Kapitel 9

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Seufzend schlurfe ich ins Bad und gehe duschen. Immer wieder schweifen meine Gedanken zu diesem Traum. Doch dann realisiere ich, dass ich von meinem Chef geträumt habe. Und das, obwohl ich ihn gerade mal 2 Tage kenne. Na ganz toll.
Das schlimmste daran jedoch ist, dass es ein nicht jugendfreier Traum war. Jedoch muss ich diesen Traum Schnell vergessen und schüttel meinen Kopf hin und her, was aber nicht die gewünschte Wirkung erzielt. 

Um Punkt Acht Uhr bin ich oben im Büro und gehe direkt zum Büro meines Chefs.
Leise klopfe ich an, in der Hoffnung dass er dies nicht gehört hat. Zu meinem bedauern jedoch hat er es gehört, denn ich kann ein 'herein' hören.
"Guten Morgen Herr Enders."
"Morgen Frau Greendale. Was kann ich für Sie tun?"
"Ich würde gerne wissen, was für arbeiten ich von jetzt an machen soll."
"Sie kümmern sich hauptsächlich um dieselben Sachen wie gestern und dann würde ich sagen, machen Sie erst mal eine Pause und anschließend informieren Sie sich über die Partnerfirmen, mit denen wir arbeiten. Falls Ihnen was auffallen sollte, wenden Sie sich wie immer an mich. Ansonsten können Sie um 16:30 Uhr Feierabend machen. Bevor Sie aber gehen, melden Sie sich bei mir ab. Die sonstigen Arbeitstage diese Woche sind eigentlich immer dieselben Arbeitszeiten. Also von 8 bis 16:30 Uhr."
"Ist gut. Ich werde dann jetzt in mein Büro gehen."
Nickend gibt er mir zu verstehen, dass ich gehen kann. Was ich auch mache und begebe mich an meinen Zielort.

Im Büro angekommen kann ich schon einen ganzen Stapel an Unterlagen sehen. Na super. Nach einer Weile klingelt mein Handy, dass immer noch in meiner Handtasche ist.
Seufzend hole ich es raus und wieder einmal steht da unbekannt. Da ich aber auf der Arbeit bin, ignoriere ich es und stelle mein Handy auf stumm.
Der Anrufer jedoch ist sehr hartnäckig und nach dem fünften Mal gehe ich genervt an mein vibrierendes Handy.
"Was?" knurre ich regelrecht in den Hörer.
"Nicht gleich so zickig. Immerhin müssen wir immer noch über das von gestern reden, findest du nicht auch?"
Ich kann sein schelmisch grinsen bereits vor meinen Augen sehen.
"Vergiss es. Wenn du nicht sofort aufhörst mich zu belästigen, dann zeige ich dich an. Und glaub mir, ich hab Beweise von den krummen Dingen, in die du verwickelt bist."
Meine Stimme wird zum Schluss hin immer lauter. Nachdem ich ihm meine Meinung gesagt hab, lege ich sauer auf und Schnaube. Sofort schalte ich es ganz aus und lege es zurück in meine Handtasche. Als ob der mir was anhaben könnte.

Da ich so das Gefühl habe beobachtet zu werden, drehe ich mich zur Seite und sehe durch das Fenster wie mein netter Chef mich mal wieder beobachtet.

Er dreht sich um, hebt das Telefon ab und tippt darauf rum. Kurze Zeit später klingelt das Telefon, was in meinem Büro steht und ich gehe dran.
"Ja, bitte?"
Sage ich unsicher.
"Ich bitte Sie, während der Arbeit nicht mehr an Ihr Handy zu gehen und es auf die Pause zu verschieben Frau Greendale."
"Tut mir leid Herr Enders. Es wird nicht mehr vorkommen."
"Gut." mit diesem einen Wort legt er auf und starrt mich noch kurz an, bevor er sich wieder zu seinem Computer dreht.

Na super. Nur wegen diesem scheiß Typen hab ich ärger bekommen. Wenn das so weiter geht, zeige ich ihn definitiv an.

Bevor ich mich noch weiter in dieses Thema reinsteigere, arbeite ich lieber weiter. Mehr ärger als unbedingt nötig zu bekommen ist einfach unnötig.

Gegen 13 Uhr bin ich mit den ganzen Unterlagen fertig und mache eine kurze Pause. Seufzend lege ich meinen Kopf auf den Tisch und denke nach.

Mein Leben hat sich seit ich 17 bin ziemlich stark geändert. Trotz dieses Vorfalls vor 7 Jahren finde ich, dass ich recht gut damit zurecht komme.
"Miss Greendale?"
Vor Schreck springe ich auf und schaue nach vorne. Genau vor meinem Schreibtisch steht Herr Enders.
"Ehmm.... Ja?"
"Alles in Ordnung?"
Fragt er mich besorgt.
"Ja...Ich hab nur etwas nachgedacht. Das ist alles."
"Sind Sie schon fertig?"
"Ja."
Ich schaue auf die Uhr.
"Wäre es in Ordnung, wenn ich kurz die Firma verlasse?"
"Natürlich, aber darf ich fragen, warum?"
"Ich muss mir eine neue Handynummer besorgen. Das ist alles."
Seufze ich.
"Achso. Wenn Sie wollen, kann ich Sie dort hin bringen."
"Das ist sehr nett von Ihnen, aber...----"
"Kein aber!"
Schweigend machen wir uns auf den Weg zu seinem Auto, das in der Tiefgarage steht.
Er startet den Wagen nachdem wir eingestiegen sind und fährt los.

"Darf ich auch wissen, warum du deine Nummer wechselst?"
Ich schaue aus dem Fenster und sehe, wie wir aus der Garage fahren.
"Mein Ex hat irgendwie meine Nummer rausgefunden."
"Kann es sein, dass er dich eben angerufen hat? Und auch gestern, als du bei mir warst?"
"Genau. Wenn er mich nicht langsam in ruhe lässt, werde ich wohl umziehen müssen, denn mit ihm ist nicht zu spaßen."
"So schlimm?"
"Er kommt einfach nicht damit klar, dass ich zuerst Schluss gemacht habe."
"Nur deswegen belästigt er dich weiterhin? Warum zeigst du ihn nicht einfach an?"
"Wenn es doch nur so einfach wäre."
Sage ich gedankenverloren und starre weiterhin aus dem Fenster. Von da an war es recht ruhig.
"Wir sind da."
Bricht er nach einer Zeit das Schweigen.
Blinzelnd sehe ich nach vorne.
"Wo genau sind wir?"
"Bei einem Bekannten von mir. Die wichtigsten Personen in meiner Firma haben alle ihre Handy von hier, da seine recht speziell sind."
"Ich brauche aber kein neues Handy, sondern eine neue Nummer."
"Du glaubst doch nicht wirklich, dass er dich dann nicht mehr belästigt, oder? Wenns schlimmer kommt, ortet er dein Handy und verfolgt dich."
"Das weiß ich doch selber. Aber so schlau ist er nicht. Es sei denn einer seiner bekannten hat was damit zu tun."
"Wie dem auch sei. Gehen wir jetzt rein und lassen dein Handy mal nachgucken. Ansonsten bekommst du ein neues, was dir natürlich von der Firma gestellt wird."
"Also gut."
Da ich keine Lust mehr hab, steige ich mit ihm aus und wir gehen gemeinsam auf diesen unscheinbaren laden zu, der recht schlicht gestaltet ist.

"Hey James."
Begrüßt Cole den Typen hinterm Tresen, kurz nachdem wir den Laden betreten.
"Hey Cole. Long time no see. Wieder das übliche?"
"Diesmal nicht. Bin wegen ihr hier."
Dabei nickt er mit dem Kopf in meine  Richtung.

Moment mal..... Das übliche? Ich glaub, ich wills gar nicht erst wissen.

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