Zayn's Pov.

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Ich betrat ein dunkles Zimmer, welches nur durch eine Nachttischlampe erleuchtet wurde.
Es war angenehm warm, doch der Geruch nach Desinfektionsmittel und Krankheit blieb.

Das erste was ich wahrnahm, war ein Bett auf der linken Seite des Zimmers.
Um das Bett etliche Geräte und Verkabelungen, die zu einem zierlichen Mädchen führten.
Meine Augen weiteten sich, als ich nach so langer Zeit endlich das feine Gesicht, welches noch beim letzten Mal, als ich sie gesehen hatte, von blonden welligen Haaren umrandet war, wieder sah.

Mit geschlossenen Augen und blasser Haut lag sie da. Zugedeckt mit zwei Decken und umhüllt von Kissen.
Ein Blick reichte, um zu sehen, wie schlecht es ihr ging.
Mae sah aus wie ein Engel, auch in einem Bett umgeben von piependen Geräten.
Neben ihrem Bett standen mehrere Blumensträuße, welcher den Raum nicht ganz so leer wirken ließen.
Doch mein Blick haftete auf meiner ein Jahr jüngeren Schwester.

Ich atmete laut ein und aus und mein ganzer Körper zitterte. Es war, als würde sich mein Herz verkrampfen und es drohte mich zu erdrücken.
„ Zayn?" eine sanfte Stimme kam aus der rechten Ecke des Zimmers.
„ Mom." hauchte ich, denn auch sie hatte ich schon lange nicht mehr gesehen.

Mit einem wie immer warmen und liebevollen Lächeln schlug sie die Decke von ihren Beinen und stand vom Sessel auf.
Ich legte meine Tasche ab und überbrückte ebenfalls die wenigen Meter zu meiner Mutter.
„ Mein Junge." flüsterte sie und schloss mich in ihre Arme.
Man konnte die Erleichterung in ihrer Stimme spüren und auch ich war einfach nur froh, dass es wenigstens meiner Mutter und meinem Bruder gut ging.

Meine Mutter, Maria, umarmte mich so fest und schien mich gar nicht mehr loslassen zu wollen.
Dies quittierte ich nur mit einem Lächeln und nach einer Weile ließ sie mich dann doch endlich los.
„ Du bist so groß und stark. Willst du eigentlich noch mehr wachsen? Du bist ja schon fast größer als dein Bruder." ich schaute sie grinsend an und bei ihrer Ausstrahlung fühlte ich mich direkt wohl.

Doch was mir Sorgen machte, waren die roten Augen und ihre ebenfalls blasse Haut.
Sie schien viel geweint zu haben, was mich sehr wütend machte.
Ich wollte nicht, dass meine Mutter sich so viele Sorgen macht.
Im Gegensatz zu mir, war sie recht klein, doch hatte mich zugegebenermaßen echt unter Kontrolle. Auch mein Bruder konnte ihr nie wiedersprechen.
Sie strahlte eine typisch mütterliche Wärme aus und normalerweise war sie auch immer liebevoll und am Strahlen.
Doch jetzt...

„ Wie geht es dir? Wie war der Flug? Gab es Turbulenzen?" sie bombardierte mich direkt mit Fragen und umfasste mein Gesicht mit ihren warme Händen.
Ich schüttelte den Kopf.
„ Keine Sorge, mir geht es gut." sagte ich und schenkte ihr ebenfalls ein Lächeln.
Meine Mutter war die einzige Person, die mich wirklich kannte und wusste wer ich war.
Es mag daran liegen, dass ich niemandem meine wahren Gefühle zeigte, doch meine Mutter hatte mich großgezogen und als mein Vater mich auf das Internat geschickt hatte, war es meine Mutter, die Tagelang geweint hatte.

Nicht mal Nathan oder auch Kacey wissen so viel über mich wie sie.
Wenn ich so drüber nachdachte, wusste Kacey generell nicht viel über mich und eigentlich wollte ich das gerne ändern.
Es war komisch, aber ich wusste, dass ich ihr vertrauen konnte und mit der Zeit würde sie mich immer besser kennen lernen.
Ich selber hatte schon mehr über sie und ihr Leben erfahren, als ich über Leute wusste, die ich schon mein ganzes Leben lang kannte.

„ Mom, du musst dich ausruhen. Du hast seit Tagen kein Auge mehr zu gemacht." sagte Nathan.
Meine Mutter wandte sich von mir ab und griff nach Nathans Hand.
„ Du hast recht. Ich werde aber nicht gehen." sagte sie entschlossen und Nathan und ich wussten beide, dass wir sie nicht umstimmen konnten.
Nicht nur meine Mutter, sondern auch Nathan sah völlig fertig und müde aus.

„ Okay dann leg dich auf die Couch und versuche zu schlafen." sagte Nathan und nickte rüber zu dem großen Sofa, welches ebenfalls im Zimmer stand.
„ Ich geh mit Zayn eben Kaffee holen." sagte Nathan und schaute mich auffordernd an.
Alles was ich tat war zu Nicken und in Richtung der Tür zu Laufen.
Mit einem letzten Blick auf meine Schlafende Schwester öffnete ich die Tür und trat erneut in den grellen Flur gefolgt von Nathan.

Wie gerne ich jetzt Mae's Lächeln sehen und sie einfach umarmen würde.
Doch ich konnte sie auch nicht einfach aufwecken, sie brauchte viel Ruhe.
Nathan und ich mussten uns schon vor Jahren eingestehen, dass wir sie nicht vor allem beschützen konnten.
Ich würde alles dafür geben ihr den Krebs nehmen zu können, doch es war unmöglich.
Genauso wie die Wahrscheinlichkeit, dass sie überlebt.
Tief im inneren wusste ich es, doch alles in mir sagte, dass sie es schaffen wird, da sie eine der stärksten Mädchen war, die ich kannte.

„ Wie schlimm ist es wirklich?" fragte ich Nathan.
Wir saßen auf einer Bank vor dem Krankenhaus. Es war selbst mitten in der Nacht noch sehr warm, was daran lag, dass wir in Arizona waren.
Nathan fuhr sich gestresst durch die Haare und atmete frustriert aus.
„ Mae's Krebs hat sich zu einem metastasierenden Krebs entwickelt."
„ Nathan, im Gegensatz zu dir studiere ich kein Medizin, also sag mir einfach, ob es noch Hoffnung gibt." meine Stimme bebte und ich merkte meinen ganzen Körper zittern.

„ Ihr Krebs hat bereits gestreut, aber wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben." sagte er.
Mein kompletter Körper verkrampfte sich und meine Hände ballten sich zu Fäusten.
Ich kniff meine Augen zusammen und unterdrückte einen Aufschrei.
„ Natürlich werde ich sie nicht aufgeben." presste ich unter meiner Wut hervor.
Nathan sagte nichts und schaute einfach den Boden an.
Eigentlich war ich sonst eher der Stille Typ, wenn man mal von den Aggressionen absieht, doch seitdem ich hier war, hatte er noch nicht viel geredet, was mir nicht gerade ein besseres Gefühl gab.

„ Wir wussten es doch. Von Anfang an." sagte Nathan nur und nun konnte ich auch in seiner Stimme Wut und Angst heraushören.
In dem Punkt waren wir uns ziemlich ähnlich. Ich wusste genau, dass er gerade gerne auf irgendwas einschlagen würde, um seine Wut abzulassen.
Ich holte eine Zigarettenpackung aus meiner Hosentasche und auch Nathan bot ich eine an.
Er war sonst immer gegen Rauchen und auch, dass ich rauchte, fand er noch nie toll.
Doch nun griff er zu und nahm mir mein Feuerzeug aus der anderen Hand.

In the heart of the BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt