Kapitel 43

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Schwärze. Das ist alles was ich sehe.
Fühlen kann ich nichts.
"Sie.....nicht....Tage....."
Was?
"Mir leid......Keine........und......Operation...."
Ähm..... Wie soll ich etwas mit den Sätzen anfangen, wenn ich nur einen Teil davon verstehe?
"Nicht......lange..... Rollstuhl...."
OK.... es geht also um eine weibliche Person, eine Operation und einen Rollstuhl...
Nope. Da klingelt bei mir nicht.

Während ich weiter grüble, muss wohl einige Zeit vergangen sein. Oder ich bin einfach nur eingeschlafen...
"....lange....noch..."
"Ph...vermiss...."
"..bald..."

Irgendwie bereiten mir diese Gesprächsfetzen Kopfschmerzen und ich Versuche, sie auszublenden.
Kurze Zeit später bin ich wieder weg.

Diesmal sehe ich statt Schwärze mein früheres ich, wie es glücklich vor sich hin läuft. Lächelnd schaue ich zu. Es gab wohl doch ein paar mehr schöne Erinnerungen, als gedacht.
Etwas weiter entfernt taucht eine in weiß gehüllte Silhouette auf, die ihre Arme ausbreitet und darauf wartet, dass mein jüngeres ich in ihre Arme springt.

Es gibt nur einen Menschen in meinem jungen leben, bei dem ich so lachen konnte. Meine Oma.
Und genau in dem Moment strahlt eben jene Silhouette ein so gleisendes Licht aus, dass ich für einen kurzen Moment geblendet bin.

"Saphira Schatz, du darfst nie vergessen, dass es irgendwann Menschen geben wird, denen du wichtig bist. Nur weil es jetzt so düster aussieht, darfst du nicht aufgeben."
Diese Stimme klingt so laut, als ob meine Großmutter direkt vor mir stehen würde.
Und tatsächlich, kaum dass ich meine Augen wieder öffne, steht die einzige Person vor mir, die immer zu mir gehalten hat.
"Oma?"
Diesmal lächelt sie mir nur zu und verschwindet wieder.

Ein neues Bild taucht vor mir auf. Meine 'Eltern', wie sie Mal wieder streiten. Wieder geht da darum, was sie mit mir machen sollen. Dass ich nur Ballast für sie bin und dass ich von Anfang an nur ein Mittel zum Zweck war.

Meine gute Laune von eben ist wieder im Keller, aber das bleibt nicht lange so.
Eine neue Szene taucht auf. Diesmal wie ich Kate kennengelernt habe. Zugegeben, für sie war das nicht unsere erste Begegnung, aber für mich war sie es, denn zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, endlich eine richtige Freundin gefunden zu haben.

Dies hebt meine laune wieder an.

"Nicht.... Vielleicht...oder... übermorgen...."
Wieder höre ich stimmen. Die Bilder vor meinem Auge verschwimmen und im mich herum ist alles schwarz. Keine Kate, keine Oma......

"Kann.....nicht....hoffe.....bald..."
"Einschuss..... Messer.....entzündet......"
Wieder wird es still.

.
.
.
.
Musik. Das ist, was ich nun höre.
Ein weiterer Traum? Ob ich wohl bald aufwache? Wie lange ich wohl noch habe, bis mein Wecker geht?
"Saphira....wach....auf"
Da ruft definitiv jemand nach mir. Und diese Person will, dass ich aufwache. Ob ich wohl wieder meinen Wecker vor lauter Schlaf ausgemacht und mich zum weiferschlafen weggedreht habe?
Wäre jedenfalls nicht das erste Mal. Und wahrscheinlich auch nicht das letzte Mal.
Auch wenn sich meine Augenlider schwer anfühlen, versuche ich doch, sie zu öffnen.
Nicht, dass ich noch zu spät zur Arbeit komme.

Als ich es dann endlich schaffe, meine Augen zu öffnen, schließe ich sie gleich wieder, denn die Helligkeit des Raumes ist einfach zu hell. Wer hat bitte die Gardinen geöffnet, damit die Sonne rein kann?!
Vor mich hin stöhnend verfluche ich die Person, die mich bei dieser Helligkeit weckt.

Bevor ich meine Augen erneut öffnen kann, höre ich ein lautes
"Saphira!!!" Gefolgt von einer so festen Umarmung, dass mir alles weh tut...
Moment... Alles? Ich werde doch nur am Oberkörper umarmt, oder?
"Könn...." Meine Stimme hört sich sehr leise an und ich muss Husten.
"Moment, ich hole dir ein Glas Wasser."
Höre ich eine weibliche Stimme sagen.
"Hol auch gleich den Arzt!!" Diesmal ist es eine männliche stimme.
Und erst jetzt höre ich das weinen eines Kindes...
"Licht..." Flustere ich, in der Hoffnung, dass man mich verstanden hat.
"Ich mache es sofort dunkler."

Sobald ich das OK höre, dass es dunkler ist und es auch hinter meinen Augenlidern spurs, öffne ich keine Augen erneut und schaue mich ganz langsam um.
Neben meinem Bett steht Tom und schaut mich besorgt an. An seiner Seite sehr ich einen kleinen Kopf über den Bettrand zu mir nach oben schauen.. Kai.... Er sieht traurig aus und ihm laufen Tränen über die Wange.

"Hey..." Flüstere ich.
Bevor einer der beiden noch was sagen kann, tauchen Menschen in weißen kitteln auf. Da wird mir erst klar, dass ich wohl in einem Krankenhaus sein muss. Das erklärt auch den typischen Krankenhaus Geruch, den ich erst jetzt wahr nehme.

"Guten Tag Frau Greendale, ich bin Doktor Nomand und ihr behandelnder Arzt." Stellt sich mir der Arzt, der die Gruppe anführt vor.
"Die beiden Damen hinter mir sind Frau Yamano und Frau Müller." Um ihn zu signalisieren, dass ich verstanden habe, nicke ich, statt meine schwache Stimme zu benutzen.
Meine Freunde werden für die Untersuchungen hinaus gebeten, sodass ich mit Arzt und Krankenschwestern alleine bin.

Nachdem Dr. Nomand die Reaktion meiner Pupillen getestet hat, sich die Vital-Werte angeschaut hat und was weiß ich noch alles, dreht er sich zu mir.
"Nun, der erste Teil für die Akten wäre erledigt. Jetzt können wir zum zweiten über gehen." Lächelt er mich an.
"Fangen wir mit was einfachen an... Wie geht es Ihnen?"
"Ganz ehrlich.... Ich weiß es gerade nicht, ich bin immer noch sehr überwältigt."
"Total verständlich."
"Dann gehen wir einfach zur nächsten Frage über... Können Sie mir ihren Namen sagen?"
"Saphira Ilona Greendale" krächze ich.
"Sehr gut. Wann haben Sie Geburtstag?"
"Am 1.1."
"Gut gut.... Kommen wir nun zu den schweren fragen..."
Eben hat er mich noch freundlich angelächelt... Jetzt sieht er mich jedoch sehr ernst an.
"Was ist das letzte, an das Sie sich erinnern können."

Gute Frage. Kurz überlege ich.
"Können Sie mir vorab sagen, welchen Tag wir heute haben?"
"Aber selbstverständlich. Heute ist der 25.1."

25.1.... ich erinnere mich, dass ich mit Cole und Jayden in Frankreich bei der Gala seiner Eltern war.
Wie wir im selben Bett geschlafen haben, wenige Tage nach meinem Geburtstag zurück gekehrt sind und ich wegen meiner verwüsteten Wohnung eine Zeit lang bei ihm unter kommen konnte.
Und dann fällt es mir schlagartig wieder ein.
"Sollte dafür nicht die Polizei mit anwesend sein? Dann muss ich die Geschichte wenigstens nicht zwei Mal erklären."
"Also können Sie sich daran erinnern, warum Sie im Krankenhaus sind?"
"Zum mindest weiß ich, dass es wegen stich- und Schusswunden ist."
"Sehr wohl. Dann werde ich die Polizei Mal hinein bitten."

Kaum dass doktor Nomand verschwindet, taucht er mit zu zwei Polizisten im Schlepptau auf.
"Kann ich vor dem Gespräch noch was zu trinken bekommen? Mein Hals schmerzt noch ein wenig."
Eine der beiden Krankenschwestern, wie auch immer ihr Name ist, hält mir prompt ein Glas Wasser vor die Nase.
Nachdem ich das halbvolle Glas ausgetrunken habe, drehe ich meinen Kopf zu den Polizisten.

"Guten Tag Frau Greendale."
Werde ich von beiden Synchron begrüßt.

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Und Ende im Gelände.
Das nächste Kapitel kommt nächste Woche Sonntag (10.10) :)

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