Zayn's POV

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„ Ihr scheint es physisch nicht so gut zu gehen, doch ihrer Freundin wird es bald besser gehen. Es wurden keine wichtigen Arterien getroffen,  dennoch hat sie recht viel Blut verloren. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie wieder aufwacht."
Kam es von der noch recht jungen Krankenschwester des Seattle red Hospitals.

Erleichtert stieß ich die angestaute Luft in meiner Lunge aus und nickte der Krankenschwester zu.
Um ihren Arm, an welchem Kace getroffen wurde, war ein weißer Verband gewickelt.
Es gab nur einen einzigen Grund, warum ich Kace nicht in das Krankenzimmer des Internats bringen wollte.
Sie würden zu viele Fragen stellen und ich glaube nicht, dass Kace sich noch einen Schulverweis erlauben konnte.

Mit einem freundlichen Lächeln verabschiedete sich die Schwester und ließ Kace und mich in dem dunklen Krankenhauszimmer alleine.
Mein Blick war starr auf das wunderschöne Mädchen vor mir gerichtet, welches mit geschlossenen Augen in einem Bett lag.

Ihr Brustkorb hob und sank sich regelmäßig, was darauf hinwies, dass sie schlief.
Mir wollte einfach das Bild von ihr nicht aus dem Kopf gehen, wo sie vor der Leiche dieses Bastards kniete und bitterlich weinte. Als ich sie so sah...
Ich hatte glaube ich in dem Moment noch nie mehr Angst um eine Person gehabt, die nicht aus meiner Familie stammte und in dem Moment wurde mir auch klar, dass...
Ich sie liebe.

Wenn es einer von Mason's Männern nicht schon getan hätte, hätte ich den Mörder ihrer Mutter eigenhändig umgebracht.
Es zerriss mich, sie so gebrochen und voller Schmerz zu sehen.
Ihre sonst so schönen tiefblauen Augen schienen so verletzt und ich hatte das Bedürfnis der Person, die ihr dieses Leid angetan hatte, fürchterliche Schmerzen zuzufügen.

Bei dem Gedanken merkte ich direkt, wie mein Herz stärker schlug und der Drang in mir hoch kam auf irgendetwas einzuschlagen.
Nein, ich musste bei Kace bleiben.
Ich werde bei ihr bleiben.
Ich griff nach ihrer kleinen so zierlichen Hand, welche neben ihr ruhte und drückte diese sanft.

Es schien Wirkung zu haben, da mein Körper sich wieder beruhigte.
Ich konnte einfach nicht aufhören sie anzuschauen.
Ihre zarte Haut, ihre geschwungenen Lippen, welche leicht geöffnet waren und ihre langen Wimpern.
Eine ihrer schwarzen Haarsträhnen hing ihr im Gesicht und ich ließ es mir nicht nehmen, mich zu ihr vorzubeugen und die Strähne vorsichtig hinter ihr Ohr zu streichen.

Es war schlimm ihr so nah zu sein und das Bedürfnis unterdrücken zu müssen sie zu küssen.
Der Kuss heute mit ihr hatte etwas in mir ausgelöst, ein Gefühl, was ich vorher noch nicht kannte und ich würde alles machen, um es nochmal zu spüren.
Ich nahm ihre kleine Hand zwischen meine großen und es schien, als wären sie perfekt füreinander geschaffen.

Ihre Hand war ziemlich kalt und ich versuchte sie mit meinen zu wärmen, indem ich ihr einen leichten Kuss auf den Handrücken hauchte.
Ich senkte sie wieder, ließ ihre Hand jedoch nicht los.
Die Stille wurde unterbrochen, indem die Tür aufgemacht wurde.

Mein Blick löste sich von Kace und schnellte zu der Person, welche gerade das Zimmer betrat.
Es war Shawn und direkt war meine gerade noch vorhandene Ruhe er weggeblasen und mein ganzer Körper spannte sich an.
Shawn schien jedoch mit meiner Anwesenheit gerechnet zu haben und schaute von mir auf Kace, auf welcher sein Blick verharrte.
Shawn blieb mitten im Raum stehen.

Seine Augen waren von dunklen Schatten gezeichnet und rot angeschwollen, als hätte er geweint.
Ich setzte mich weiter auf und schaute auffordernd zu Shawn.
„ Wie geht es ihr?" fragte Shawn nachdem er sich mit seiner Hand durch sein Gesicht strich.
Ich überlegte erst, ob ich ihm überhaupt antworten sollte, aber ich wollte Kace auch nicht aufwecken, indem Shawn mich anschreit.

„ Sie schläft." antwortete ich knapp und schaute erneut zu Kace.
Shawn setzte sich auf den Stuhl mit gegenüber auf die andere Seite des Bettes und stellte seine Arme auf seinen Knien ab.
Auch er schien mehr als nur erleichtert über Kacey's Zustand zu sein.
Es blieb still und ich wusste einfach nicht, was ich jetzt von seiner Anwesenheit halten sollte.

Ich konnte ihn ja schlecht verbieten hier zu sein, dabei Kacey ja anscheinend auch gut genug kennt.
Die Digitaluhr an der Wand verriet mir, dass es bereits 04:42 Uhr war.
„ Ich weiß nicht warum, aber scheinbar liegt ihr etwas an dir." kam es plötzlich leise von Shawn, welcher mit zittriger Stimme zu mir sprach, jedoch immer noch Kace anschaute.

Überrascht schaute ich ihn an und wartete mit zusammengezogenen Augenbrauen darauf, dass er weiter sprach.
„ Aber du..." fügte er noch hinzu.
„ Wovon redest du?" fragte ich und man konnte schon wieder eine gewisse Aggressivität in meiner Stimme mitschwingen hören.
Ich versuchte einfach ruhig zu bleiben und mich auf Kace's Hand in meinen zu konzentrieren, doch das war schwerer als gesagt.

Gebannt wartete ich auf seine Antwort.
Er rieb sich gestresst die Augen und man konnte sehen, dass ihm Kacey ebenfalls ziemlich zusetzte.
„ Du hast keine Ahnung, wie gebrochen sie wirklich ist. Wie viel sie schon ertragen und durchgemacht hat. Ihre Mutter wurde vor ihren Augen ermordet und ihr Vater ist nicht gerade ein sensibler Mensch." redete er vor sich hin, doch schaute mich nicht ein einziges Mal an.

Sein Blick lag die ganze Zeit auf Kace.
In meinem Hals bildete sich ein Kloß und ich biss die Zähne zusammen.
Wenn Shawn sowas erzählte, war es, als hätte ich selber all das ertragen müssen und ich mag mir gar nicht vorstellen, was Kacey schon alles durchmachen musste.
Es machte mich schon wieder wütend, dass ich nicht schon früher für sie da gewesen war und sie beschützen konnte.

Ich atmete tief ein und aus, doch ich verstand nicht, was Shawn mir nun damit sagen wollte.
„ Ich will dir das sagen, damit du genau weißt wie du mit ihr umgehen sollst. Sie ist keines dieser Mädchen, die einer wie du wahrscheinlich jede Nacht abschleppst und danach wieder abschießt." sagte Shawn.
Ich spannte mich an und seine Worte brachten mich zum nachdenken.

„ Glaub mir, ich kenne solche Kerle wie dich. Das Problem ist nur, dass Kace es sich nicht leisten kann von dir verarscht zu werden. Das was sie jetzt am wenigsten braucht ist auch noch Liebeskummer." redete er weiter.
Ich fing an zu verstehen, was Shawn mir damit sagen wollte und nickte langsam.
Einerseits hatte Shawn recht, aber andererseits wusste ich selber genau, dass Kacey etwas besonderes war.

Nicht nur ihre Vergangenheit machte sie besonders, sondern auch ihr Charakter. Alleine die Gefühle, welche sie in mir entfacht, von denen ich nichtmal wusste, dass sie existieren, machte sie zu etwas Besonderem.
„ Ich verstehe, was deine Sorge ist, doch du kennst mich nicht. Ich habe seitdem ich sie kenne schon oft genug mitbekommen, was in ihr vorgeht und ich würde sie niemals absichtlich verletzen. Ich könnte sie niemals mit Absicht verletzen.

Ob du mir glaubst oder nicht, aber sie ist mir wichtig." gab ich ehrlicherweise zu und eigentlich konnte ich gar nicht glauben, dass diese Worte wirklich gerade aus meinem Mund kamen.

Was macht Kace nur mit mir.
Wenn ich bei ihr war, war der kalte und distanzierte Badboy dem alles egal war, verschwunden.
Mit Mühe hatte ich mir diesen Charakter angeeignet und ich musste nur an sie denken und sie ließ all das zum Einsturz bringen.
Es machte mir auf eine Art Angst, doch ich konnte wiederum auch nicht genug davon bekommen.

„ Was sie braucht ist jemanden, dem sie vertrauen kann und der sie beschützt. Das letzte was sie braucht ist jemanden, der sie nur für seine Zwecke benutzt und mit ihr spielt." sagte Shawn und seine Stimme klang ernst.
Es machte mich wütend, dass er dachte ich könnte Kace sowas antun und ich würde nur mit ihr spielen.

„ Was ist dein Problem? Wie kannst du nur sowas behaupten." sagte ich aufgebracht und ließ Kace's Hand los, da ich ihr nicht ausversehen weh tun wollte.
„ Ich möchte nur das beste für sie." sagte Shawn und straffte seine Schultern.
Mich verließ ein zynisches Lachen.
„ Denkst du ich nicht? Ich muss mir nicht von dir anhören, wie ich sie behandeln soll. Du bist doch nicht ihr scheiß Vater." redete ich etwas lauter und meine Stimme bebte vor Wut.

„ Du solltest deine Aggressivität unter Kontrolle bringen."
Mit diesen Worten stand Shawn auf und verließ leise den Raum.
Ich schaute immer noch auf die Tür, hinter welcher er gerade verschwunden war.
Scheiße! Warum musste er nur recht haben?

In the heart of the BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt