Kapitel 5

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„ Die Schuluniform musst du während der Unterrichtszeit tragen, also bis 15:00 Uhr. Danach darfst du deine Privatkleidung tragen." sagte Vikki unaufgefordert, nachdem sie meinen fragenden Blick in Richtung Schrank gesehen hatte.
In diesem hingen jeweils drei Ausgaben eines dunkelblau schwarz karierten Rockes, dazu eine weiße Bluse und noch einem Jacket in dem gleichen Blau wie der Rock. Auf dem Jackett war das Logo der Schule in goldenen Farben gestickt. Außerdem war noch eine ebenfalls dunkelblaue Krawatte um die Bluse gebunden.
Ich nickte nur kurz merkbar und deutete dann auf die zwei dunkelblauen Tshirts und Pullover, welche neben den Schuluniformen hingen.
„ Und die?" fragte ich mit hochgezogener Augenbraue und wendete mich zu Vikki. Diese hatte es sich an ihrem Schreibtisch bequem gemacht und haute auf die Tasten ihres Laptops.
Ihr Kopf drehte sich in meiner Richtung und folgte meinem Finger.
„ Achso, die Sachen sind für die Sportsunden oder für den privaten Gebrauch." sagte sie und drehte sich kurz darauf wieder ihrem Laptop zu.
Ich selber hatte meine Sachen noch nicht wirklich ausgepackt, außer die, die ich für morgen benötigte. Ich hatte keine Lust jetzt noch alles einzuräumen, da ich ziemlich müde vom Flug war und einfach nur duschen gehen wollte.
Also lief ich zu meinem Bett, schnappte mir Handtücher, Schlafanzug und meinen Kulturbeutel, ehe ich zu einer Holztür lief, hinter der sich wohl das Bad verstecken musste.
Ich war so froh, dass jedes Zimmer ein eigenes Bad zu haben schien. Alleine das Teilen eines Zimmers mit zwei fremden Mädchen zog an meiner Privatsphäre, da brauche ich mir nicht noch mit dreißig anderen Mädchen eine Dusche zu teilen.
Ich öffnete die Tür und vor mir erstreckte sich ein recht modernes großes Bad. Nachdem ich die Tür wieder hinter mir schloss, betrachtete ich das Bad etwas genauer und direkt fiel mir das Chaos ins Auge. Die Fliesen waren schon kaum mehr erkennbar, wegen der Klamotten und den Handtüchern, welche als Boden funktionierten. Auf der steinernen Ablage rund um das Waschbecken herum, wurde von so viel Schminke bedeckt, dass man dachte, man wäre an einem Filmset in Hollywood.
Mit gerunzelter Stirn schweifte mein Blick weiter zu einem breiten Regal in welchem die verschiedensten Sachen verstaut wurden. Auch Gegenstände, bei denen ich mir ganz sicher war, dass sie nicht in ein Badezimmer gehörten.
Erfreut stellte ich fest, dass das Bad sogar eine recht große Badewanne hatte die auf der linken Seite neben der Dusche stand.
Ich versuchte das Chaos auszublenden und pellte mich aus meiner grauen Jogginghose und meine etwas zu großen Tshirt.
Nun stand ich nur noch in Unterwäsche vor dem großen Spiegel, der über dem Waschbecken prangte und starrte zwei tiefblaue Augen entgegen. Ich hatte dunkle Schatten unter den Augen und meine Haut war etwas verblasst, was wohl eher auf die Unruhe zurück zuführen war, welche seit 24 Stunden meinen Körper belagerte.
Meine sonst geglätteten dunkelbraunen Haare standen zerzaust zu allen Seiten, doch nachdem ich duschen gehen würde, wäre das sicher kein Problem mehr.
Ich betrachtete meine aus einer Mischung von zierlich und sportliche Figur, auf welche ich mächtig stolz war. Es kostete mich manchmal echt viel Selbstbeherrschung diese Figur beizubehalten.
Meine schwarzen Haare gingen mir bis zur Hüfte und fielen mir immer wieder ungewollte ins Gesicht. Jedoch war ich auch froh darüber, da meine Haare im Kontrast zu meinen Augen, diese nur noch blauer und kälter aussehen ließen. Meine Mutter hatte immer gesagt, dass es sehr selten wäre, bei dunklen Haaren zwei so wunderschön blaue Augen zu haben. Sie verglich diese immer mit Diamanten.
Mein Blick fiel wie automatisch oberhalb meines Bauches auf die linke Seite unter meiner Brust.
Dort stand mit geschwungener Schrift der Name meiner Mutter.
Ein Lächeln schlich sich auf meinen Lippen, doch erinnerte mich auch daran, wie sehr ich sie doch vermisste.
Ich versuchte meine Gedanken in die hinterste Ecke meines Gehirns zu verbannen und konzentrierte mich wieder auf mein Spiegelbild.
Es war schon irgendwie lustig, dass Vikki, Cami und ich wohl nicht unterschiedlicher aussehen könnten. Ich glaube wenn man uns drei in einer Reihe nebeneinander stellen würde, hätte man somit alle Möglichen Kombinationen vertreten.
Als Trio waren wir schon echt ein bunter Haufen. Was ein Zufall.
Ohne einen weiteren Gedanken stieg ich in die große Dusche und ließ das lauwarme Wasser auf mich herab prasseln. Ich genoss einfach das Gefühl des Wassers auf meiner Haut und die Stille.
Meine Erwartungen an den morgigen Tag waren nicht besonders hoch, da ich schon Erfahrungen damit hatte die "Neue" zu sein und als Fremd zu gelten. Toll war es nie wirklich.
Also blieb mir nichts anderes über, als den morgigen Tag einfach zu überleben und mich einfach aus allem heraus zu halten. Zum Glück schienen Vikki und Cami ganz okay zu sein, weswegen ich mir keine Sorgen machte, mich dauernd in diesem Labyrinth zu verlaufen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der ich meinen Gedanken hinterher hing, stellte ich das Wasser ab und zog mir kurz darauf meinen Schlafanzug an, welcher aus einer kurzen Shorts und einem ziemlich weiten Tshirt von Shawn besteht. Als ich mir das Shirt über den Kopf zog, stellte ich erstaunt fest, dass ich ziemlich viele Sachen von Shawn besaß. Das meiste waren seine Hoodies. Eigentlich machen das ja nur Freund und Freundin, was wir definitiv nicht waren, aber wer konnte es mir verübeln? Seine Klamotten waren einfach nur verdammt gemütlich und Shawn kommentierte meinen Fetisch für seine Hoodies immer mit „ Dir stehen sie sowieso besser als mir."
Deswegen schien es ihn auch nicht wirklich zu interessieren.
Nach meiner Abendroutine öffnete ich die Badezimmertür, welche einen kleinen Lichtstrahl in das schon dunkle Zimmer warf. Cami schien noch am Handy etwas herumzutippen und von Vikki nahm ich nur ein süßes Schnarchen wahr.
Ich schlich also zu meinem Bett und versuchte so leise wie möglich meine Sachen zu verstauen.
„ Nacht." flüsterte ich noch leise in die Dunkelheit und ich hörte wie Cami wohl noch kurz ihren Kopf zu mir drehte.
Ich konnte ihr schüchternes Lächeln in der Dunkelheit zwar nicht sehen, jedoch klang es in ihren Worten mit.
„ Schlaf schön." flüsterte sie nun zurück und ich hörte auch noch, wie sie sich zurück ihre Kissen fallen ließ.
Auch ich kuschelte mich unter die warme Decke.
Ich wollte es zwar nicht zugeben, aber irgendwie war ich ziemlich aufgeregt wegen morgen. Aber worauf ich gar keine Lust hatte, war das Gestarre von den ganzen anderen Schülern. Mit unruhigen Gedanken fiel ich in einen ebenfalls unruhigen Schlaf.

In the heart of the BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt