tränen aufzuhalten, die sich wieder in meine Augen stehen wollten.

„Du hast nichts, wofür du dich entschuldigen musst, kleine Schwester", murmelte Elijah in meine Haare. „Ich hätte dort sein müssen."

„Wenn ich nicht... Hätte ich nicht...", stammelte ich. Ich fühlte die Blicke der Biker auf mir, die sich mittlerweile um uns versammelt hatten, doch ich versuchte, sie zu ignorieren.

„Sag mir, dass er dich nicht angefasst hat", raunte Elijah. Sein Griff wurde immer schmerzhafter. Das schien auch Blake zu bemerken, denn plötzlich packte er mich und entriss mich dem meinem Bruder, nur um mich auf seinen Schoß zu platzieren. In jedem anderen Moment hätte ich mich wohl gewehrt, jetzt aber galt mein Blick nur Elijah. Und dieser sah eine Antwort in meinen Augen, die ihm nicht gefiel. Mit einem Aufschrei sprang er wieder auf die Beine

„FUCK!"

„Ich... ich wollte nicht... Lijah, es tut mir leid... Wenn ich nur nicht..." Tränen rollten erneut aus meinen Augen, während ich immer schneller vor mich hin brabbelte. Beruhigend hauchte Blake mir einen Kuss in den Nacken, als Elijah auch schon wieder vor mir in die Knie ging. Mit einem eiskalten Blick legte er mir die Hand auf die Wange.

„Er sollte froh sein, dass er tot ist. Wenn ich ihn in die Finger bekommen hätte..."

„Du hast ihn geliebt", hauchte ich.

„Dich liebe ich mehr." Ein warmes Gefühl schlich durch meinen Körper, das sofort wieder verschwand, als mein Bruder die nächste Frage stellte. „Wer hat ihn getötet?" Ich zögerte einen kurzen Moment.

„Jar", flüsterte ich leise. „Er kam überraschend nach Hause und hat gesehen, was Dad... Er wollte ihn aufhalten und sie haben gekämpft... Dann war da dieses Messer... Es ging so schnell." Ich schluchzte und mein Körper bebte, als Elijah mich in seine Arme zog.

„Ich bin froh, dass es nicht zum Äußersten gekommen ist, kleine Schwester. Von nun an werde ich da sein, um dich beschützen."

„Du hasst mich nicht?" Ich spürte, wie Elijah zu schmunzeln begann.

„Niemals."

„Jar hat das auch gesagt...", murmelte ich. „Aber dann ... nach einiger Zeit... Er hat es nicht überwunden, dass er Dad getötet hat und er..."

„Er gibt dir die Schuld." Mit diesem Satz setzte Elijah das letzte Puzzleteil zusammen. Ich nickte. Wegen mir war Dad tot und wegen mir war Jar ein Mörder. Ich verdiente jeden Schlag und jeden Tritt, den er mir gab, denn ohne mich wären sie beide noch glücklich.

„Du trägst keine Schuld." Blakes Lippen lagen nah an meinem Ohr. Wie konnte er wissen, was ich dachte?

„Er hat recht." Erst als Davids Stimme ertönte, realisierte ich die Stille, die in die Bar eingekehrt war. 

Super... Nun kannte wohl jeder hier die Wahrheit und sie wussten, was ich getan hatte. 

Dass ich meine eigene Familie zerstört hatte. 

„Jared hat das getan, was wir alle getan hätten. Er hat dich beschützt."

„Wegen mir ist er ein Mörder", flüsterte ich mit Tränen in den Augen. Elijah seufzte auf und fuhr mit dem Daumen über meine Wange.

„Wegen dir ist er ein Held, Sky." Ich erstarrte. „Er hat die Unschuld seiner kleinen Schwester gerettet und ist damit seiner Rolle als Bruder gerecht geworden. Er hätte schon viel früher einschreiten sollen und ich hätte euch niemals verlassen dürfen. Wir alle tragen Schuld in uns, aber niemand kann etwas für die Handlungen von Dad. Dieser Mann verdient den Namen „Vater" nicht und deshalb werden wir ihn auch nicht mehr so nennen. Er ist ein Monster, wenn er seiner Tochter so etwas angetan hat, und bei Gott, mir hätte kein Messer gereicht, wäre ich derjenige gewesen, der ihn erwischt hätte."

„Lijah...", flüsterte ich erschrocken, als mein Bruder sich vorbeugte und mir einen Kuss auf die Stirn hauchte, ehe Blake mich wieder näher an sich zog. Seine Wärme umschloss mich und Elijahs tröstende Worte waren wie Balsam für meine geschundene Seele. Ich fühlte mich geborgen und ... sicher. 

„Lijah, ich..." Meine nächsten Worte verklangen in einem ohrenbetäubenden Knall. Glas splitterte und Holz zerbarst, als die ersten Kugeln durch die Wände schossen.

„DRAGONS!" 

Und damit brach das Chaos los.

Skylar - Sei meinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt