Kapitel 36

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Das Dokument, welches ich gerade geöffnet habe zeigt, dass mein Vater Drogen vertickt. Und wie ich vorhin schon gesagt habe, ist dies nur ein kleines Stück vom Kuchen.

Zwischendurch betreibt er auch eine Schuldnerfirma. Wer es nicht rechtzeitig schafft, seine Schulden zurück zu bezahlen, der wird verkauft. Oder entsorgt. Genauer brauche ich wohl nicht auf den letzten Satz einzugehen.

Und doch sieht mein Vater sich nicht als Mafia an, aber gut.
Auf dem Stick sind auch jede Menge Dokumente, die alles beweisen können.

"Warum hast du ihn nicht schon längst ausgeliefert?" Fragt mich Cole entsetzt.
"Zum einen, weil er mir gedroht hat. Und zum anderen, nach allem was passiert ist, oder noch passieren wird, ist er immer noch mein Vater." Gebe ich traurig zu.

"Alles gut. Wir verstehen dich." Beruhigend legen Cole und James ihre Hand auf meine Schultern.
"Aber jetzt finde ich, dass es Zeit ist, ihn hinter Gitter zu bringen." Sage ich entschlossen.

Ich habe ihn schon viel zu lange davon kommen lassen. Nun bin ich entschlossen. Denn wenn ich jetzt nichts mache, sind sie in Gefahr. Die Freunde, die ich endlich habe, denen ich vertrauen kann. Und das werde ich nicht zulassen!

"Papa!" Kommt Jaydens Stimme aus dem Wohnzimmer.
"Ich komme." Ruft Cole zurück und macht sich auf den Weg ins Wohnzimmer.

In der Tür hält Cole kurz inne, dreht sich zu uns herum und sagt:
"Ach, bevor ich es vergesse. Du solltest dir aber nicht mehr all zu viel Zeit lassen." Dann ist er auch schon weg.

Einen Moment ist es still, bis James diese Stille bricht.
"Auch wenn du Cole sehr ans Herz gewachsen bist, werde ich nicht zulassen, dass du ihnen Schmerzen zufügst." Dabei drückt er meine Schulter etwas mit seiner Hand.
"Wovon redest du?" Ich schaue verwirrt zu James.
Seine Hand hält zwar meine Schulter sehr fest, aber nicht so stark, dass es weh tut. Trotzdem ist mir diese Berührung sehr unangenehm.
"Das wirst du schon noch früh genug herausfinden. Und ich hoffe, dass du dann richtig reagierst." Sagt er, lässt mich los, und verlässt schon fast fluchtartig den Raum.
Ich kann nichts anderes tun, als ihm verwirrt hinterher zu schauen.

Mmmmhhhh..... Was er wohl damit gemeint hat? Naja, erfahren werde ich es wohl erst, wenn er es mir sagen will.

Zurück zum eigentlichen Thema und wieder auf den Bildschirm starrend, Frage ich mich, wie ich es am besten anstellen sollte.
Ich glaube nicht, dass mein Vater sich so einfach schnappen lässt.
Und wo wir schon dabei sind..... Es wird nicht leicht, diese Dateien den richtigen Leuten zu überlassen. Leider weiß ich nicht, welche Polizisten für meinen Vater arbeiten. Es muss doch eine Möglichkeit geben, richtig von falsch zu unterscheiden.....

"Saphira?"
Aber wie Stelle ich das nur an? Ein falscher Schritt und all meine harte Arbeit war völlig umsonst.
"Saph?"
Ich kann nur hoffen, dass mein Glück mich in diesen Momenten nicht verlässt.
Durch eine Berührung und ein flüstern in mein Ohr schrecke ich aus meinen Gedanken.
"Saphira..." Flüstert Cole in mein Ohr, während er mich zu umarmen scheint.
Leicht zucke ich zusammen.
"Worüber hast du so intensiv nachgedacht, dass du alles andere ausblendest." Flüstert er weiterhin in mein Ohr.
Auch die komische Umarmung hält an. Komisch, weil er mich durch die Rückenlehne des Computerstuhls nicht richtig von hinten umarmen kann.
"Sorry... Ich hab nur nachgedacht." Antworte ich.
"Das habe ich bemerkt. Und es scheint recht kompliziert zu sein, wenn du kein einziges Mal reagierst, sobald ich dich rufe."
"Oh.... Das habe ich echt nicht gehört.... tut mir leid."
"Schon gut. Es ging ja nicht um Leben und Tod."

Jetzt, wo ich ein bisschen mehr in der Realität bin, werde ich mir unserer Position bewusst. Und des Dilemmas in meinem Kopf. Cole ist mir definitiv zu nahe, aber es fühlt sich gut an. Wenn es gewisse Faktoren nicht gäbe, wäre ich sogar wunschlos glücklich.

"Uhhh... Gibt es einen besonderen Grund, weswegen du meine Aufmerksamkeit haben wolltest?" Dabei schaue ich ihn etwas verlegen aus dem Augenwinkel an.
"Ich wollte nur Mal nach dir sehen."
Ich habe das Gefühl, dass sein Gesicht mit jedem Wort näher an meines kommt.
"Achso..." Bin ich froh, wenigstens EIN vernünftiges Wort noch raus zu bekommen.
"Also... Was wirst du jetzt machen?"
Machen? Was machen? Mein Gehirn hat nun völlig ausgesetzt, denn ich kann seine Lippen an meinem Ohr spüren....
"Was meinst du?" Stelle ich eine Gegenfrage, denn im Augenblick ist mein Gehirn wie Wackelpudding.
"Na, wegen deinem Vater."
"Oh.." stimmt. Da war ja noch mein Vater... Verdammt!
Reiß dich zusammen, Saphira! Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um auf verliebt zu tun!
Denk einfach an etwas ekliges. Zum Beispiel an deinen vorherigen Nachbarn, der bestimmt schon 60 war, und nur in Unterwäsche vom Post holen wieder kam und sich über die Lippen leckte, als er dich sah. Jetzt nur nicht vor Ekel schütteln....
"Ich habe Angst, den USB-Stick den falschen Leuten zu geben, denn ich weiß, dass mein Vater auch dort Spitzel hat." Innerlich jubel ich.
Mein Gehirn funktioniert wieder.
"Du meinst die Polizei, stimmt's?"
"Genau."
"Dann habe ich die perfekte Lösung. Meine Eltern haben einen Bekannten, der bei der Polizei ein sehr hohes Tier ist. Bei ihm kannst du dich sicher fühlen. Er lässt sich nicht kaufen. Und er nimmt seinen Job sehr ernst." Nun drückt er mich etwas an sich, so dass ich seine Lippen an meinem Hals fühlen kann.
Momentan setze ich meine ganze Kraft ein, nicht auf seine Berührungen zu reagieren, was leichter gesagt, als getan ist.
"Bist du dir sicher?"
"Absolut. Und nun komm. Wir sind James lange genug auf den Zeiger gegangen. Ich bin mir sicher, dass er jetzt auch seine Ruhe haben will." Dabei zieht er mich hoch, lässt mich aber immer noch nicht los.
"Moment. Ich muss noch den USB-Stick vom PC lösen und wir können los." Gleichzeitig hole ich den USB-Stick raus und mache den PC aus.

Erst, als wir ins Wohnzimmer eintreten, lässt mich Cole los. Ich weiß nicht, ob ich glücklich oder frustriert sein soll. Zum einen habe ich seine Berührungen genossen, zum anderen weiß ich ganz genau, dass aus uns nichts werden kann. Oder darf....

Und dann muss ich wieder an die Nacht denken, in der mehr passiert ist, als es eigentlich hätte sein sollen... Und dass wir kein Kondom benutzt haben.... Mist!!

Sofort werden meine Augen groß.
Schnell schaue ich zu Cole. Dieser ist gerade bei seinem Sohn und erklärt ihm, dass wir so langsam los müssen. Dann schweift mein Blick zu James, der mich scheinbar sehr genau beobachtet.
Ob Cole ihm von dieser Nacht erzählt hat?
Oh Gott....
"Wir machen uns dann mal langsam auf den Weg, James." Höre ich Cole sagen und folge ihm instinktiv zum Ausgang. Nicht anmerken lassen, dass etwas nicht stimmt.
"Kannst ruhig öfter mal vorbei kommen. Auch wenn mal nichts ist. Haben schon viel zu lange nichts mehr unternommen."  Verabschiedet dieser sich.
"Und Saphira?"
Fragend schaue ich James an.
"Ja?"
"Vergiss nicht, was ich dir gesagt habe."
Damit schließt er die Türe.
"Was meint er damit?" Sieht mich Cole fragend an.
"Das ist eine sehr gute Frage. Ich habe echt keine Ahnung." Antworte ich.
Und es war nicht mal gelogen. Ich habe tatsächlich keine Ahnung, was er meinte.

Im Auto drehe ich mich zu Cole.
"Mir ist gerade etwas eingefallen. Können wir noch kurz bei einer Apotheke vorbei schauen?"
"Klar. Aber warum? Geht's dir nicht gut? Brauchst du irgendwas? Sollen wir lieber zu einem Arzt fahren?"
"Ach was. Es ist alles in Ordnung. Ich brauche nur etwas. Aber mir geht es gut. So viel kann ich schon Mal sagen.
"Also gut...." Gibt er sich geschlagen.
"Aber du sagst mir sofort Bescheid, wenn es dir nicht gut geht, einverstanden?"
"Werd ich machen." Lächle ich nur.
Und das werde ich.

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Na? Wisst ihr, wovon James geredet hat?
Hoffe ihr seit zufrieden mit dem Kapitel.

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