„Du gehörst mir."
Blakes Stimme war nur ein Flüstern und doch so stark, dass sie mir durch Mark und Bein zog. Sofort versuchte ich, mich wieder von ihm zu entfernen, doch stattdessen packte Blake mich an der Hand und zog mich direkt zu seinem Motorrad. Ich wusste, dass ich keine Chance mehr hatte, mich dagegen zu wehren, sodass ich mich widerwillig hinter ihn schwang.
„Halt dich gut fest, Babygirl." Leise knurrte ich auf, während ich mir den Helm über den Kopf zog
„Die Kosenamen nerven", fauchte ich. „Ich habe einen echten Namen." Blake lachte auf und startete, ohne etwas zu erwidern, den Motor seiner Maschine. Die anderen folgten seinem Beispiel und verließen nach uns ihre Parkplätze. Ich versuchte, etwas Platz zwischen Blake und mir zu lassen, doch sobald er beschleunigte, musste ich meinen Griff um ihn verstärken. Seine Muskeln bebten kurz unter meinen Händen, als wir über den Asphalt sausten. Ich konnte nicht anders, als die Fahrt zu genießen. Es war schon lange her, dass ich auf einem Bike gesessen und die Nachtluft genossen hatte. Viel zu lange, um genau zu sein. Aber das würde ich niemals freiwillig zugeben. Dafür war viel zu viel geschehen.
In Reih und Glied parkten wir direkt vor dem Clubhaus der „Black Tiger". Es war genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ein großes Gebäude aus dunklem Holz mit einer riesigen Veranda davor, das aussah, als wäre es einem alten Westernfilm entsprungen. Unzählige Motorräder parkten davor und einige der dazugehörigen Biker standen rauchend vor dem Eingang des Hauses und beobachteten uns mit Argusaugen. Musik dröhnte durch die Nacht und verdeutlichte, dass selbst um diese Uhrzeit die Party noch nicht beendet worden war. Sobald die Biker ihre Maschinen ausgestellt hatten, löste ich mich von Blakes Rücken und schwang mich von seinem Bike. Auch wenn ich es nie zugegeben hätte, hatte es sich unglaublich gut angefühlt, hinter dem gutaussehenden Mann durch die Nacht zu rasen. Ich liebte Motorräder, was bei meiner Vergangenheit auch kein Wunder war, aber das Prickeln unter meiner Haut hatte wohl eher weniger mit dem Bike zu tun. Es war merkwürdig. Ich kannte Blake überhaupt nicht und trotzdem hatte er etwas an sich, was ich nicht leugnen konnte. Zumindest nicht vor mir selbst. Vor allen anderen mit Sicherheit schon. Ich konnte diese ganze Situation hier momentan überhaupt nicht gebrauchen. Es gab in meinem Leben schon genug Komplikationen. Da konnte ich die Black Tiger wirklich nicht gebrauchen.„Nach dir." Blake deutete in Richtung der Eingangstür, woraufhin ich nur genervt die Augen verdrehte, mich aber trotzdem in Bewegung setzte. Für meinen Geschmack war es zu laut und auch viel zu voll, als ich begleitet von meinen Entführern durch die Türen in den Barbereich traten. Es war ein riesiger Raum, an dessen linker Seite sich eine riesige, hölzerne Bar befand, hinter sich drei Frauen mit viel zu knapper Kleidung um die Bedienung kümmerten. Rechts im Raum standen einige runde Tische, an denen sich unzählige Biker tummelten. Und auch wenn ich bis eben noch gedacht hatte, die Thekenbedienungen hätten wenig an, belehrten mich die Frauen, die in, an und auf den Gangmitgliedern saßen, eines Besseren. Wie man sich so erniedrigen lassen konnte, würde ich wohl nie verstehen. In einem Bikini wären sie noch bedeckter gewesen, aber das war ja auch nicht, was sie wollten. Sie wollten von einem der Biker beansprucht werden. In dieser Welt bedeutete das viel mehr als eine normale Beziehung oder sogar eine Hochzeit. Wurde man von einem der Biker beansprucht – und damit eine Old Lady – gehörte man für immer zu eben jenem. Ohne Ausnahme und ohne Entkommen. Ein Tattoo symbolisierte diese Beziehung sowie die Tatsache, einmal Sex vor allen anderen Gangmitgliedern haben zu müssen. Barbarisch und erniedrigend, wenn man mich fragte, aber es war eine Tradition, die es auch heute noch gab. Zumindest soweit ich es kannte.
„Gefällt es dir?" Blakes Lippen lagen so nah an meinem Ohr, dass ich erschrocken einen Schritt nach vorne machte. Sofort packte mich der Biker bei meiner Hüfte und zog mich mit dem Rücken zurück an seine Brust. So sehr ich mich auch dagegen wehren wollte, versuchte ich, seine Nähe einfach zu ignorieren. Ich wollte wieder nach Hause und schlafen und ich war mir sicher, dass mich jede weitere Szene länger hier festhalten würde.
„Nicht wirklich", knurrte ich leise. „Warum bin ich hier?"
„Sky." Genervt schloss ich die Augen und atmete tief ein, um Ruhe zu bewahren. Elijah war mein Bruder und ich liebte ihn, aber er hatte einfach keinen Platz mehr in meinem verkorksten Leben. Er und seine Biker mussten so schnell wie möglich wieder verschwinden, denn sie machten alles sowieso nur viel komplizierter.
„Büro." Blake schob mich vorwärts, während Elijah bereits durch eine Tür direkt neben der Bar verschwand. Dieses Büro ähnelte dem im Club, auch wenn es etwas kleiner war. Auch hier befand sich der große Schreibtisch, hinter den sich Blake sofort sinken ließ, ohne mich auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Links daneben stand ein schwarzes Ledersofa, das zu den kleinen Sesseln passte, die vor dem Schreibtisch standen. Elijah lehnte mit verschränkten Beinen an dem Schreibtisch und sah mich nachdenklich an. Alles in mir schrie nach Flucht, aber ich wusste, dass ich nicht weit kommen würde. Wahrscheinlich nicht einmal durch die Tür hinter mir.
„Wo warst du die letzten Jahre?" Genervt stöhnte ich wieder auf und verschränkte die Arme vor der Brust.
Also alles wieder von vorne ...
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Skylar - Sei mein
RomanceSeit Jahren ist Skylar allein und genau das ist es auch, was sie will. Schließlich hat sie in der Vergangenheit genug durchgemacht, um nicht mehr allzu leicht vertrauen zu können. Doch als endlich alles wieder gut zu werden scheint, taucht ihr Brude...