Kapitel 34

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Der kleine als Kreditkarte getarnte USB-Stick liegt immer noch da.
An sich sieht er aus wie eine dieser Karten, die man in den Läden bekommt, um Rabatte zu erhalten. Aber eigentlich ist es ein USB-Stick.

Durch sein dünnes Design wurde er wahrscheinlich nicht gefunden. Gut, dass ich mich für diese Variante entschieden habe.

Obwohl..... Vielleicht haben sie ihn ausgetauscht, damit ich denke, dass sie ihn nicht gefunden haben. Schnell Laufe ich aus meinem Zimmer in Richtung Wohnungstüre. Jedoch knalle ich in ein Hindernis. Sowas kann aber auch nur mir passieren.
"Ufff...." Höre ich Coles Stimme. Ach ja.... Ich bin wohl in ihn rein gerannt.
"Sorry Cole, aber ich hab's eilig. Oder besser gesagt, wir. Komm mit." Während ich mit ihm reden, ziehe ich ihn hinter mir her.
"Was ist denn los?"
"Ich muss was wichtiges überprüfen. Dafür brauche ich aber einen PC. Einen, der sicher ist." Erkläre ich ihm, sobald wir unten angekommen sind.
"Dann sollten wir zu James fahren."
"Zu gefährlich." Streite ich seinen Vorschlag ab.
"Glaub mir, wenn uns einer bei was auch immer du mit einem Computer vor hast helfen kann, dann er."
"Also gut." seufze ich.
"Dann komm"

Bevor wir uns Auto einsteigen, schaue ich mich noch Mal kurz um. Im Augenwinkel kann ich erkennen, wie jemand schnell in eine andere Straße verschwindet.
Hoffentlich gehört diese Person nicht zu meinem Vater. Ach was. Ich werde einfach nur ein bisschen paranoid. Ohne großartig darüber nachzudenken steige ich ins Auto und nachdem ich mich angeschnallt habe, geht es auch schon los.
Ich drehe mich nach hinten und sehe, wie Jayden an Cole's Handy etwas spielt.
Da ich ihn nicht stören möchte, drehe ich mich wieder nach vorne.
"Meinst du, wir könnten einen kleinen Umweg fahren?"
"Klar. Aber warum?"
"Ich habe einfach so das Gefühl, dass wir verfolgt werden. Es ist vielleicht einfach nur meine Paranoia, die da spricht, aber ich will kein Risiko eingehen."
"Ich versteh dich. Das ist überhaupt kein Problem. Auch wenn es etwas länger dauern wird, können wir sicherheitshalber einen Umweg fahren."

Bin ich froh, dass er so verständnisvoll ist. Jeder andere Chef hätte mich schon längst gefeuert. Obwohl.... zwei haben es schon getan, nachdem sie anonym Geld von jemandem bekommen haben.
Also ist da nichts großartig neues bei. Nur komisch, dass mein Vater es noch nicht bei Cole versucht hat.
Oder er hat es und ich weiß nichts davon.

"Sag Mal Cole....." Fange ich an.
"Was gibt's?" Fragt er, während er sich weiter auf den Verkehr konzentriert.
"Hast du eigentlich seit ich bei dir arbeite, Geld von jemand unbekanntem angeboten bekommen, damit ich du mich feuerst?"
"Wie kommst du denn da drauf?" Fragt er mich nach einigen Sekunden überlegen.
"Naja... Mein Vater hat meinen Chefs Geld angeboten, wenn sie mich feuern."
Ich kann sehen, wie sich seine Augen weiten und das Auto kurz schwankt.
"Ist nicht dein Ernst?!"
"Leider doch." Antworte ich nur.
"Ich kann dir versichern... Sogar schwören, dass mir niemand Geld angeboten hat, wenn ich dich feuer. Und selbst wenn, würde ich es nicht annehmen. So lange du deine Arbeit erledigst, habe ich auch keinen Grund dich zu feuern. Dem kannst du dir sicher sein."
"Da ist gut zu wissen."

Erst jetzt merke ich, wie sehr ich mich angespannt habe, denn nun fühlen sich meine Schultern viel lockerer an und ich kann beruhigt aufatmen.

"Warum brauchst du eigentlich einen PC?" Fragt er nach einer Weile.
"Ich muss prüfen, ob sie das zweitwichtigste gestohlen haben."
"Wenn es das zweitwichtigste ist, was ist dann mit dem wichtigsten?"
"Das ist eine Kette, die mir meine Oma vererbt hat. Die haben ich aber nicht in meiner Wohnung aufbewahrt. Und das zweitwichtigste kann man nur online aufrufen."
Auch wenn man dafür kein Internet braucht. Nur das Passwort, um den USB-Stick freizuschalten.
Aber das sage ich lieber nicht laut.
"Dann könntest du es eigentlich auch an deinen Handy öffnen, oder?" Nun ist er etwas verwirrt.
"Nein. Wenn es so einfach wäre, hätte ich es schon gemacht. Aber ich weiß nicht, wie sicher dieses Handy ist."
"Das stimmt." Stimmt er mir zu.

"Papa?" Hören wir Jayden von der Rückbank sagen.
"Was gibt's?"
"Nach Hause?" Er hört sich etwas müde an.
"Noch nicht. Wir fahren erst zu Onkel James." Antwortet Cole.
"YAY!!!" freut sich Jayden.
"Da freut sich aber jemand." Sage ich und drehe mich nach hinten.
"Schokolade!" Sagt er sehr laut.
Nun lachen Cole und ich. Kinder und ihre Süßigkeiten.
Da sind sie auf einmal total wach. So als ob sie nicht Mal eine Sekunde früher nie müde gewesen wären und total ausgeschlafen sind.
Kinder bleiben eben Kinder. Unschuldig. So sollten sie zum mindest alle aufwachsen.

Und nun denke ich wieder an meine eigene Kindheit und mein Lächeln verblasst.
Um ihm nicht das Lachen zu verderben, denn ob man's glaubt oder nicht, Kinder bekommen mehr mit, als man denkt, drehe ich mich schnell nach vorne und schaue stur gerade aus.
Warum muss meine Kindheit nur so verkorkst gewesen sein? Ich habe mir immer eine normale gewünscht, und ohne meine Oma hätte ich wirklich keinen funken Normalität erlebt. Nur durch sie konnte ich so werden sie ich heute bin. Sie hat mich geprägt....

Ich bin wie immer so sehr in meinen Gedanken vertieft, dass ich nicht Mal mitbekommen habe, dass Cole aufgehört hat, zu lachen, oder dass wir an James' Laden angekommen sind. Erst als neben mir die Tür aufgeht, schrecke ich aus meinen Gedanken und werde mir meiner Umwelt wieder bewusst.
"Wir sind da."  Kommt es aus Cole's, mit einem leichten lächeln geschmückten, Mund.
Kaum dass ich den Gurt gelöst habe, reicht er mir eine Hand, die ich dankend annehme. Sobald ich ausgestiegen bin, widmet Cole sich der Tür hinter mir, wo Jayden drin sitzt und befreit ihn ebenfalls. Wie sich das anhört.... Befreit... Als ob er gefesselt wäre. So gesehen ist er ja gefesselt, nur dass die Sicherheitsgurte ihn am freien bewegen hindern.

"Wir sind genau zur richtigen Zeit hier." Höre ich Cole sagen.
"Warum?" Frage ich etwas verwirrt.
"Weil er in wenigen Minuten den Laden schließt."
"Ist das denn dann nicht schlecht?"
"Nein. So sind wir wenigstens ungestört. Und du kannst dir mit was genau du machen willst, Zeit lassen."

Das ergibt Sinn.
"Da hast du echt." Stimme ich ihm zu.
Zusammen gehen wir drei in den Laden und werden auch sogleich von James begrüßt.

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Na dann Leute... Wünsche ich euch eine schöne Nachweihnachtszeit, denn Weihnachten ist um. Und falls wir uns dieses Jahr nicht mehr hören, einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Und was es mit dem USB-Stick auf sich hat, werdet ihr bald erfahren ;)

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