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Silas

Wir trafen uns um acht Uhr an der Halle. Der Elternabend war seit etwa zwei Stunden vorbei und sowohl Lehrer als auch Eltern waren lange weg. Tom und Amelie erwarteten Boris, Alica und mich vor dem Eingang und halfen uns beim Dekorieren und Vorbereiten. Die Technik fiel in Toms und Boris' Hände, Alica kümmerte sich um die Deko und Amelie machte es sich zur Aufgabe, jeden meiner Handgriffe zu korrigieren, als ich Alkohol und Häppchen auf den Tischen platzierte.

Als die ersten Leute kamen, wurden wir gerade mit den Vorbereitungen fertig. Es waren Greg, Raban und Max. Die Mitglieder von Boris' Band. Sie überprüften die Sound-Einstellungen und Raban legte eine Playlist auf, die laufen sollte, während sie nicht spielten. Nur kurz nach ihnen stießen ein paar Mittelstufenschüler dazu, zu denen die Gerüchte durchgesickert sein mussten. Wir konnten also davon ausgehen, dass die Halle gut vollwerden würde.


Alica und ich saßen ganz oben auf der Tribüne und behielten alles im Blick. Wir wussten, wer mit wem kam, wer zum Tanzen hier war und wer zu zum Saufen, wer wann die Halle betrat und wer sie mit wem wieder verließ.

„Schau mal, die stehen schon ewig da rum." Ich stupste Alica an und deutete zum Eingang. Kians Gruppe trug verschiede Ausdrücke, doch Begeisterung war nicht darunter.

„Ist Austin als Prinz verkleidet?", fragte Alica mit zusammengekniffenen Augen.

Ich nickte schmunzelnd. „Sieht ganz so aus. Und was soll Kian darstellen?"

Er trug einen schwarzen Anzug mit weißem Hemd, ohne Krawatte oder Fliege. Der Anzug war etwas eng, vor allem an Schultern und Armen und sein Hemd war so weit geöffnet, dass man den oberen Teil seiner Brust sah. Er konnte so gut wie alles darstellen – erfolgreicher Geschäftsmann, Trauzeuge, Stripper... Egal, was es war, es sah verdammt gut aus. So gut, dass es mir schwerfiel, meinen Blick von ihm zu lösen.

Meine ganze Aufmerksamkeit galt der Knopfleiste seines Hemdes. Er sollte noch einen Knopf öffnen. Und dann noch einen. Und noch-

„Erde an Silly!" Alica schnippte vor meinem Gesicht herum. „Spring ihn nicht gleich an. Der Arme."

„Entschuldige?!" Mit offenem Mund sah ich zu ihr.

Sie grinste breit. „Wie wär's denn, wenn du ihn ansprichst, statt ihn nur gruselig aus der Ferne anzustarren?"

„Klar. Und was dann? Er verliebt sich in mich, wir heiraten und bekommen Kinder?"

„Das hast du jetzt gesagt."

Um ehrlich zu sein, hatte ich mir für meine Zukunft schon deutlich schlimmeres ausgemalt.

„Vielleicht landet ihr in der Kiste? Die meisten Mädels halten ihn weniger für einen Vampir, sondern eher für einen Sexgott."

Er gefiel mir, ja. Ich fand ihn heiß. Und ich hatte Stunden damit verbracht, an ihn zu denken. Aber nie an sowas.

Diese Party war dazu da, ihn und seine Freunde unter die Leute zu bringen. Das war es, worauf ich mich konzentrieren sollte. Dem sollten meine Gedanken gelten. Aber Alica ließ nicht locker.

„Boris meinte, Kian hat voll den Sixpack. Hat er beim Sport in der Umkleide gesehen."

Das war mir nicht entgangen, immerhin saß er da neben mir. Jeden Mittwochmorgen musste ich verhindern, vor Kian auf den Boden zu sabbern.

Ich hatte nichts gegen die Aussicht an sich, ganz im Gegenteil. Aber die Gesellschaft störte mich. Keiner ließ sich gern in Gegenwart angriffslustiger Pubertiere von seinem Schwarm verzaubern.

Erwacht - BlutlustWo Geschichten leben. Entdecke jetzt