Kapitel 85

4.6K 114 2
                                    

„ Zayn was wird das?" fragte ich und musste mein Lachen unterdrücken. Er zuckte mit den Schultern und stieß eine große dunkle Eingangstür auf. Vor uns, ein großes schwarzes Nichts.
„ Warte." flüsterte er und ehe ich etwas erwidern konnte war er weg. Ich versuchte seine Silhouette zu verfolgen, doch ich verlor sie in der Dunkelheit.
Unschlüssig stand ich da.
„ Es werde Licht." sagte Zayn und ein darauffolgendes Klicken von mehreren Schaltern ließen riesige Deckenlampen von oben mit grellem Flutlicht die Halle erhellen.

„ Wow." sagte ich und meine Mundwinkel zogen sich unweigerlich nach oben. Eine glitzernde weiße Eisfläche, umrandet von einer Bande, überzog den Boden.
„ Gefällts dir?" fragte Zayn mich und ich hatte gar nicht mitbekommen, dass er wieder neben mir stand. Ich nickte lachend.
„ Ich liebe Schlittschuhlaufen." grinste ich Zayn entgegen. Zayn schenkte mir ein Lächeln zurück.
„ Da bin ich aber froh." sagte er und drückte mir ein paar Schlittschuhe in die Arme.

„ Gibt es eigentlich etwas, was du nicht kannst?" fragte ich Zayn, während ich Hand in Hand mit ihm über das weiße Kristall glitt. Er lachte auf, wobei sich sein Atem aufgrund der Kälte als Nebelhauch in der Luft verteilte.
„ Kochen." antwortete er grinsend. Ich zog belustigt meine Augenbrauen zusammen.
„ Ich denke damit kann ich leben." sagte ich grinsend.
„ Ach kannst du das?" fragte er lachend. Seine Arme umgriffen spielerisch meine von einer dicken Jacke bedeckten Taille. Ich versuchte mich aus ihnen zu befreien und stieß mich nach vorne ab. Lachend lief ich davon und Zayn raste mir auf dem Eis hinter her.

Es dauerte nicht lange, bis er mich wieder eingeholt hatte. Er umarmte mich von hinten und bemerkbar hielten mich seine Arme noch stärker als zuvor an seinem Körper. Als hätte er wirklich Angst, ich könnte ihm davonlaufen.
„ So leicht entkommst du mir nicht." flüsterte er mir ins Ohr. Obwohl es kalt war, war es , als würde mein ganzer Körper in Flammen stehen. Ein dauerhaftes Lächeln zierte meine Lippen, welches auf Zayn überging.
Er drehte mich zu ihm um und beinah wäre ich hingefallen, wenn Zayn mich nicht festgehalten hätte.

Seine dunklen Augen funkelten, so wie immer, wenn er in meine schaute.
„ Hey, woran denkst du?" fragte er und legte seine Stirn in Falten. Es erstaunte mich, wie er innerhalb einer Sekunde meine Gedanken gelesen haben musste. Ähnlich wie bei mir, benötigte er nur einen Blick, um genau zu wissen was in mir vorging. Unter normalen Umständen würde mir das Angst machen, doch bei Zayn war es eher, als könnte ich ihm alles anvertrauen. Ich war wie ein offenes Buch wenn er bei mir war und das störte mich keineswegs. Es tat gut jemanden zu haben, der einen besser kannte als irgendwer sonst. Jemanden, dem man vertrauen konnte und bei dem man wusste, dass man nirgendwo anders auf der Welt sicherer war.

„ Nichts... ich musste nur an meine Mum denken." wisperte ich. Zayn zog mich noch näher zu sich heran, sodass sich meine Hände an seinem warmen Oberkörper aufwärmen konnten. Zayn's Blick durchdrang mich und ich konnte meine Augen nicht von seinen abwenden, so wie ich es eigentlich immer tat, wenn Gefahr lief, dass meine Schwächen aufgedeckt werden könnten. Doch Zayn kannte sie bereits alle. Er kannte sie nicht nur... er war auch eine.

„ Wir waren früher oft Schlittschuhlaufen." redete ich ruhig und gefasst weiter. Dies war mir nur möglich, da Zayn mir den nötigen Halt gab, der mich nicht in Tränen ausbrechen ließ.
„ Sie wollte früher immer, dass ich Eiskunstläuferin werde." grinste ich. Bei diesem Gedanken wurde mir ganz warm ums Herz. Meine Mutter besaß schon immer die Fähigkeit das beste aus einem Menschen herauszuholen. Das beste Beispiel wäre da mein Vater gewesen.
„ Ich hätte deine Mum wirklich gerne kennengelernt." sagte Zayn und strich mir eine Strähne hinters Ohr, welche sich aus meinem Dutt gelöst hatte.

„ Ich glaube sie war dir sehr ähnlich." fügte er noch hinzu. Ich nickte nur. Das war das einzige, was ich gerade zustande bringen konnte.
„ Ey ihr. Ich dachte wir wollten Eishockey spielen." kam es von der anderen Seite der Eisfläche. Nate stand mit Mae im Rollstuhl an der Band und hob Mae aufs Eis. Ich staunte nicht schlecht, als ich die Kufen unter Maes Rollstuhl erblickte, die es ihr ermöglichten genauso sanft über das Eis zu gleiten wie wir anderen. Natürlich immer mit Nate an ihrer Seite. Strahlend mit Mütze, Schal und einer Decke über den Schoß wurde sie über das Eis geschoben.
Zayn gab mir einen Kuss auf die Stirn, ehe er sich von mir löste und nach meiner Hand griff.

„ Sorry, dass wir etwas später sind, aber wir hatten ein paar Probleme mit dem Rollstuhl." sagte Nate und nickte mit dem Kopf Richtung der umfunktionierten Räder. Mae zuckte bloß mit den Schultern. Ihre blasse Haut schien noch blasser als sonst und ich wusste nicht, ob es an der Kälte oder an ihrem verschlechterten Zustand lag. Mae ging es wirklich nicht gut und der Arzt besuchte sie täglich zuhause. Immer wieder bekamen wir zu hören, dass es nicht mehr lange dauern würde. Ich war mir nicht sicher, ob es besser war dies zu wissen, sodass Zayn sich auf das Bevorstehende vorbereiten konnte. Aber was das anging konnte ich ihn nur sehr schlecht einschätzen.

Ich wusste wie er fühlte, jedoch nicht, was diese Gefühle für eine Reaktion zufolge haben würden, wenn Mae dann mal wirklich irgendwann nicht mehr bei uns sein sollte. Es machte mir Angst. Nicht nur die Angst um Mae, sondern auch die Angst um die Folgen und wie stark diese sein würden. Doch darüber wollte ich nicht nachdenken. Wir hatten ein paar wunderschöne Feiertage miteinander verbracht, die besten, die ich seit dem Tod meiner Mum nur haben konnte. Und ich ließ mir diese Zeit nicht von meinen unkontrollierten Gedanken zerstören. Mae war noch bei uns und das ist alles was zählte.

Als ich an Weihnachten dachte, huschte mein Blick sofort zu dem silbernen Armkettchen, das sich um mein Handgelenk schlang. Zayn hatte es mir geschenkt. Es war schlicht, jedoch mit kleinen silbernen Steinchen verziert. Ich liebte es.
„ Ich hätte nie gedacht, dass das klappt." sagte Mae kichernd, während Nate sie über das Eis schob. Wir liefen auf beide zu und blieben kurz vorher stehen.

In the heart of the BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt