Kapitel 11

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Meine Eisblauen Augen fokussierten mein Spiegelbild in dem riesigen Wandspiegel von Cami. Meine Hüftlangen Haare fielen mir unverändert über meine Schultern und wirkten wie eine Decke für meinen Körper.

Ich trug ein silbernes Oberteil, welches an meinem Rücken nur durch einzelne Schnüre zusammengehalten wurde. Ebenfalls trug ich eine ganz normale schwarze Skinny Jeans. Als Vikki mir ihren roten Lippenstift in die Hand gedrückt hatte, war ich zugegebenermaßen erst ziemlich skeptisch, doch jetzt muss ich sagen, dass das rot im Kontrast zu meinen schwarzen Haaren sehr elegant wirkte.

Außerdem stach so das blau meiner Augen nur noch mehr hervor. Ich hatte schwarze Lederboots an und einen ebenfalls silbernen Armreif um mein Handgelenk.
„ Also bei Cami kann ich das wegen ihrer Schüchternheit ja noch verstehen, warum sie keinen Freund hat, aber bei dir...? Ernsthaft du siehst echt heiß aus." sagte Vikki ganz baff und tauchte hinter mir im Spiegel auf.

Cami war gerade noch im Badezimmer, sodass sie Vikkis Bemerkung wohl nicht mitbekommen haben müsste. Mein Blick fiel auf sie und ich zog meine linke Augenbraue hoch.

Warum geht sie davon aus, dass man unbedingt einen Freund braucht? Ich meine... ich komme echt gut alleine klar und das was ich jetzt am wenigsten brauche, ist jemanden, den ich ebenfalls verlieren kann. Ich schüttelte nur fassungslos meinen Kopf, doch beließ es dabei.
Ich bin erst siebzehn und brauche ganz sicher noch keinen Freund.

Die Tür des Badezimmers öffnete sich und Cami huschte hinaus. Leicht erschrocken drehte ich mich zu ihr um, doch mir stockte augenblicklich der Atem. Okay, wenn ich jemals gesagt hatte, dass sie wie ein Engel aussah, war dies ganz sicher eine Untertreibung gewesen.

Sie schritt in einem zartrosa Top und einem grauen Jeansrock auf Highheels aus dem Badezimmer. Ihre hellblonden Haare hatte sie ein wenig hochgesteckt und die Schuhe machten ihre Beine nur noch schlanker und länger. Auch Vikki starrte sie ein paar Sekunden an, ehe sie sich aus ihrer Starre befreien konnte.

„ Wow... Cami. Ich wusste gar nicht, dass sogar du so sexy aussehen kannst." sagte Vikki hin und weg. Cami kniff ihre Augen zu Schlitzen und schaute zu uns.
„ Was soll das denn heißen?" fragte sie erbost und lief zu ihrem Bett, wo sie sich eine kleine Kette vom Nachtschränkchen schnappte.

„ Dass du wunderschön aussiehst." sagte ich nur schnell und lächelte Cami freundlich an.
Nicht gerade überzeugt schaute sie erst zu mir und dann wieder zu Vikki. Die beiden schienen sich schon echt gut zu kennen, da sie auf mich eher wie zwei Schwestern wirkten und nicht wie Freundinnen, die sich ein Zimmer teilen. Kurz war es still, doch Vikki unterbrach diese Stille.

„ Okay wir müssen so langsam mal los." sagte Vikki und war darauf bedacht leise zu sprechen, da die Uhr schon 22:53 Uhr anzeigte. Ich nickte nur schnell und obwohl ich erst dagegen war mit zu kommen, musste ich zugeben, dass es doch schon ziemlich aufregend war, sich mitten in der Nacht aus dem Internat zu schleichen.

Jedoch fragte ich mich echt, wie wir das nur schaffen wollten. Wir waren nicht gerade unauffällig gekleidet und mit unseren hohen Schuhen wird das wohl nichts mit dem leise laufen.

Da Cami und Vikki schon bereit an der Tür standen griff ich noch schnell nach meinem Handy, was ich in die Hosentasche gleiten ließ und kam kurz vor Ihnen zum stehen.
„ Aber ich habe eine Frage! Wie zum Teufel sollen wir es mitten in der Nacht an den ganzen Aufsichtspersonen vorbeischaffen?" fragte ich leise, da Cami die Tür bereits einen Spalt geöffnet hatte.

„ Vertrau mir Kace, dass ist definitiv nicht das erste Mal, das wir und aus dem Internat schleichen." lachte sie gewieft und wendete sich wieder von mir ab. Ich sah nur zu, wie Cami ihren Kopf aus dem Türspalt steckte und in den Flur lugte.

Kurz darauf hob sie ihre Hand und gab uns so zu verstehen, dass die Luft rein war. Sie und Vikki verschwanden hinter der Tür und ich folgte ihnen direkt in die Dunkelheit.
Nur die kleinen Lampen erleuchteten den Flur und es war totenstill. Man konnte zum Glück keine Schritte, oder sonstiges hören.

„ Folge mir." flüsterte Cami zu mir rüber und lief dicht gefolgt von Vikki und mir voraus.
James Bond mäßig schlichen wir durch die Flure und einmal war es ziemlich knapp gewesen, hätten wir uns nicht noch früh genug hinter einer Ecke verstecken können. Mein Herz raste und das Adrenalin pumpte durch meinen Körper.

Ich fühlte mich, wie in einem dieser Actionfilme, in denen die Hauptdarsteller durch irgendwelcher Bürogebäude schleichen müssen, um an wichtige Dateien dranzukommen. Allein der Gedanke, dass Vikki gleich einen USB Stick herausholen und sich an irgendeinem Computer zu schaffen machen könnte, ließen meine Mundwinkel nach oben zucken.

Wir waren leiser als gedacht und als wir ohne erwischt zu werden an einer alten Metalltür ankamen atmete ich erleichtert auf. Cami öffnete ganz langsam und vorsichtig die Tür, um so wenig Lärm wie nur möglich zu erzeugen.

Als sie sich mit einem Quietschen aufschieben ließ, zuckten wir alle zusammen und Vikki zischte auf. Fuck!! Hoffentlich hatte das keiner gehört.
Nachdem die Tür so weit geöffnet war, dass wir alle problemlos in das darauffolgende Treppenhaus gelangten, waren wir schon viel entspannter. Cami atmete kurz durch und blieb stehen.

„ Hier können wir wieder etwas lauter reden. Das ist so ein kleiner Seiteneingang, welcher bis zu der Küche führt." redete Vikki diesmal schon etwas lauter und zeigte auf die Treppe, welche nach unten führte. Ich nickte als Antwort bloß verständlich.

„ Und da, geht's aufs Dach. Dort wurde auch mal eine Party geschmissen, welche am Ende aber aufgeflogen ist." sagte sie und zeigte auf die Treppe, die nach oben verlief.
Erneut nickte ich und wir liefen weiter die Treppen hinunter.

Nach nur kurzer Zeit waren wir unten in einem langen Flur angekommen, an dem ebenfalls eine Tür grenzte. Man konnte nur wegen dem Mondlicht, welches durch die Fenster schien Konturen erkennen. Cami zückte ihr Handy und machte die Taschenlampe darauf an.
„ Wir haben es fast geschafft." flüsterte sie aufgeregt. Wir liefen den Flur entlang, auf dessen Fliesen man unsere Schuhe klackern hören konnte. Vikki stieß die große Tür auf und die warme Sommerluft stieß und direkt entgegen. Es war erfrischend und ich sog den wohltuenden Duft in mich ein.

„ Okay kommt." flüsterte Vikki und lief schnellen Schrittes über eine große Rasenfläche, welche das komplette Internat umrandete. Da die Tür hinter dem Internat war, konnten wir ohne großartig viel aufzupassen in den an die Rasenfläche grenzenden Wald laufen.

Es war wieder Stockfinster und ich konnte die Äste und Blätter unter meinen Schuhen rascheln hören. Kein Mondlicht durchdrang das Gestrüpp der Bäume, weswegen ich beinahe über einen Ast gestolpert wäre. Genervt zischte ich auf, als ich leicht aus dem Gleichgewicht geriet.

„ Was ist das hier eigentlich...?" fragte ich nun nicht mehr leise, da wir schon viele Schritte zwischen uns und das Internat gebracht hatten.
„ War das mit der Party etwa nur erfunden und eigentlich ermordet und vergrabt ihr hier eure nervigen Mitbewohnerinnen?" fragte ich leicht genervt. Ich hörte das Lachen der beiden, welche kurz darauf ihre Köpfe zu mir drehten.
„ Spinn doch nicht rum Kace." sagte Vikki lächelnd, doch ich konnte nur leichte Umrisse erkennen.

„ Das muss soweit weg sein, sonst würden wir ja erwischt werden." trällerte Cami ausgelassen und hüpfte leicht über die Äste drüber. Etwas verwirrt schaute ich sie an und schüttelte dann nur den Kopf.

In the heart of the BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt