XVIII

15.3K 423 11
                                    

Huhu... Danke an euch alle für die lieben Worte über "Skylar". Ich freue mich, dass euch meine Geschichte so gut gefällt ... Das motiviert mich nur noch mehr <3

___________________________________________________________

Stöhnend ließ ich mich auf den Stuhl sinken und meinen Kopf auf den Holztisch knallen. Ich hasste Frühschicht. Wer zur Hölle konnte es nur gut finden, so früh am Morgen arbeiten zu müssen? Obwohl die schlechte Laune in meinem Fall heute wohl auch an meinem Schlafmangel liegen konnte. 

Nie wieder würde ich Jules mitten in der Nacht irgendwo abholen. 

Nie wieder.

„Also..." Noch einmal stöhnte ich auf, als ich Carters Stimme neben mir vernahm. Seit unserer Autofahrt hatte ich ihn abwimmeln können, aber ich wusste, dass ich seine Neugier ihn nicht ruhen lassen würde. „Du und die Biker, ja?"

„Carter, ich habe nichts mit einem Biker."

„Dafür waren sie aber ziemlich angepisst, weil du abgehauen bist." Ich hob meinen Kopf und verdrehte die Augen, damit Carter auch sehen konnte, wie sehr ich es hasste, dass er recht hatte

„Die sind gefährlich, Sky."

„Ich hab wirklich nichts mit denen zu tun", erwidere ich ehrlich, während mein Blick auf den Kaffee fiel, den Carter mir wohl mitgebracht hatte. Dankbar nahm ich den Becher in die Hand, lehnte mich zurück und nahm einen Schluck.

„Sky, ich weiß, dass wir nicht wirklich viel miteinander zu tun haben und dass du lieber für dich allein bist. Ich weiß auch, dass du mich nur um Hilfe gebeten hast, weil du keine andere Wahl hattest, aber wenn du Probleme hast..."

„Mein Bruder", unterbrach ich Carter seufzend, ohne ihn anzusehen. Etwas Wahrheit hatte er wohl verdient, weil er mir geholfen hatte.

„Was?"

„Einer von ihnen war mein großer Bruder. Elijah. Ich habe ihn seit Jahren nicht mehr gesehen und gestern auch erst aus Zufall herausgefunden, dass er zu den Black Tiger gehört."

„Oh mein Gott." Mit offenem Mund ließ Carter sich auf den Sitz neben mich fallen. Er war wirklich eine Dramaqueen! „Das bedeutet, dass du jetzt eine Bikerprinzessin bist?"

„Prinzessin?", lachte ich auf, ehe ich noch einen großen Schluck Kaffee nahm. „Glaub mir, an mir ist nichts Königliches." Carter beäugte mich einen Moment lang, ehe er sprach.

„Ich könnte mir dich schon gut in einem langen Kleid vorstellen. Mit Krone und Juwelen..." Noch einmal lachte ich auf. 

„Ich denke eher nicht. Außerdem wäre ich dir sehr dankbar, wenn du niemandem davon erzählen würdest. Die eine Hälfte der Leute hier würde wahrscheinlich in Ohnmacht fallen und die andere Würde versuchen, mit meiner Hilfe bei einem heißen Biker zu landen."

„Also gegen eine heiße Bikerbraut hätte ich auch nichts einzuwenden." Grinsend wackelte Carter mit den Augenbrauen, wofür ich ihm spielerisch gegen den Oberarm schlug. Selbst wenn ich so jemanden für ihn gewusst hätte, wäre der blonde Schönling viel zu sentimental für so eine Art von Frau gewesen. Er brauchte jemanden, der ihn umsorgte und mit Streicheleinheiten belohnte und garantiert keine Bikerbraut, die die Straße liebte und ihre Männer dominieren konnte. Gerade als ich zu einer Bemerkung ansetzen wollte, erklang ein hoher Piepton, der von einem roten Licht begleitet wurde.

„Zimmer 145." Grinsend ließ ich meinen Kopf zurück auf den Tisch sinken. „Frau Gunoth verlangt nach dir." Fluchend sah Carter von dem Licht zu mir.

„Zehn Euro, wenn du zu ihr gehst." Kopfschüttelnd lachte ich auf.

„Du willst doch eine Bikerin haben, dann solltest du doch mit einer fünfundachzigjährigen Rentnerin fertig werden."

„Aber die will mir an die Wäsche."

„Sie will in deine Wäsche", korrigierte ich Carter grinsend, der sich knurrend von mir anwendete. Er war einfach zu nett, um der alten Frau unzweifelhaft klar zu machen, dass sie ganz und gar nicht seinem Beuteschema entsprach.

„Du...", fluchte Carter, während er aus dem Aufenthaltsraum verschwand. „Dich rette ich nie wieder vor einer Horde Bikern."

„Lass dich nicht auffressen", rief ich dem jungen Mann lachend hinterher, der daraufhin einen leisen Fluch ausstieß und schließlich pünktlich zu einem zweiten Piepton verschwand, der auf die Ungeduld seiner Verehrerin schließen ließ. Ich wartete noch einige Minuten, ehe ich mich erhob. Das Schwesternzimmer war leer und damit war meine Chance da, mich unbemerkt an den Medizinschrank zu wagen. Ich hasste es, das zu tun, aber ich wusste, dass es keine andere Möglichkeit gab. Und so sah ich mich noch einmal kurz um, ehe ich den Schrank aufschloss, blitzschnell nach der Packung griff, die ich brauchte und sie in meine Tasche gleiten ließ. Es war eigentlich schon sträflich fahrlässig, dass es selbst nach den vielen Wochen, die ich hier schon arbeitete, noch nicht aufgefallen war, dass ich mich an den Medikamenten bediente, aber wer war ich schon, dass ich mich darüber beschwerte? Selbst wenn es auffiel, würde ich bestreiten, etwas damit zu tun zu haben, und mir dann einen neuen Weg ausdenken, um unauffällig an die verschreibungspflichtigen Tabletten zu gelangen. Es gab keinen Beweis, dass ich diejenige war, die das Krankenhaus bestahl. Gleich zu Anfang hatte ich darauf geachtet, dass es hier keine Kamera gab und nie jemand in der Nähe war, wenn ich wieder einmal etwas brauchte, und bisher hatte das reibungslos funktioniert. 

Genauso wie heute.

Skylar - Sei meinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt