XXIV

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„Ich hab Lijah versprochen, dass wir uns im Café Südpol treffen", rief ich Blake zu, um meine Gedanken wieder ins Hier und Jetzt zu bringen. Als eine Reaktion seinerseits allerdings ausblieb, ließ ich mich seufzend wieder gegen ihn sinken und schloss die Augen. 

Auch dieser Tag lief eindeutig nicht so, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Natürlich hatte ich gewusst, auf was ich mich einließ, wenn ich zu Jared ging. Die Hass-Liebe zwischen ihm und mir wurde von Mal zu Mal komplizierter und auch wenn ich ihn wohl schon längst hätte verlassen sollen, konnte ich es einfach nicht. So lange war er das Einzige an Familie, das mir noch geblieben war. 

Das Einzige, was mich noch am Leben gehalten hatte, wenn die Dunkelheit wieder einmal meine Gedanken gefangen nahm und mich mit sich ziehen wollte.

Ohne ihn würde ich nicht mehr leben und er ohne mich genauso wenig. Er war da gewesen, als das Leben alles von mir gefordert hatte, und ich würde für ihn da sein, bis auch er der Dunkelheit wieder entkommen konnte. Und wenn es noch Jahre dauern sollte. 

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als wir auf das Gelände des Clubhauses einbogen. Elijah stand bereits auf der Veranda. Seine Augen funkelten vor Wut, als er ein letztes Mal an seiner Zigarette zog, sie von sich schnippste und uns entgegen stampfte. Blake parkte direkt neben der Tür und kaum dass er sein Bike gestoppt hatte, wurde ich auch schon gepackt und hinunter gezogen.

„Lijah!", rief ich aus, doch mein Bruder ignorierte meine Proteste vollkommen. Mit einem Ruck warf er mich über seine Schulter. Schmerzerfüllt schrie ich auf, was Blake dazu veranlasste, seinen Kopf in unsere Richtung schnellen zu lassen. Auch die restlichen Biker verstummten

„Sniper", knurrte Blake, „Sie ist verletzt!" Mein Bruder schnaubte laut auf.

„Hätte sie auf uns gehört, wäre ihr auch nichts passiert." Tränen traten in meine Augen, als sich Elijahs Schultern in meine Rippen bohrten. Ich versuchte, jeden weiteren Schluchzer zu unterdrücken, als er sich in Bewegung setzte und mich wie ein Höhlenmensch in das Clubhaus trug.

„Das weiß ich", hörte ich Blake direkt hinter uns. Er schien zwar nicht einverstanden mit Lijahs Verhalten, doch er hielt ihn auch nicht auf. „Sie wird ihre Bestrafung dafür schon noch erhalten. Keine Sorge." Mein Kopf fuhr in die Höhe und sofort trafen meine Augen die von Blake. Das Grinsen, das auf seinen Lippen lag, stand auch in seinem Blick geschrieben. 

Bestrafung?! Was zur Hölle...? 

Blake schien meine Gedanken zu lesen.

„Bald...", flüsterte er so leise, dass nur ich ihn hören konnte. Eine Gänsehaut zog sich über meinen Körper. Was stimmte nur nicht mit dem Biker?

„Yo, Sniper. Ich dachte, Chrystal ist deine Braut für heute Abend." Eine fremde Stimme unterbrach die seltsame Anspannung, die trotz meine Situation entstanden war, und wer auch immer meinem Bruder das zugeschrien hatte, würde von nun an mein Lieblingsbiker werden

„Ja genau, Lijah. Lass Chrystal nicht warten", erwiderte ich, während ich trotz der Schmerzen versuchte, mich aus meiner unangenehmen Situation zu befreien. Mein Bruder belohnte meine kläglichen Versuche, mich von ihm abzustoßen mit einem Schlag auf meinen Po.

„Hey!", rief ich wütend aus, als wir plötzlich stehen blieben.

„Verschwindet!" Lijahs Stimme duldete keine Widerrede und erst, als die halbnackten Weiber an mir vorbei liefen, wusste ich, mit wem er so kalt geredet hatte.

„Aber Babe..." Eine weinerliche Stimme erklang direkt vor uns, die ich aber leider nicht zuordnen konnte. Seufzend stoppte ich meine Versuche, mich zu befreien, und sah lieber flehend zu Blake, der aber nur an mir neben mir stand und mit einem kalten Blick zu der Person vor uns sah, die nun ihre Hände an die Brust meines Bruders gelegt zu haben schien. Ihre Fingernägel kratzten über meine Beine, wodurch ich im ersten Moment kurz zusammenzuckte.

„Verschwinde, Chystal", knurrte Elijah genervt.

„Aber Babe, wir wollten uns doch einen schönen Abend machen. Nur wir zwei..."

„Du kannst mir morgen einen blasen. Und jetzt geh." Elijahs Stimme klang kalt und fremd

„Hey!", rief ich aus. „Zu viel Info!" Ich spürte, dass mein Bruder auflachte, bevor ich es hörte. Seine Schulter bohrte sich einmal wieder in meine Rippen und ließ mich auf keuchen. Das schien Blake zu reichen, um endlich nach mir zu packen und mich aus Elijahs Griff zu befreien. Das schien auch nur zu funktionieren, weil mein Bruder es widerstandslos geschehen ließ. Kaum lag ich in Blakes Armen konnte ich endlich wieder frei atmen und konnte nichts anderes tun, als erleichtert zu seufzen.

Skylar - Sei meinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt