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Ich lief die bunte Straße entlang, und obwohl die Sonne erbarmungslos auf mir herab schien, war ich glücklich endlich angekommen zu sein. Ich war fasziniert  von der kleinen Stadt in Kolumbien, in dessen magischen Familie ich tatsächlich für ein ganzes Jahr lang leben durfte. Ich war erstaunt gewesen, als mir die Anzeige in die Hände geflattert war, als ich wieder einmal die Zeitung austragen war.
Ich hatte einen Brief geschrieben, und ihn mit zittrigen Händen den Postboten persönlich in die Hand gedrückt. Gleich nachdem er den Brief aus meiner Hand zog, hatte ich mich damit abgefunden eine Absage oder gar keine Antwort zu erhalten. 
Jeder hätte sich gewünscht in dieser Familie leben zu dürfen, und gerade ich hatte tatsächlich diese Chance bekommen. Ich war so aufgeregt, dass ich ständig mit einer dicken Haarsträhne spielte, die sich über meiner Schulter geschlichen hatte. So weit ich von anderen Bewohnern gehört hatte, war ein sogenannter Bruno wieder in der Familie, nachdem er lange verschwunden war. Es gab auch ein Mädchen- Mirabel hieß sie glaube ich, die einzige ohne Gabe. Es muss furchtbar für sie sein ständig im Schatten der anderen stehen zu müssen... vielleicht konnte ich mich mit ihr anfreunden, wer weiß. 
So viele Geschichten hatte ich schon gehört, von dem Fall und Aufbau der Casita, von den vielen Leuten denen sie schon geholfen hatten. Und jetzt kam ich dazu.
Als ich an dem abgeschiedenen Ort ankam, entdeckte ich schon die sogenannte Casita, die so groß und bunt dort stand und strahlte wie kein anderes Haus auf meinen Weg. Blumen und Ranken schlängelten sich um die Säulen und verliehen der Luft eine süßliche Note. 
"Okay, okay ganz ruhig du packst das schon..."
Sagte ich zu mir selbst, und streckte den Rücken durch und richtete meine Haare. Jetzt gab es kein zurück mehr, ich war hier.
Als ich vor der großen Tür stand, zögerte ichvor Angst. Tatsächlich brauchte ich drei Anläufe um an die Tür zu klopfen. Ich wartete geduldig, bis nach einigen Minuten jemand die Türkise Tür öffnete.
Es war Abuela dessen Gesicht beinahe keine Miene verzog als sie mich musterte. Wahrscheinlich wusste sie schon in etwa wer ich war.
"Hallo, du musst dann wohl Bianca sein richtig?"
Jetzt rang sie sich doch ein kleines lächeln ab, und ich fing sofort an zu strahlen.
"Ja, ja die bin ich genau..."
Nervös umschloss ich die Rieme meines Rucksacks mit der linken Hand.
"Nett dich kennenzulernen. Du kannst mich Abuela nennen. Komm mit ich werde dir alles zeigen und dir jeden Vorstellen."
Ich nickte und folgte ihr. Sie trug ihre grauen Haare zu einem niedrigen Dutt, und hatte recht bunte Kleidung an. Die Arme voran verschränkt, ging sie mit mir weiter in die große Eingangshalle dessen Dach sich nur über die Zimmer erstreckte. Ich konnte also in die grelle Sonne schauen, die goldene Kringel auf dem Boden malte. Eine große Treppe schlängelte sich hoch zu den Zimmern an dessen Türen ich Symbole erkennen konnte.
"Hier oben sind die Zimmer der Kinder, und allen anderen Personen die du noch kennenlernen wirst. Hier leben Jung und Alt zusammen."
Sagte sie. Als wir die Treppen  hinauf gingen, zog ich scharf die Luft ein, als sich plötzlich einige der Stufen unter meinen Füßen bewegten.
Ich klammerte mich am Geländer fest, als sich Abuela umdrehte.
"Oh hab keine Angst, die Casita macht was sie will. Du wirst es bestimmt noch häufiger erfahren das sich Böden oder Schranktüren bewegen. Kein Grund zur Sorge. Stimmt es nicht Casita? Sei nett zu unseren Gast, sie wird eine ganze Weile bei uns sein."
Sie sprach in die leere hinein, was mich unsicher hin und her sehen ließ. Oh super, wenn mich selbst das Haus nicht mochte obwohl ich erst seit 5 Minuten hier war, konnte das ja noch etwas mit den lebenden Personen werden, vor denen es mir graute sie kennen zu lernen. Nicht weil ich sie nicht mochte, ich kannte sie ja nict persönlich. Es war aber nur meine Angst und Nervosität die mich noch zum durchdrehen bringen würde.
Sie wollte mich zu einer der Türen führen, als sich plötzlich eine öffnete und jemand in mir hinein lief. 
"Autsch, alles gut?"
Fragte ich und rieb mir lachend das Kinn. 
"Oh Entschuldigung! Hey du bist doch das Mädchen was für ein Jahr bleibt stimmt's?"
Das junge Mädchen lächelte enthusiastisch und ich musste lächeln. Sie hatte dunkelbraune kurze Locken die hin und her wippten, blaue Ohrringe, eine grün-goldene runde Brille und ein Kleid dessen Oberteil weiß und der Rock mit bunten Mustern bestickt war. Sie spielte mit den Zipfel ihrer ebenso bunten Tasche die sie auf der linken Schulter trug, und sah mich mit ihren großen braunen Augen an.
"Ja das bin ich. Ich bin übrigens Bianca."
Ich hielt ihr die Hand hin, doch sie umarmte mich flüchtig.
"Freut mich, ich bin Mirabel!"
Überrascht von ihrer Herzlichkeit musste ich lächeln. Also war sie diejenige ohne Gabe. Dafür war sie mir aber sofort sympathisch.
"Jetzt hast du ja bereits eine der Madrigals kennengelernt. Können wir dann zur nächsten Person überkommen-"
"Oh ich kann das machen!"
Unterbrach Mirabel sie.
"Bist du dir sicher?"
Fragte Abuela immer noch mit einer standfesten Miene.
"Ja klar ich schaff' das schon."
Die alte Frau sah von ihr zu mir.
"Ist das in Ordnung für dich?"
"Ja klar. Es hat mich gefreut Sie kennenzulernen Abuela. Danke noch einmal das ich hier für eine Zeit leben darf. Das bedeutet mir viel."
Sagte ich und lächelte.
Sie nickte mir nur leicht lächelnd zu und ging dann wieder die Treppen herunter.
"Okay, bist du bereit? Du hast bestimmt viele Fragen, aber ich werde sie dir alle beantworten!"
 Mirabel streckte die Hände aus, was mich zum auflachen brachte.
"Du scheinst so als müsstest du schon oft von deiner Familie erzählt haben."
Sagte ich jetzt.
"Ja, die Dorfkinder fragen ständig wer welche Gabe hat, wer die Schwester, wer der Cousin ist... du weißt ja wie Kinder sind."
Sie hob die Schultern und sah mich an.
"Ja das stimmt. Meine Cousine ist genauso."
"Oh ich habe auch Cousinen und Cousins. Aber alles nach einander. Ich weiß du willst bestimmt wissen was meine Gabe ist aber...ich hab keine."
Mein lächeln fiel etwas in sich zusammen. 
"Ja ich...habe da was gehört das jemand keine Gabe hat. Aber hey genau das macht dich doch besonders oder?"
Sie lachte nur, doch das Lachen erreichte nicht ihre Augen.
"Ja stimmt wohl."
"Du wirst dich wahrscheinlich oft im Schatten gestellt gefühlt haben, aber ich finde dich sehr sympathisch. Man braucht keine Gabe um besonders zu sein."
Ich lächelte sie an. 
"Wow, das hast du schön gesagt. Aber genug damit. Lass mich dir die anderen vorstellen."
Sie packte mich am Handgelenk und zog mich mit sich zu einer der Türen dessen Symbole eine Frau darstellte. Über ihren Kopf schwebte eine Gewitterwolke.
Die Symbole leuchteten golden, faszinierend wie ich fand.
Mirabel klopfte an, als sich wenig später die Tür öffnete.
Eine Frau mit rot-braunen Locken die zu einem Zopf geflochten waren, und ein Gelbes Kleid trug erschien.
"Das ist meine Tia Pepa! Ihre Stimmung kontrolliert das Wetter!"
Fing Mirabel an.
"Hallo..."
Ich hob die Hand, und die Frau lächelte.
"Ach du bist die neue oder?"
"Ja Bianca der Name, freut mich!"
"Mich auch."
Sie nickte.
Mirabel zog mich jedoch gleich weiter, sodass ich gar keine Zeit hatte mit ihr noch ein paar Worte zu wechseln.
Sie lief mit mir zur nächsten Tür, an der ein Symbol eines Mannes welcher eine Sanduhr in den Händen hielt leuchtete. Doch derjenige war gar nicht im Zimmer denn er kam gerade die Treppe hoch. 
"Da ist er ja!  Tio Bruno kann die Zukunft Vorhersagen!"
Mirabel zog mich mit sich zudem Mann der mich mit großen Augen ansah. Er hatte einen dunklen Lockenkopf, und dunkelgrüne Augen, unter diesen sich dunkle Augenringe abzeichneten , wie ich sie auch stets trug. Er hatte einen grünen Poncho übergeworfen und einen leichten Stoppelbart,  als er lächelte.
"Hi, ich bin Bianca!"
Ich musste zugeben er sah echt süß aus, mit seinem schüchternen Welpen Blick. Und ich war fasziniert von seiner Gabe. Ob er schon längst wusste das ich kommen würde?
"Freut mich dich kennenzulernen Bianca."
Sagte er, und sah mir so tief in die Augen das ich rot wurde. Plötzlich wippte die Treppenstufe schon wieder und ich stolperte gegen ihn. Bruno hielt mich an den Schultern fest und lachte etwas.
"Huch, das ist bei uns hier normal..."
Ich lachte nur nervös und mit hochroten Kopf.
"Ihr zwei könnt später noch reden, komm es gibt noch so viele andere Madrigal's!"
Mirabel zog mich abermals mit sich. Ich drehte mich nur noch einmal kurz zu ihn um und lächelte entschuldigend. Was war das denn gerade? Ich konnte seinen Blick noch immer im Rücken spüren, als wir weiter liefen zur nächsten Person die dort schon auf uns wartete.
Was für ein guter erster Eindruck...
Sie zeigte mir ihre Mutter Julieta, eine Frau mit gräulichen Haaren und einen lieben Blick. Sie konnte mit ihren Gerichten die Leute heilen, wie mir Mirabel erzählte. Eine sehr nützliche Gabe. 

εїз  𝕄𝕒𝕣𝕚𝕡𝕠𝕤𝕒 (𝙰𝚗 𝙴𝚗𝚌𝚊𝚗𝚝𝚘 𝙵𝚊𝚗𝚏𝚒𝚌𝚝𝚒𝚘𝚗)  εїзWo Geschichten leben. Entdecke jetzt