Kapitel 84

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„ Ähm ja... der ist, nun ja... wunderschön." stotterte Mae vor sich hin und konnte sich ein Grinsen nicht unterdrücken. Ich verdrehte meine Augen, doch konnte ebenfalls nicht anders als zu Grinsen.
Die Plätzchen waren fertig und sahen teilweise echt gut aus. Also eigentlich waren die hübschen nur von Mae. Meine waren unförmig und meist waren sie angebrannt. Ich meine, wie konnte das nur sein? Sie waren genauso lange im Ofen gewesen wie Maes. Ich prustete los. Ich konnte nicht anders. Da gehörte ich mehr zu den Personen, die mehr Humor für total banale Dinge übrig hatte.

„ Der sieht total scheiße aus." brachte ich unter aussetzendem Lachen hervor. Mae fing auch an. Ihre Lache war wie ein Sonnenstrahl, der einen morgens aufweckte. So warm und kraftvoll.
„ Oke du hast recht." stimmte sie mir lachend zu.
„ Wir wollen doch nicht seine Gefühle verletzen, er ist schön von innen." sagte Mae herzlich und nahm das hässlichste Plätzchen von allen in die Hand. Sie biss herein und kaute enthusiastisch darauf herum. Nach einigen Sekunden presste sie jedoch ihre Lippen aufeinander und zog ihre Augenbrauen zusammen.

„ Ne, auch nicht von innen." sagt sie und schluckte den Bissen qualvoll hinunter.
„ Aber die anderen sind zum Glück nicht verbrannt." sagte ich und stand auf, um eine Schüssel zu holen. Die Plätzchen waren bereits abgekühlt.
„ Kace?" Ich erschrak leicht bei ihrem Ton, den sie mit einem Mal annahm. Ich drehte mich zu ihr und sie schaute mich direkt aus ihren warmen Augen an, die jedoch nicht mehr so strahlten wie vor ein paar Sekunden noch. Sie wirkten trüb und besorgt.

Wenn ihre Stirn nicht wie immer von einer Mütze bedeckt wäre, hätte ich bestimmt eine Sorgenfalte ausmachen können. Es schien ihr irgendwie nicht ganz gut zu gehen, als wäre es ihr unangenehm das Thema anzusprechen.
„ Versprichst du mir auf Zayn aufzupassen?"
Ihr Worte hallten zu mir hinüber und in meinem Kopf hin und her. Was meinte sie? Ich kannte keine Person, die stärker war als Zayn. Warum sollte also gerade ich auf ihn aufpassen?
„ Was meinst du?" fragte ich.

Um das Gespräch privater zu halten, kam ich wieder auf sie zu und stellte eine Tasse Kakao auf den Tisch, ehe ich direkt vor ihr Platz nahm.
„ Bitte versprich mir, dass du dich um Zayn kümmerst, wenn..." sie schluckte hart und schaute auf ihre knochigen Finger, die sich ineinander verknotet hatte.
Das Fragezeichen in meinem Gesicht verschwand langsam und ich verstand, worauf sie hinauswollte.
„ Mae..." Ich versuchte ruhig und ausdrücklich zu klingeln, bemerkte jedoch wie meine Stimme schwach wurde. Ich konnte... nein, ich wollte mir gar nicht vorstellen, dass Mae in absehbarer Zeit nicht mehr bei uns sein könnte.

„ Bitte Kace..." sie unterbrach mich und griff nach meiner Hand. Ihre Haut war kalt und mit schwachen Fingern umklammerte sie mein Handgelenk. Ein Kloß begann sich in meinem Hals zu bilden.
„ Bei Nate weiß ich, dass er weiter machen kann... er wird sich um Mum kümmern und die Familie zusammenhalten so gut es geht. Aber Zayn..." ihre glasigen Augen blickten mir entgegen und meine ganze Aufmerksamkeit lag auf ihren Worten.
„ Er ist ein echter Eisklotz, aber das tut er nur, um alle um sich herum zu täuschen." sagte sie mit zittriger Stimme.

Ich wusste genau wovon sie sprach. Zu Beginn konnte ich mir nicht vorstellen, dass Zayn überhaupt ein Herz besaß, mit seiner kalten Ausstrahlung, die jeden in der Schule von ihm fern hielt. Aber konnte es wirklich sein, dass das alles nur seine äußere Fassade war? Ich kannte ihn schon genug, sodass ich die Antwort ganz genau wusste. Er ähnelte mir in vielerlei Hinsicht und somit auch mit seinem Schutzmechanismus, den er über die Zeit hin erbaut hatte.
„ Seine Beziehung zu unserem Vater war ausschlaggebend und umso mehr er es in sich hineinfrisst und nicht zum Vorschein bringt, umso härter wird es ihn treffen." murmelte sie nur noch, da ihre Stimme viel zu schwach war, als dass sie diese Worte noch aussprechen könnte.

Ich nickte verstehend.
„ Ich möchte nicht, dass er irgendwas dummes anstellt, wenn ich nicht mehr da bin." sie hatte die Realität das erste mal in Wortform gebracht. Der Kloß in meinem Hals wurde immer größer. Es machte mich fassungslos, dass Mae in so jungen Jahren, schon so Weise war, als hätte sie ein ganzes Leben bereits hinter sich. Kein Zweifel, dass sie die Schmerzen eines ganzen Lebens schon hinter sich hatte. Ihre Augen starrten meinen entgegen. Scheiße Kace... bleib stark.

Ich nickte und schenkte ihr so gut es nur ging ein aufmunterndes Lächeln.
„ Versprochen!" sagte ich und meine Stimme zitterte nicht. Sie war fest und entschlossen, sodass Mae sich keine Sorgen mehr machen musste, dass ich es nicht ernst meinen würde. Außerdem konnte ich mir nicht vorstellen, wie es wäre Zayn auch noch zu verlieren. Und ich wusste wie es war eine Person die man so sehr liebt zu verlieren.
Endlich kam auch von ihr ein Lächeln.
„ Danke." wisperte sie. Mae zog mich an sich heran und schloss mich in eine warme Umarmung, die ich ohne zu Zögern erwiderte. Nun löste sich trotzdem eine Träne aus meinem Auge.

In the heart of the BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt