Kapitel 93

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Mein Kopf war schwer wie Blei. Er hing nur an meinen Schultern herunter wie ein nasser Sack. Ich hielt meine Augen bewusst geschlossen, da ich befürchtete meine Kopfschmerzen würden nur noch schlimmer, wenn ich sie öffnete. Dazu kam auch noch das Schwindelgefühl, sodass ich mich zusammenreißen musste nicht vor mich zu kotzen. Was hatten die mit mir gemacht? Was war hier los? Eine Träne rollte mir über meine Wange.

Mir war kalt und alles tat mir weh. Schon lange hatte ich mich nicht mehr so schwach gefühlt. Irgendwas hielt meine Arme hinter meinem Rücken zusammen, sodass ich mich nicht wirklich bewegen konnte. Ich lag zusammengekauert auf kaltem harten Beton und trug nur das Tshirt von Zayn. Ich zuckte zusammen als ich das metallische Klicken einer Tür hörte, die gerade aufgeschlossen wurde.
Mit letzter Kraft setzte ich mich auf, um erkennen zu können wer gerade den dunklen Raum betrat.

Eine Silhouette stand in der Tür und nur kurz darauf erhellte ein grelles Licht den Raum. Ich kniff die Augen zusammen.
Ich hörte Schritte auf mich zukommen.
„ Kacey Robinson." die tiefe Stimme der Person vor mir erreichte mich gefolgt von einem Piepen in meinem Kopf. Es tat so weh. Auch spürte ich eine warme Flüssigkeit meine Schläfe hinunterfließen. War das etwas Blut?

„ Du musst mitkommen." sagte der Mann vor mir. Ich konnte sein Gesicht nicht erkennen oder gar zuordnen. Ehe ich reagieren konnte, wurde ich von zwei Armen umgriffen und grob auf die Beine gezogen. Ich konnte kaum stehen bleiben, doch wurde direkt weitergezogen. Wir liegen eine Treppe hoch in verließen den gruseligen Foltertaum. Ich wurde auf ein großes, zugegeben sehr gemütliches Sofa geworfen, als wäre ich ein Kissen. Nun war ich in einem sehr edel aussehenden Raum. Er war riesig und erinnerte mich irgendwie an unser Haus. Große dunkle Gardinen versperrten die Sicht nach draußen. An den Wänden hingen viele Gemälde. Der Mann, der mich in diesen Raum gebracht hatte, schmiss sich auf das Sofa mit gegenüber. Er würdigte mich keines Blickes. Wahrscheinlich sollte ich froh sein, da ich nicht gerade viel Kleidung um mich trug. Der Mann vor mir holte eine Zigarette raus und rauchte.

„ Ich weiß gar nicht, warum um ein kleines dürres Mädchen wie dich so viel Wirbel gemacht wird." sagte der Typ gegenüber. Ich schaute ihn nicht an.
„ Aber Rodriguez hat wohl noch eine Rechnung mit deiner Familie offen."
Rodriguez? Dieser Name verfolgte mich jetzt schon seit ich auf das Internat gewechselt bin. Bei der Drogenübergabe, auf dem Partyboot... immer liefen mir diese Männer über den Weg. Und es war auch wohl mehr als klar, dass sie irgendwas von mir wollten. Ich wusste nur nicht was oder was ich gemacht habe, um so zu enden.

Meine Gedanken schweiften zu Zayn. Ich schaute auf die Uhr auf der linken Seite des Raumes. 08:23 Uhr. Schon morgens. Ob er schon gemerkt hatte, dass ich weg war? Ich hoffte es, denn so wie es aussah schien es schwer mich selbst aus dieser misslichen Lage zu retten. Ich zuckte zusammen, denn eine dunkle Holztür wurde aufgerissen. Drei Männer betraten den Raum. Alle schwarz gekleidet. Einer war sehr groß, volltätowiert und mit Glatze. Er schaute finster drein. Der mittlere Mann war klein, pummelig doch trug einen teuren Anzug und hatte seine langen grauen Haare nach hinten gekämmt. Den jungen Mann auf der rechten Seite erkannte ich sofort.
Nico...

Er schaute mich mit großen Augen an. Ich konnte mich erinnern, wie er mich mit Gewalt aus dem Haus der Black's geschleift hatte. Nur wegen ihm war ich hier. Wut stieg in mir hoch. Doch ich versuchte zu rechnen... wenn Nico mit diesen ganzen Leuten unter einer Decke steckte und gleichzeitig ein Vertrauter der Familie Black war... eine Gänsehaut überzog meinen Körper. Entweder Nico konnte sehr gut täuschen oder die Black's selber haben etwas mit meiner Entführung zutun.
„ Wow... du siehst aus wie deine Mutter." ich wandte meinen Blick von Nico ab und schaute in die gelben Augen von dem kleinen Runden Mann in der Mitte.

Er kam auf mich zu und blieb kurz vor dem Sofa stehen. Ich wollte aufstehen, doch ich konnte nicht. Meine Beine taten höllisch weh und meine Arme waren immer noch hinter mir gefesselt.
„ Ich bin Sergio Rodriguez ein guter Freund deines Vaters." Ich runzelte die Stirn. Das sollte doch wohl ein Scherz sein?
„ Ich habe keine Ahnung wer du bist." sagte ich gequält. Meine Brust zog sich mit jedem Atemzug fest zusammen. Was war nur los?
„ Du verletzt mich aber Kacey. Hat deine Mutter mich nie erwähnt?" fragte er spielerisch verletzt.
„ Achs stimmt da war ja was..." Sergio grinste mir dreckig entgegen.

Ich brodelte vor Wut und wenn ich mich nicht so ausgelaugt fühlen würde, wäre ich geradewegs auf ihn zugestürmt. Dieser Fettsack. Doch nachdem ich seine Waffe in seinem Hosenbund sah schluckte ich und war froh, dass ich es nicht gemacht hatte. Eine Schusswunde war wie ich leider Gottes schon wusste, sehr schmerzhaft. Ich wusste nicht, ob ich noch mehr schmerzen aushalten konnte. Einen Moment blieb es still.
„ Warum trägt sie nur ein Tshirt? Wir möchten doch nicht, dass sie sich erkältet" mit einem Nicken lief Nico schnellen Schrittes auf mich zu. Er zog seine Jacke aus und hing sie mir um meine Schultern. Dabei schenkte ich ihm meinen bösesten Blick.

Was mich jedoch wunderte war, dass Nico nicht so wie die anderen Männer in diesen Raum wirkte. Er war nicht so verdorben. Das spürte ich, auch wenn er nicht gerade sympathisch war. Ich wusste er wollte das nicht tun. Kurz schauten seine giftgrünen Augen in meine tiefblauen. Ich stellte verwirrt fest, dass er mir sowas wie Mitleid entgegen brachte.
Zum Glück war seine Jacke so groß, dass sie meinen ganzen Körper bedeckte.
„ Was mache ich hier?" fragte ich und ich hörte mich erstaunlich sicher an. Ich müsste eigentlich Angst haben und eingeschüchtert sein, doch ich hatte mich an die Situation gewöhnt. Mein Gehirn war schon dabei eine Lösung zu erstellen.

„ Das wirst du schon früh genug erfahren. Momentan bist du unsere Geisel." sagte Sergio.
„ Was wollt ihr von mir?" ich konnte nicht aufhören zu fragen.
„ Halt die Klappe und hoffe einfach, dass dein Vater dich holen kommt. Zayn kann dir hier bestimmt nicht helfen." meine Atmung setzte für eine Sekunde aus und mir wurde ganz heiß. Was hatte denn mein Vater mit der ganzen Sache zutun? Ich hoffte nur, dass Zayn es schaffte mich hier raus zu holen.

In the heart of the BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt