Kapitel 30

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Zurück in Cole's Wohnung mit den ganzen Einkäufen auf dem Tisch in der Küche - von denen ich natürlich nur eine Tüte tragen durfte - räumen wir alles weg, während Jayden sich in sein Zimmer verkrümelt hat, um etwas zu spielen.

Gerade als wir anfangen, alles weg zu räumen, signalisiert Cole's Handy, dass er eine Nachricht bekommen hat.
Kurz schaut er darauf, bevor er sich mir zuwendet.
"Auch wenn ich dir gerne helfen möchte, könntest du vielleicht die Einkäufe einräumen? Ich muss noch was dringendes erledigen. Es ist wirklich wichtig."
"Ähm... Klar. Kein Problem." Antworte ich nur etwas perplex.
"Gut. Wenn du mich suchst, ich bin in meinem Zimmer."
Und noch bevor ich etwas darauf antworten kann, ist er verschwunden.

OK.... Das war Mal etwas seltsam. Aber was soll's.
Nachdem ich dann alle Sachen, die ich nicht brauche weggeräumt habe und noch ein paar andere Sachen aus den Schränken geholt habe, Fang ich an zu kochen.

Ich bin anscheinend so vertieft darin, dass ich noch nicht Mal merke, wie jemand hinter mir ist.
Gut... Wie könnte ich das auch?
Ich werde von hinten umarmt. Leicht drehe ich mich um und schaue nach unten.
Dort steht Jayden mit seinen Armen um meine Beine und schaut lächelnd zu mir hoch.
"Na du?"
"Hunger."
"Du musst dich leider noch etwas gedulden müssen." Lächle ich.
Daraufhin schmollt er.
"Hab aber Hunger."
"Ich weiß. Ich beeil mich ja schon."
Immer noch schmollt er.
"Hast du deine Spielsachen wieder weggeräumt?" Frage ich ihn.
Verneinend schüttelt er den Kopf.
"Wie wär's damit, wenn du deine Spielsachen wieder weg räumst, ist das Essen um so schneller fertig." Grinse ich ihn an.
"Wirklich?"
"Wirklich. Aber das geht nur, wenn du auch richtig aufräumst."
"OK." Und schon flitzt er davon.

Das war einfacher als gedacht.
Kaum dass das Essen fertig ist, stehen Cole und Jayden in der Küche, ohne dass ich sie rufen muss.
"Hier riecht es so gut, dass ich dachte, ich schaue Mal, wie weit du bist." Lächelt Cole verlegen.
"Bin fertig!" Schreit Jayden schon fast und hebt seine hand nach oben.
"Gut. Das Essen ist auch fertig."

Nach dem Essen verkrümelt Cole sich noch etwas, während Jayden und ich im Wohnzimmer einen seiner Lieblingsfilme gucken.

Mitten im Film klingelt es an der Tür und ich kann Cole rufen hören, dass ich aufmachen soll.
Schulterzuckend rufe ich ein OK zurück und gehe zur Tür.

Hätte ich vorher gewusst, wer oder was dort steht, hätte ich gar nicht erst die Tür auf gemacht.
"So sieht man sich wieder." Sagt die kalte Stimme meines Vaters.
Bevor ich auch nur darüber nachdenken kann die Tür zu schließen, schubst er mich auf seite und kommt hinein. Hinter ihm höre ich noch die Türe zu knallen.
"So so.... Hast dir also einen reichen Schnösel gesucht. Hätte ich mir denken können."
Man kann die Kälte förmlich abkratzen, so kalt ist er. Genau wie früher.

Statt ihm aber zu antworten stehe ich nur wie versteinert da. Was soll man schon machen, wenn der eigene Vater vor einem steht, sich aber nicht um dich schert?

"Papa! Papa! Guck Mal!" Schreit mein 6 Jahre altes ich und hält einen Test hoch.
"Nicht jetzt. Ich habe keine Zeit." Antwortet dieser wiederum ohne auch nur in meine Richtung zu schauen.
"Aber Papa! Ich habe endlich eine 2+ in einem Test bekommen! Schau nur!"
"Verschwinde! Ich habe für so was keine Zeit."
Sagt er und drückt mich aus dem Zimmer, um es vor meiner Nase zu schließen und verriegelt die Tür.

"Papa! Darf eine Freundin bei mir übernachten?" Fragt mein 8 jähriges ich.
"Nein und jetzt verschwinde aus meinem Arbeitszimmer!"
Traurig schaue ich ihn an.
"Bitte! Ich habe auch mein Zimmer aufgeräumt und all meine Hausaufgaben erledigt." Flehe ich ihn an
"Was verstehst du unter dem Wort 'nein' nicht? Nein bleibt nein. Und jetzt geh, bevor ich dich bestrafen muss!" Mit jedem Wort wird er wütender.
Und mit jedem Wort kauere ich weiter weg.
"T...tut mir leid." So schnell ich kann Laufe ich aus seinem Arbeitszimmer und in mein kleines Zimmer, in das gerade Mal mein Bett mit einem Kleiderschrank und einem Schreibtisch passt.
Kaum dass ich in meinem Zimmer bin, krieche ich unter mein Bett und Fang an leise vor mich hin zu weinen.

Die nächste Erinnerung ist von meinem 14. Geburtstag.
Wie immer seit ich 10 Jahre alt geworden bin sitze ich in unserem Garten auf einem der Bäume.
Mein Zufluchtsort, wenn Papa Mal wieder wütend ist.
Mein Geburtstag ist so wie jedes Jahr. Niemand darf kommen und ich darf nicht raus gehen.
Aber wer würde auch an so einem kalten Tag kommen? Die meisten sind eh im Urlaub oder mit ihrer Familie zusammen.
"SAPHIRA!!!!" brüllt mein Vater von der Veranda aus.
"KOMM SOFORT HER ODER ES HAGELT!!!"
so schnell ich kann klettere ich vom baum und laufe zu ihm hin.
Würde ich es nicht machen, würde er mich sehr hart bestrafen.
Bevor ich ihn fragen kann was los ist, hat er mir eine Backpfeife verpasst.
"Wie kannst du es wagen, ans Telefon zu gehen?!"
"Ab...aber...aber i...ich dachte es wäre eine meiner Freundinnen, die mir g...gratulieren möchten...." flüstere ich.
"Warum sollte man jemandem wie dir gratulieren?" Lacht er nun.
"Solltest du noch einmal ans Telefon gehen, dann Gnade dir Gott!" Damit dreht er sich um und verschwindet ins Haus.

Bevor noch weitere Erinnerungen hoch kommen merke ich, wie mich jemand schüttelt.
"Saphira.... Beruhige dich..."
Erst jetzt realisiere ich, dass ich angefangen habe zu schreien und mich auf dem Boden zusammen gekauert habe.
"Ganz ruhig...." Langsam schaue ich hoch und sehe in Cole's Gesicht.
"Keine sorge... Es wird alles wieder gut."
"Cole....." Flüstere ich kaum hörbar.
Statt mir zu antworten nimmt er mich in den Arm.

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