Kapitel 3

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Mitten in der Nacht klingelt mein Handy, so dass ich mit Augen zu danach tasten muss, da ich zu müde bin um sie zu öffnen und gehe verschlafen mit einem "Hallo?" dran.

"Miss Greendale, es hat sich was geändert. Ich brauche sofort Ihre hilfe. Ich möchte dass Sie so schnell wie möglich zu mir nach Hause kommen und mich anrufen, sobald Sie vor dem Gebäude stehen. Die genaue Adresse werde ich Ihnen sofort schicken." und noch bevor ich irgendwas sagen, geschweige denn denken kann, hat mein Chef schon aufgelegt und ich bekomme eine SMS in der sein genauer Wohnort steht. Dann schaue ich auf die Uhr und muss feststellen, dass es erst 1 Uhr morgens ist.
Seufzend erhebe ich mich, schlurfe zu meinem Kleiderschrank und hole mir ein paar Sachen raus. Gut dass ich gestern noch geduscht hab. In Rekordzeit bin ich fertig und mache mir noch schnell einen Kaffee, den ich in einen Thermobecher mit etwas Milch und Zucker kippe und mache mich so schnell es geht auf den Weg. Um 2:50 Uhr bin ich dann am gewünschten Zielort und rufe Herr Enders an.
Nach zwei mal tuten geht er dran, sagt sofort dass er mir aufmacht und ich mit dem Aufzug in den zehnten Stock fahren soll.

Dieser Mann hat es echt eilig, denke ich mir ehe der Fahrstuhl aufgeht und ich einsteige. Im richtigen Stockwerk angekommen steige ich aus, gehe zu der einzigen Tür, die sich auf diesem Gang befindet und klopfe. Sofort wird sie aufgemacht und ein aufgelösten Cole Enders steht vor mir.
"Sie müssen mir helfen!" sagt er direkt und ich sehe ihn nur fragend an. Statt es mir zu erklären, zieht er mich rein und schleift mich in ein Kinderzimmer , wo ein Schweißüberströmter kleiner Jayden schlafend auf seinem Bett liegt.
"Er hat Fieber bekommen und es will einfach nicht sinken"

Er hat mich mittlerweile direkt an Jaydens Bett gezogen und mich endlich losgelassen.
Zuerst fühle ich seine Stirn und muss mit Schrecken feststellen, dass sie so heiß ist, dass wenn wir es nicht bald zum sinken bringen, er ins Krankenhaus muss.
Langsam drehe ich meinen Kopf nach hinten.
"Haben Sie etwas gegen Erkältungen hier, Herr Enders?"
"Leider nicht, da ich es normalerweise nicht brauche."
Na toll. Seufzend drehe ich mich jetzt komplett zu ihm.
"Ist es ok, wenn ich mich kurz in Ihrer Küche umsehe?"
"Natürlich. Folgen Sie mir bitte."
Und so gehen wir in die Küche und ich suche nach passenden Utensilien.
Zuerst hole ich eine Schüssel, um dort kaltes Wasser rein zu füllen
"Könnten Sie bitte einen Waschlappen holen?"
Herr Enders beeilt sich, um das gewünschte herbeizuholen.
Kaum ist er wieder da, begebe ich mich mit ihm in Jaydens Zimmer.
Den Waschlappen tunke ich ins kalte Wasser, fringe ihn aus und lege ihn auf den Kopf des kleinen Kindes.
"Haben Sie vielleicht etwas, womit ich Suppe machen kann?"
"Nein, tut mir leid, aber ich hatte in letzter Zeit viel zu tun und konnte nicht einkaufen gehen."

Dieser Mann hat aber auch so gut wie nichts gegen Erkältungen.
"Na gut, dann werd ich nochmal kurz nach hause fahren, um dort alles nötige zu holen."
Kaum hab ich mich erhoben, werde ich aufgehalten.
"Bleiben Sie bitte bei ihm. Ich werde die gewünschten Sachen bei Ihnen holen."
"Aber......." setze ich an und werde prompt unterbrochen.
"Kein aber, schreiben Sie mir auf, was ich holen soll und geben Sie mir Ihren Hausschlüssel."
Da ich nichts anderes machen kann, ergebe ich mich, schreibe ihm auf, wo was ist und reiche ihm sowohl die Liste, als auch meinen Schlüssel.
"Ich wohne in der Reaserstreet 7, erste Etage, die zweite Tür von rechts."
Und so macht er sich auf den Weg zu meiner Wohnung. Genau das, was ich eigentlich vermeiden wollte.

Keine halbe Stunde später ist Cole wieder da und hat die nötigen Sachen dabei.
"Kümmern Sie sich bitte weiter um Jayden, während ich alles vorbereite"
Er nickt nur und macht sich auf den Weg ins Zimmer seines Sohnes.

Nach einer Stunde bin ich mit der Suppe fertig, die mir meine Oma mal beigebracht hat, dass für wenn ich mal Kinder haben sollte, ich auch weiß, was ich machen muss, um sie wieder gesund pflegen zu können.
Und schon bin ich wieder traurig. Sie war so eine liebenswerte Person. Leider starb sie vor 7 Jahren.

Schnell schüttel ich meinen Kopf um es zu vergessen, was mir zwar nicht so ganz gelingt, aber immerhin kann ich mich wieder auf das wesentliche konzentrieren.
Während ich so vertieft in Gedanken bin, bemerke ich erst dass Herr Enders reingekommen ist, als er hinter mir steht.
Auf seinen Armen hält er seinen Sohn, der wach zu sein scheint.

"Hey großer. Na? Ausgeschlafen?"
Jayden nickt leicht mit dem Kopf, während er sich mit einer Hand über die Augen reibt.
Das sieht so verdammt süß aus!
Bevor ich mich wieder umdrehen will, um die Suppe fertig zu machen streckt er seine kleinen arme nach mir aus. Also nehme ich ihn auf den Arm, nachdem mein Chef ihn mir hingehalten hat und drehe mich zur Suppe um, damit ich sie mit einem löffel, den ich vorher rausgeholt habe, probieren kann.

"Will auch!" quängelt der kleine und streckt seinen Arm aus.
"Du kannst ja gleich was haben, denn dass ich alles für dich" gebe ich ihm lächelnd zur Antwort.

Ich tue noch ein paar Kräuter rein und fertig ist sie.
"Hat er seine Medizin schon genommen, die Sie holen sollten?"
Ich hab immer Medizin für kleine Kinder in meiner Wohnung, da meine beste Freundin selbst ein Kind hat und ich manchmal auf ihn aufpassen muss.

"Ja. Hat er."
"Gut."
Ich will gerade eine Schüssel für die Suppe rausholen, muss aber leider feststellen, dass sie zu weit oben im Regal stehen. Selbst wenn ich meinen Arm weit ausstrecke, komm ich nicht dran.
Plötzlich fühle ich etwas warmes im Rücken und sehe, wie eine Hand nach oben greift, um die Schüssel zu holen.

Langsam drehe ich mich um und stelle fest, dass Herr Enders so nah hinter mir steht, dass ich seinen Atem in meinem Gesicht spüren kann.

Ich schaue in seine wunderschönen sturmgrauen Augen.

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