Kapitel 100

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„ Aber wie?" fragte ich Nico und wartete ab.
Nico seufzte und rieb sich angestrengt seine Augen.
„ Wie erklärst du dir eigentlich deine Entführung und das was die letzten Tage passiert ist?" fragte er mich ruhig. Ich zuckte nur mit den Achseln. Es gab für mich keine logische Erklärung für das was passiert war, ich versuchte einfach es zu verdrängen und nicht auch noch zu hinterfragen.
„ Alles hängt mit einander zusammen." sagte Nico. Ich wurde immer noch nicht schlau aus seinen Worten und bat ihn darum mir mehr Kontext zu liefern.

„ Meine Mum ist die Schwester von Rodriguez, dem Mann der von Zayn erschossen wurde." Ich nickte.
„ Mein Vater ist Robinson." er atmete schwer, als müsste er sich konzentrieren ruhig zu bleiben. Ich wartete ab, bis er weiter reden konnte.
„ Robinson hatte vor zwanzig Jahren etwas mit meiner Mutter gehabt, was meinem Onkel natürlich gar nicht gefiel. Sie waren schon immer verfeindet." redete Nico weiter. Ich schluckte hörbar. Es war für mich alles so schwer zu glauben und zu verstehen.

„ Und was haben die Black's damit zutun?" fragte ich.
„ Dein Vater hatte viele Feinde Kacey... Zayn und du waren nur Schachfiguren die hin und hergeschoben wurden." sagte Nico. Bei Zayn's Namen wurde mir kurz heiß und kalt. Ich schluckte und blickte auf meine Finger, die ineinander verknotet waren.
„ Hast du noch Kontakt zu Zayn? Also weiß er dass du mein Bruder bist?" fragte ich.
„ Nein, aber ich werde es ihm sagen müssen. Zayn weiß weniger als du denkst. Ich war dabei als Zayn's Vater mit ihm über dich geredet hat. Zayn hatte noch nie ein gutes Verhältnis zu seinem Vater wie du sicherlich weißt. Er versucht mit aller Kraft nicht so zu werden wie er." sagte Nico. Ich nickte.

Ich wusste in welcher Beziehung Zayn zu seinem Vater stand und was er von ihm hielt. Jedenfalls dachte ich es gewusst zu haben.
„ Aber Kacey... die Familie kann man sich nicht aussuchen und trotz allem gibt es immer eine Verbindung zwischen Geschwistern und Eltern, die man nicht brechen kann. Bei Geschwistern sogar mehr als bei Eltern." bei dem letzten Satz schaute er mich an. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Nico den letzten Satz auch auf uns beide bezogen hatte. Ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte. Ich wusste ebenfalls nicht, von welcher Art Verbindung er sprach, denn die einzige Person zu der ich jemals eine familiäre Verbindung verspürt hatte war meine Mutter... und mein Vater?

„ Und was hattest du dann mit den Black's zutun? Wieso redest du von familiären Bindungen, wenn du mich und meinen Vater mit einer Waffe bedroht hast und mich gerade erst vor drei Tagen entführt hast?" fragte ich schnippisch. Ich wusste nicht genau, ob ich Nico vollkommen trauen konnte, vor allem nach der Sache mit Zayn.
„ Mr. Black, Zayn's Vater, war derjenige, der mir und meiner Mum finanziell geholfen hat, als die Behandlung zu teuer wurde. Sie hat Krebs und wird wohl auch nicht mehr lange leben, doch Black hat uns mehr geholfen als dein Vater es jemals getan hat. Und dein Vater wusste, wie es uns ging. Ich und meine Mum mussten uns immer durchboxen und nichtmal Unterhalt bekamen wir. Deshalb habe ich keine familiäre Bindung zu unserem Vater und deshalb habe ich ihn bedroht... du musst verstehen, dass ich dir niemals etwas getan hätte!" beendete Nico seinen Vortrag. Seine Stimme wurde mit jedem Satz lauter und er ballte seine Hände zu Fäusten.

Ich stand auf und musste über seine Worte nachdenken. Ich wusste schon immer, dass mein Vater ein Arschloch war, doch innerlich war er wohl noch kaputter als ich oder Nico. MeinVater hatte viel Schaden angerichtet und ich wusste immer noch nicht, ob er meine Mum damals betrogen hatte oder warum er damals etwas mit Nicos Mutter hatte.
„ Ich trauere nicht um den Tod meines Onkels. Rodriguez war ein Arschloch, genau wie unser Vaters... du weißt sicher, dass Rodriguez Schuld an dem Tod deiner Mutter war. Und nun ist er Tod." sagte Nico.

Ich stand nur da, starrte auf das imaginäre Feuer in dem Kamin und versuchte all diese Informationen zu verarbeiten.
„ Genauso wenig trauere ich um unseren Vater." sagte Nico. Zum Ende des Satzes wurde er immer leiser. Plötzlich wurde ich hellhörig.
„ Was?" fragte ich und drehte mich zu Nico. Nico stand nun vor mir.
„ Kacey, ich weiß für dich mag es schwer sein, auch weil du schon deine Mutter verloren hast aber... der Grund warum ich dich heute besucht habe..." Nico redete vorsichtig, als hätte er Angst auszusprechen was als Nächstes kommt, da er wusste er könnte mir damit Schmerzen zufügen.

„ Michael hat es nicht überstanden. Er ist Tod." sagte Nico. Ich schaute Nico zwar in die Augen, doch ich blickte durch ihn hindurch. Meine Haut wurde ganz taub. Ich merkte wie mir wenige Tränen die Wange hinunter liefen. Nico schaute mich gequält an. Er schien es wohl nicht gerne zu sehen, wenn Menschen leiden.
„ Ich weiß, du hattest eine bessere Beziehung zu ihm als ich. Deswegen tut es mir leid..." sagte er.
„ Hast... du?" ich stotterte schwach vor mich hin. Meine Stimme war nur noch eine dünne Schicht.
Nico schüttelte nur schnell den Kopf.

„ Ich könnte niemals meinen eigenen Vater töten." sagte er. Er trat einen Schritt auf mich zu.
„ Wer war es dann?" fragte ich. Ich zitterte am ganzen Körper.
„ Black..." Nicos Stimme war nun ebenfalls sehr dünn. Ich schaute auf den Boden. Ich wusste nicht was ich empfinden sollte. Ich empfand Trauer... ganz klar, doch so schlimm wie an dem Todestag meiner Mutter könnte es nie sein. Mein Vater hatte einen unehrlichen Sohn und hatte es mir nie gesagt... wie sollte ich da nun so traurig sein, wie ich es eigentlich sein müsste? Trotzdem liefen mir unaufhaltsam Tränen über das Gesicht.

Nico überbrückte die wenigen Meter zwischen uns und schlang seine starken Arme um meinen Körper. Ich schluchzte und weinte bitterlich. Nicht nu, dass ich jetzt eine Weise war, sondern auch all der Ballast den ich mit mir rumschleppte, veranlasste mich dazu. Ich krallte meine Finger in das Leder seine Jacke und hielt mich an Nico fest. Nicos Wärme umhüllte mich und sein warme Atem streifte meinen Nacken.
„ Ich bin jetzt ganz alleine... ich habe niemanden mehr. Meine Eltern sind Tod und Zayn hat mich hintergangen..." ich schluchzte und schniefte vor mich hin.

Nico strich mir beruhigend mit seiner Hand über den Rücken.
„ Kacey... ich verspreche dir, solange ich lebe wirst du nie alleine sein."

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