Kapitel 4

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"Äähmmm....." 
Er reicht mir die Schüssel und ich nehme sie zögernd an.
"Danke."
Mehr würde ich in dieser Situation bestimmt nicht rausbringen, also lasse ich es lieber gleich.
Jayden hat sich währenddessen total am mich gekuschelt und sein Gesicht in meiner Halsbeuge vergraben.

Mit einer Hand versuche ich die Suppe mit einer Suppenkelle in die Schüssel zu bekommen. Was leichter gesagt, als getan ist.
Herr Enders merkt dies Gott sei dank und hilft mir, indem er die Suppe in die Schüssel füllt.

"Gehen Sie ruhig schonmal in Jaydens Zimmer. Ich werde Ihnen die Suppe schon bringen."
"Alles klar"
Sage ich nur und gehe ins Kinderzimmer. Dort versuche ich Jayden auf sein Bett abzusetzen, aber er will mich mal wieder nicht loslassen.
"Keine Sorge. Ich bleib bei dir. Ich wollte dich nur auf dein Bett setzen,  damit du meine leckere Suppe probieren kannst, die dein Vater dir gleich bringt, ok?"
Nickend lässt er mich los und schaut mich ununterbrochen an.
Dann krabbelt er auf meinen Schoß und klatscht vergnügt mit seinen Händen.
Ich setze mich so auf sein Bett, dass es sowohl für ihn, als auch für mich bequem ist und warte darauf, dass mein Chef endlich rein kommt.

Kaum hab ich das zu ende gedacht, kommt er auch schon zur Tür herein und wirkt im ersten Moment, als er mich und Jayden sieht verblüfft, aber fängt sich schnell wieder und kommt mit der Suppe in seiner Hand auf uns zu.

Er setzt sich neben mir hin, so dass er seinen Sohn ansehen kann, der mit dem Rücken zu mir sitzt.
"Und jetzt mach den Mund schön weit auf."
Sagt Herr Enders nachdem er etwas auf den löffel getan und gepustet hat.
Dieser jedoch macht es nicht und dreht den kopf zur Seite.
Seufzend landet der Löffel wieder in der Schüssel und Herr Enders sieht zu mir.

Das heißt wohl, dass ich es jetzt versuchen darf.
"Was ist denn los Jayden? Eben wolltest du doch unbedingt Suppe haben."
Er guckt mich an, zeigt auf mich und dann auf die Suppe.
Leise lache ich auf. Sieht so aus, als ob ich ihn füttern soll.
"Na gut." erwidere ich daraufhin nur lächelnd.

Während ich ihn füttere, merke ich einen Blick auf mir.
Herr Enders beobachtet uns so, als ob ich jeden Moment etwas machen könnte, dass dem kleinen schadet.

Kaum ist die Schüssel leer, reibt Jayden sich gähnend über die Augen, kuschelt sich an mich und schläft ein.

"Es reicht, wenn er noch etwas  Medizin bekommt, sobald er aufwacht." flüsterte ich um den kleinen nicht aufzuwecken.

Vorsichtig löse ich ihn von mir, lege ihn ins Bett und decke ihn zu. Diesmal war es sogar einfacher ihn von mir los zu bekommen. Er muss wohl sehr krank sein.

Langsam erhebe ich mich, was Herr Enders mir gleich tut und gehe mit ihm zusammen leise aus dem Kinderzimmer.
Ich gehe zu meinen Sachen, hebe sie auf und will zur Tür gehen, aber werde durch eine Hand, die meinen Arm festhält aufgehalten. Ich drehe mich um und Blicke in Sturmgraue Augen.
"Wo wollen Sie denn hin?"
"Ich wollte noch nach hause, bevor ich in...." Ich schaue auf meine Armbanduhr "....4 1/2 Stunden arbeiten muss."
"Wenn Sie wollen, können Sie auch hier schlafen."
"Das ist sehr nett von Ihnen, aber ich habe nichts zum wechseln dabei."

"Sie haben recht."
Resigniert lässt er seinen Kopf hängen.
Hebt ihn aber wieder an und schaut mir tief in dir Augen.
"Dann lassen Sie mich Sie wenigstens nach hause fahren."
"Sie sollten aber lieber bei Ihrem Sohn bleiben."
"Stellen Sie sich nicht so an. Ich fahre Sie und fertig."
Somit gebe ich mich geschlagen und sage nur "Na gut. Danke"
"Einen Moment. Ich muss nur noch schnell meinen Schlüssel holen und dann können wir gehen."
Mit diesen Worten lässt er mich los, holt seinen Schlüssel und kommt wieder zurück.
Nachdem wir uns Schuhe und Jacke angezogen haben, gehen wir raus zum Fahrstuhl und steigen ein. Natürlich hat er vorher noch seine Wohnung abgeschlossen.
Unten in der Garage steigen wir in seinen Wagen und fahren los.

"Warum Leben Sie in einer so kleinen Wohnung?"
Beginnt er ein Gespräch, kaum dass wir aus der Garage raus sind.
"Weil ich mich nicht wohl fühle, wenn ich zu viel Platz habe. Es ist einfach so ein Gefühl, wenn ich in einer großen Wohnung lebe, in der ich mich einsam fühle. Ich habe mein Leben lang immer nur in engen räumen gelebt, weswegen ich mich auch jetzt noch dort wohl fühle."
Seufze ich. Wenn er nur wüsste, was ich damit meine. Ich glaube, dann würde er mich bestimmt feuern.
"Was meinen Sie?"
Ernsthaft?!
"Seit ich denken kann, hatte ich immer ein kleines Zimmer, in dem nur das nötigste war. Da ich sowas gewohnt bin und mir auch nichts größeres leisten kann, komm ich auch mit so einem kleinen Wohnraum aus."
"Achso."
Damit ist das Gespräch beendet und wir fahren schweigend zu mir nach Hause.
Vor meinem Haus hält er an und ich öffne die Tür.
Bevor ich aber aussteigen kann höre ich noch wie er "Danke" sagt.
Ich drehe mich um und lächle ihn an.
"Keine Ursache. Wenn es Jayden morgen, oder besser gesagt später immer noch nicht besser gehen sollte, rufen Sie mich einfach an. Ansonsten sehen wir uns um 9 in Ihrer Firma Herr Enders."
Stumm nickt er, was mir das Zeichen gibt auszusteigen und die Tür zu schließen nachdem ich ihm noch eine angenehme Nacht wünsche.
Ich winke ihm noch bis er um die nächste Ecke biegt und gehe nach hause.

Wieder einmal lasse ich mich ins Bett fallen, schließe mein Handy ans Ladegerät an und falle in einen tiefen Schlaf.

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